Nach der Ankunft: Julian setzt seine Drohne ein |
Unsere Nachbarn Lamar (mit 20-Zöller) und Paul |
Mit Tom's 10-Zoll f/5.5 und dem Erdschatten |
Erste Nacht auf Samstag: Sonnenuntergang |
Zum Test spielte ich mit dem 10-Zöller die Einstiegsobjekte durch, und dann auch gleich die ganzen Winterhimmel-Messiers bis M67 und M44. Und nicht
zu vergessen schöne Südobjekte wie den dichten offenen Haufen NGC 2477. Zwischendurch schaute ich auch bei meinen Nachbarn vorbei. Lamar stellte in
seinem 20-Zöller u.a. einige Nebel ein, darunter den Rosettennebel und Thor's Helm NGC 2359, unsere "Schnecke mit Häuschen". Bei der Gelegenheit zeigte
ich ihm einen anderen Wolf-Rayet Nebel: Sharpless 308 im Großen Hund, der hier wesentlich höher steht als bei uns und mit OIII-Filter unterschiedlich helle
Teile eines großen Ringes zeigte. Bei Paul, dem Geologen mit einem 25-Zöller, wurden u.a der Medusa-Nebel Abell 21, und die Galaxien M66 und M95
gereicht - mit schönen Details bei dieser Öffnung.
Die Nacht wurde allerdings zunehmend feuchter, was - wie mir Einheimische versicherten - hier aber absolut selten vorkommt. Das wäre für die kommende
Marathonnacht natürlich gar nicht gut, und würde einen Erfolg ernsthaft in Frage stellen. Lamar versprach mir vorsorglich Handwärmer, die man bei Bedarf
an den Fangspiegel klemmen könnte. Bei den schlechteren Bedingungen legte ich mich erstmal schlafen, um dann morgens gegen 4:00 wieder auf den Beinen
zu sein. Der Himmel war jetzt wieder etwas besser, und ich verfolgte interessiert das weitere Geschehen am Osthimmel mit meinem 8x56-Feldstecher. Es wurde
bald klar, dass südliche Objekte wie die Kugelhaufen M69, M70, M54, M55 und M75 hier viel einfacher zu bekommen waren als bei uns; was ich bei meinem
Marathon in Geigersau (2012) nur unter Schwierigkeiten oder gar nicht gesehen hatte (M55, M75) war hier aufgrund der um über 14 Grad südlicheren Deklination
recht einfach. Aufgrund des Lichtdomes von Phoenix waren nur M72 und M73, und auch M2 vergleichsweise schwieriger. M30 würde wohl genügend weit rechts
davon aufgehen; ich habe ihn aber bei diesem immer noch feuchten und aufgehellten Himmel nicht mehr abgewartet, da wäre eh nichts gegangen.
Tom macht den 15-Zöller startklar |
v.l. Ben, Julian, Jack Jones, Tom Mozdzen, Jennifer, Tom und Ken Reeves |
Für 17:00 bat Veranstalter Rick zum Meeting |
Tombola: Jennifer, Tom und Rick, und zwei junge Preisrichter |
Anfangs gabs noch ein paar Zirren im NW, ... |
... die aber bald verschwanden: Oben Sirius, tief unten Canopus |
Bild mit freundlicher Genehmigung von Jim Cornmell: Jim's Cosmos
Und so um die Zeit des oben gezeigten Bildes mit Canopus begann für mich der Messier Marathon: Alles mit Tom's 20er Explore Scientific Okular
mit dem großen Gesichtsfeld von 100 Grad. Das ergab bei dem 10-Zoll f/5.5 Dobson eine Vergrößerung von 69x, und damit ein reales Gesichtsfeld
von deutlich über einem Grad am Himmel. Ich hatte vor, den ganzen Marathon ohne Sternkarte aus dem Gedächtnis zu machen, und das hat dann auch
geklappt; zur Sicherheit hatte ich die beiden Uranometria-Atlanten hinterlegt, gerade für den Fall, dass der Himmel schlechter werden würde, und ich die
Starhopping Pfade dann nicht mehr finden würde - im Virgohaufen sind die z.T recht subtil, und schnell mal nicht mehr so leicht zu sehen. Das war zum
Glück nicht der Fall, und das Ausmaß an Feuchte hielt sich im Gegensatz zur Vornacht in Grenzen - Okulare und Fangspiegel blieben durchgehend frei.
Als erstes kommen im Westen die Abendobjekte dran, die bald untergehen und daher zeitig eingestellt werden müssen. Auf der anderen Seite muss
aber erst gewartet werden, bis es dunkel genug ist ("schon dunkel genug, aber noch nicht zu tief unten im Horizontdunst"). Bei der flächenhellen Galaxie
M77 war das schon gegen 19:40 der Fall, und damit war sie das erste Messierobjekt der Nacht. Wenig später standen Tom und ich bei Julian am 15-Zöller
und konnten auch ihm zur M77-Sichtung gratulieren.
Die Position von M74Quelle:Cartes du Ciel |
M74 ist da schon viel schwieriger: Mittlerweile kenne ich die Position ganz genau, |
Danach ging ich die Winterobjekte - einschließlich M52 in der Cassiopeia - bis zu M67 und M44 schnell durch. Die Kombination aus Telrad,
8x50-Sucher und dem 20er Weitwinkelokular war beim Aufsuchen sehr bequem. Für Stunden war jetzt gar kein Zeitdruck mehr vorhanden,
und einige legten sich zwischendrin auch mal ein paar Stunden aufs Ohr.
Vor der Puppis-Milchstraße |
Tom zu Gast an seinem Fernrohr |
Julian beim Marathon |
Paul und Jennifer, links der 25-Zöller |
Der Marathon lief entspannt weiter, den Virgohaufen hatte ich starhoppend in einem Stück mit dem 20er Okular durchlaufen, und dann
war wieder "Buffet" angesagt: Bei Lamar wurde im 20-Zöller der Abell 1367 Galaxienhaufen eingestellt, und dazu eine schöne Fischgalaxie
NGC 4631. Und bei Paul wurden die wechselwirkenden Galaxien NGC 4038/39 sowie ein sehr schöner Whirlpool M51 gereicht. Paul fand
die vielen Eigennamen amüsant, auf die er in seinem neuen Interstellarum "Deep Sky Atlas" stieß. Mit eingezeichnet ist auch die Sternfigur
"Polakis 1" in der Sternwolke M24 - ein pfeilförmiges Muster, das auf M17 zeigt.
Mittlerweile war auch Omega Centauri in seine höchste Meridianposition gekommen, und bot in Julian's Marathon 15-Zöller einen tollen
Anblick. Das wäre auch was für Julian - wann gibts mal wieder Omega Centauri zu sehen ? - aber er machte wohl gerade ein Nickerchen.
Jennifer empfahl, ihn unbedingt zu wecken, und bevor ich diesbezüglich zur Tat schreiten konnte, kam er wieder aus unserem Van hervor
und konnte das südliche Paradeobjekt bestaunen.
Jennifer war dabei, als ich auf dem Marathonpfad die sommerliche Milchstraße herunter wanderte, und M11, M26, M16, M17 und M18
einstellte. Und als dann M24 dran war, zeigte sie mir auch die genannte familieneigene Gruppe Polakis 1. Und die südlichen Objekte
wie M7, M69, M70, M54, M55 oder M75 waren hier alle wesentlich einfacher als zu Hause in Bayern.
Im Schützen bei M22 unterwegs, links der Lichtdom von Phoenix |
Don Machholz (links) kommt zu Besuch |
Auch Don Machholz war am Platz, der bekannte Entdecker von bereits 11 Kometen. Ihm war erzählt worden, dass ich die Messiers aus
dem Gedächtnis einstellte, und ich hatte gelesen, dass er das schon bei vielen Marathons auch so gemacht hatte - es war übrigens sein
insgesamt 51stes. Und so kam er mal vorbei, um den Gast aus dem fernen Europa zu sehen, und ich wurde zum "Machholz of Germany"
ernannt. Wirklich eine sehr nette Anerkennung, aber dann doch wohl a bissal viel zu viel der Ehre ;-)
So allmählich ging es jetzt in die Endphase, und die war bis auf das letzte Objekt nicht wirklich schwierig. Man konnte gemütlich warten,
bis sich erst M15, und dann auch M2, M72 und M73 aus dem Lichtdom von Phoenix herausgewühlt hatten. Und dann waren 109 Objekte
geschafft und es fehlte nur noch - M30.
Die Position von M30Quelle: Cartes du Ciel |
M30 war auch theoretisch das schwierigste Objekt des Abends. Zwar sowohl heller (7,3 mag) Ich habe alle 110 Messier Objekte geschafft ! |
Die Zeit der erfolgreichen Sichtungen haben wir dann auf die Minuten um etwa 5:33 geschätzt; es war ja wohl nur ein Fenster von
vielleicht fünf Minuten, wo das möglich war. Tom hatte gerade mit einem 10x30 (!) Feldstecher 109 Messier Objekte ausmachen
können, alle bis auf M30 - das ist wirklich extrem !
Und Julian hat alle "normalen" 108 Objekte geschafft, auch eine große Leistung ! Im Gegensatz zu mir musste er ja richtig arbeiten,
und sich die Position der meisten Objekte erst im Atlas heraussuchen. Er hatte sich in den letzten Tagen konzentriert vorbereitet,
auch in Bezug auf die Reihenfolge der Objekte; hier hatte er auch meine Geigersau-Liste und die aktuelle von Rick zur Hand -
letztere ist natürlich besser auf die südlichere Breite zugeschnitten, da gibt es durchaus Unterschiede hinsichtlich der besten
Reihenfolge. Insgesamt haben 12 Teilnehmer alle 110 Objekte gesehen, Rick Tejera hat Ergebnis & Infos gepostet
bzw. hier seine offizielle Tabelle: