12 Nächte Südhimmel in Südafrika

Wir haben insgesamt 13 Nächte in Südafrika verbracht. Die Wettervorhersagen deuteten schon bald darauf hin, dass
uns in der ersten Woche gegen Donnerstag eine Front erreichen würde, die bis Freitag abend durchgezogen sein dürfte.
Und da ohnehin eine Nacht für die Safari reserviert war, haben wir diese daher bewusst auf Donnerstag/Freitag gelegt.
Zurecht, wie uns Dieter hernach berichten konnte: Auf Klipfontein hat es in dieser Nacht so richtig geschüttet. Das
blieb aber das einzige Mal, dass es komplett bewölkt war. In jeder der anderen zwölf Nächte konnte zumindest für ein
paar Stunden gespechtelt werden. Gleich die erste Nacht hatten wir es mit viel Wind, und die Nacht darauf mit vielen
Wolken zu tun. Zudem machte die Nacht vor dem Safaritrip - Vorbote des kurzen Wetterwechsels - auch vorzeitig dicht,
und in der siebten Nacht bekamen wir es für ein paar Stunden mit feuchten Optiken wegen Tau zu tun: Das blieb aber
die absolute Ausnahme - sonst war es fast immer unglaublich trocken, oft nur mit so um die 10 % Luftfeuchtigkeit.

Die Himmelsqualität

Die große Mehrzahl der Nächte war nach unseren südbayerisch/alpinen Maßstäben gut bis ausgezeichnet, und auch vom
Seeing - dem Grad der Bildunschärfe durch Luftunruhe - her gut: Bei letzterem notiert Haley meist Werte um die 1,2",
was gemäß der "Pickering-Skala" bei 7 aus 10 liegt. Das hat gut gepasst, und Vergrößerungen im Bereich von 335- oder
oder 420-fach konnten in der Regel völlig problemlos angewendet werden. Ich habe von Südafrika aus folgende
Einschätzung im Astrotreff gepostet:

"Das (durchgehened erkennbare) Zodiakalband kam gut wie schon eher selten in den Hochalpen. Ein Kriterium war auch
M33: Bei gutem Alpenhimmel erkenne ich die Galaxie problemlos indirekt, bei sehr gutem Alpenhimmel auch problemlos
direkt - das alles aber meist in ziemlich hoher Position. Hier beim Hottie habe ich M33 vorgestern auch problemlos indirekt
gesehen, das dürfte allerdings bei nicht einmal 30 Grad Höhe gewesen sein. Also sag ich mal: 'Sehr guter Alpenhimmel'."

Und Haley hat wieder einen tollen Bericht geschrieben, der anschaulich macht, wie sehr uns viele der Südhimmelobjekte
beeindruckt haben; jede Beobachtungsnacht ist darin gesondert und detailliert dokumentiert. Ich werde erneut ausgiebig aus
dieser ergiebigen Quelle zitieren, und so entspricht mein Bericht auch diesmal wieder einer Koproduktion von uns beiden :)

Aus Haley's Aufzeichnungen habe ich eine Tabelle unserer 12 Nächte erstellt, die sich von der Nacht Sa/So (1./2.9) bis
Do/Fr (13./14.9) erstreckt haben. Anfangs ging in der zweiten Nachthälfte noch der Mond auf, weshalb wir da allgemein
nicht so lange gespechtelt haben; exakter Neumond war zu Beginn der 8. Nacht. In die Tabelle habe ich noch Infos wie
den Beobachtungsanfang und -ende, sowie die Temperaturentwickllung im Lauf der Nacht mit reingenommen:

Nacht Haley fasst zusammen: Dauer Temp.
1 Ganze Nacht teilweise cirrig und windig 19:00-22:00 18-15
2 Anfangs ziemlich wolkig, Cirren und Altocumulus ... ab 23:00 Uhr richtig gut ... 19:00-1:30 15-2
3 Ganze Nacht todesmäßig klar mit obszönem Zodiakallicht 19:00-2:00 12-3
4 Ganze Nacht klar, aber viel dunstiger, dafür wärmer. Später ... deutliche Seeingverschlechterung 19:30-3:20 19-10
5 Im Lauf des Tages Wölkchen von Westen. Nachts teilw.wolkig, außerdem dunstig. ... 21:00-1:00 23-16
---- --- Übernachtung auf Safari --- --- ---
6 Ganze Nacht sehr klar mit sattem Zodiakallicht und Gegenschein 21:00-1:30 8-2
7 Tagsüber ... tiefblauen Himmel. Wind läßt nach, morgens, feistes durchgehendes Zodiakalband 19:30-5:10 7- (-1)
8 Ganze Nacht pervers klar, umlaufendes Zodiakalband mit Gegenschein ... trockener 19:30-4:30 8- (-1)
9 Ganze Nacht klar, ... bißchen wärmer. Umlaufendes Zodiakalband. Morgens Seeingverschlechterung 19:30-4:30 15-2
10 Weiterhin permanent klar. Geringfügig dunstiger ... Umlaufendes Zodiakalband, nicht mehr so intensiv 20:30-5:20 18-5
11 Weiterhin bombenklar. Tagsüber recht windig ... Milchstraße satt, Zodiakalband wieder komplett ... 19:00-4:20 15-5
12 ... voll klar mit überbordender Milchstraße ... Bei Mond ... Gegenschein, Zodiakalband volle Kanne 20:30-23:00 17-5


Die Milchstraße vom Eta-Carina Nebel (links) bis zum Schwan (rechts) - Bild von Manfred Mauz


Was wir so wollten

Haley und ich haben das Spechteln von uns allen am intensivsten betrieben, aber das ist ja keine große Überraschung ;-)
Aber alle haben die besten Südhimmel-Highlights an den großen Fernrohren mitgenommen, und sind dafür auch mal bis
morgens aufgeblieben. Gabi war gern am 66mm Fernrohr zugange, hatte als echte Tierflüsterin aber auch große Freude,
nachts mal ein paar Stunden mit den Hunden am warmen Kamin zu verbringen. Manfred meinte, dass er wohl jede Nacht
im Schnitt so etwa drei Stunden beobachtet hat - so hat ihm das für den Urlaub perfekt getaugt. Und er hat tolle Astrobilder
gemacht, wie auch Haley und Dieter. Wobei Dieter primär wegen der Astrofotografie dabei war, und seine Aufnahmen
sprechen ja für sich ! Noch ein Hinweis: "Christoph Ries" und "Haley" sind ein und dieselbe Person - es ist ja durchaus
denkbar, dass das nicht alle Leser dieses Berichtes wissen ;-) Bei den von ihm gemachten Bildern habe ich seinen
bürgerlichen Namen angegeben.

Und zur Einstimmung ...

... meine frischen Eindrücke nach der 8. Beobachtungsnacht, die ich von der Farm aus im Astrotreff gepostet habe:

"Seit 2 Tagen ist beim Hottie in Südafrika jetzt perfekter Himmel, jeweils durchgehendes Zodiakalband. Milchstraße mit
großflächigem Schatten, wenn man sich über den Atlas beugt. Nur war es morgens recht kalt um die null Grad; ich vermisse
die Moonboots doch etwas, hatte nicht gedacht, ich würde sie brauchen. Das Wetter soll ja so bleiben, nur wieder wärmer -
alles sehr anstregend, bedeutet es doch weiterhin viel Spechteln. Tarantelnebel bei 335x im 20" eine Riesenspinne, die ganze
LMC ein Wimmelbuch an spektakulären Objekten, 47 Tuc und Omega Centauri gigantisch. Toll das "Z" in der Galaxie
NGC 1365. Orionnebel morgens sehr hoch und somit nochmal spürbar besser als bei uns: Schon im 9,5"- Fünfling deutliche
Farbunterschiede in M42 - der Fünfling macht sich überhaupt sehr erfreulich. Gestern auch viele kleine Galaxien im Pfau,
und wir sind wir dem Südpol mit der Polarissima-Galaxie im 20er sehr nahe gekommen. Haley und ich schieben jede Nacht
mal einen Powernap ein, dass wir das alles überhaupt schaffen."

Viele der Schaustücke des Südhimmels haben wir immer wieder in den Fernrohren eingestellt: Mit ein Grund, dass ich den
Bericht nicht nach den Nächten, sondern nach verschiedenen Himmelsarealen gruppiere. Ein wichtiges Hilfsmittel soll nicht
unerwähnt bleiben: Ich hatte den "Interstellarum Deep Sky Atlas" dabei, und der hat auch am Südhimmel wieder gezeigt, wie
gut und praxisnah er ist - da zudem auch viele interessante Exoten eingezeichnet sind, die von der Helligkeit her normal
gar nicht drin wären. Ja, genug der Vorrede - pack mas:

Das Zentrum der Milchstraße über dem Schuppen

Auf dem Sternatlas hat die Milchstraße Schatten geworden

Milchstraße mit (v.unten) Venus, Mond, Jupiter - und Saturn

Bild: Christoph Ries

Rund um das Zentrum der Milchstraße

Erst in den Nächten zum Ende unseres Urlaubs hin tauchte der Mond wieder spürbar am Abendhimmel auf, bis dahin aber zog
unsere Heimatgalaxie eine ganze große Show ab. Gleich nach Dunkelwerden stand das Zentrum der Milchstraße noch hoch über
unseren Köpfen: Gleißend, mit vielen hellen und dunklen Strukturen, voll feiner Details für das bloße Auge - ein fantastischer
Anblick ! Ganz besonders hell leuchtet die Zentralwolke, die rechts und links - in gewissem Abstand - jeweils von den hellen
Sternwolken in Schild und Norma flankiert wird. Daheim kommt die Schildwolke immerhin knapp 30 Grad über den Horizont,
bei der Zentralwolke sind es noch gut zehn Grad. Aber was für ein Unterschied, wenn diese Teile fast im Zenit stehen ! Sehr
schön auch die Sternwolke M24, oder der dunkle Pfeifennebel. Und Haley schreibt: "Erschlagend, ja voll kraß obszön ist auch
das abendliche Zodiakallicht mit der gleißenden Venus, die regelrecht stört und Schatten wirft, wie eine kleine Mondsichel.
Die Milchstraße wirft übrigens auch Schatten, wie man mit dem guten alten Tirion schnell nachweisen kann, man sieht die
Schatten auf dem Papier."

Und alles garniert mit den hellen Planeten Venus, Jupiter, Saturn und Mars, deren markante Aufreihung sich sehr eindrucksvoll
mit der so prachtvollen Milchstraße kreuzte ! Und dann der Skorpion: Während in Norddeutschland der ganze Stachel fehlt, und
auch in Südbayern Teile davon nicht mehr aufgehen, stand er hier zu Beginn der Nacht in seiner ganzen Pracht hoch am Himmel.
Dieses charakteristische Sternmuster mit der Vielzahl an ziemlich hellen Sternen, mit dem Stachel in die Milchstraße eingetaucht -
grandios ! Im Lauf des Abends konnte man dabei zuschauen, wie er kopfüber dem Horizont entgegen stürzte - um schließlich im
Westen unterzugehen, mitsamt der ganzen abendlichen Milchstraße.

Milchstraße von der Zentralwolke bis zum Adlernebel

Bild: Christoph Ries


Unterwegs in den zentralen Sternwolken

Begleiten wir Haley mit dem 20-Zöller in die Milchstraße (7. Nacht): "20er, Zentralwolke: Der Prawn Nebel IC 4628 gleißt in
UHC, gleich neben dem strahlenden 6231, M7: Voll die Diamanten, M6 auch dazu, der Schmetterling, Spazierrunde durch die
Milchstraße mit B72, die Schlange superb und vollgefressen, auch der zarte Schlauch gut zu sehen. Pipe Nebel satt, Zentralregion
mit Millionen Sternen, dicht gepackt, ganzes Feld im 26er Okular ist hell, darin viele kleine Dunkelwolken, z.B. B86, mit dem
kleinen Sternhaufen daneben. Kugelhaufen sind auch mit reingestreut. Dann das Samtpfötchen 6334 in UHC: Alle Pfotentapper
sind sauber konturiert, ein Edelteil. 6357 daneben erscheint kompakter, der hellste Teil ist sehr hell. ... Danach gleich 6302, der
Wanzennebel, mit 7,1mag schon ein derber Knaller! Er ist doppelspindelig, bipolar, alles hier im 20 Zöller. ... Zur Abwechslung
mal Saturn. Kommt gut, alles da, Cassini umlaufend, eigentlich sehr schön, der Wind läßt den 20 Zöller ziemlich heftig und
hochfrequent zittern. Dann lieber M8 und M20: Nur noch todesgeil, gigantischer Kontrast, die Dreiteilung ist extrem cremig
und kontraststark. M22 mal wieder. Absolut endkraß und tief aufgelöst, hier wieder im 13er Ethos."

Haley wechselt nun zum Fünfling:" [Ein Ausflug] zu B86 und 6520, ein schöner offener Haufen und B86 wirkt finster und
kompakt, wie ein Tintentropfen in der Milchstraße." Dieses tolle Kontrastpaar Sternhaufen-Dunkelnebel inmitten der hellen
Zentralwolke ist für mich seit langem einer der Favoriten dieser Himmelsregion. Mit dem gleichen Fernrohr kam das heuer
auch an der heimatlichen Winterstube schon recht nett rüber - wegen der tiefen Stellung aber natürlich deutlich blasser.

Dann mit dem 16-Zöller in der 9. Nacht: "Ben sucht den richtigen südlichen Ringnebel, das ist 6565. Der ist nett, aber gar
nicht so ringnebelig, wie erwartet, da war mein Zufallstreffer vom Anfang besser, das ist ein richtiger Ring, während man hier
ein zwar markant helles Scheiberl sieht, dieses aber nur eine sehr vage dunklere Innenzone hat." Denn Haley war vorher mit
dem 20-Zöller beim "Cheerio-Nebel" gewesen:" Meine Wahl fällt auf 6337 im Stachel des Skorpion. Dieser PN ist sehr schön,
hat einen Ring, den man im 6er Ethos besonders gut sieht, wirklich schön mit einem Feldstern am Innenrand der Shell."

Im Stachel des Skorpions liegt mit dem 2,6 mag hellen Sternhaufen NGC 6231 auch einer der hellsten des Himmels, eine
funkelnde Ansammlung junger bläulicher Sterne. Haley schreibt dazu, dass man "eine Sonnenbrille für die Diamanten braucht".
Ein spektakuläres Objekt !


Lagunennebel, Trifidnebel und die Farben

Ein wunderbares Highlight ist natürlich der flächenhelle Lagunennebel M8, mit dem eingebetteten Sternhaufen NGC 6530.
Und hier ganz hoch am Himmel, wo er schon daheim in tiefer Position ein so eindrucksvolles Objekt ist ! Haley ergänzt:
"M8 kann man auch mitnehmen, im Fünfling hat es ein schönes Gesichtsfeld, da wird der M20 auch mitgenommen mit
durchaus bärigem Farbkontrast." Und die Farben des Trifidnebels erschienen mir erneut anders herum als auf den Fotos: Auf
denen ist der Emissionsteil vom starken H-Alpha Lichtanteil her rötlich, und der Reflexionsteil bläulich. Visuell ist dagegen
von H-Alpha nicht mehr viel zu erkennen, und dann kommt der ins türkis gehende OIII-Anteil viel besser zur Geltung; und für
den sind die nachts aktiven Stäbchenzellen unseres Auges sehr empfänglich. Dass mir der lichtschwächere Reflexionsteil dabei
leicht rötlich erscheint, dürfte dem Kontrasteffekt geschuldet sein. Das haben Friedhelm und ich schon alles sehr schön mit dem
13-Zöller auf Reunion gesehen, als M20 gleichermaßen zenitnah stand, und Friedhelm im Hinblick auf die Farben auf den Fotos
witzelte: "Alles Lüge". Das ist doch mal eine Verschwörungstheorie, die schwarz auf weiß - nein, rot auf blau - direkt am
Okular bewiesen werden kann ;-)

Rund um den Stachel des Skorpion

Bild: Christoph Ries

v.l. Saturn, Trifid- (oben) und Lagunennebel

Bild: Dieter Kocevar

Eine Fülle an Dunkelnebeln ...

Im Lauf der ersten Woche habe ich mir die vielen Dunkelnebel im Umkreis der Zentralwolke genauer im Feldstecher angeschaut:
Um den Stern Alnasi (Gamma Sgr) - den Ausguss der "Teekanne" des Schützen - herum hoben sich zahlreiche dunklere Flecken,
von B289 angefangen bis zur Kette B305, B87 und B292, deutlich vom Hintergrund ab. Sehr schön die Dunkelwolken im Stachel
des Skorpions, hier stach besonders B263 als pechschwarzes Fleckchen hervor. Und mittendrin in der Gegend das Sternhaufenpaar
M7 und M6 - bei uns daheim ganz tief am Südhorizont, aber hier ganz hoch oben: Zwei sehr helle und kompakte Haufen, inmitten
heller und dunkler Wolken, ein wunderbares Ensemble im Feldstecher ! Ja, und das ganze bequem aus einem der vorhandenen
Liegestühle heraus gespechtelt :)

Die ersten Nächte haben wir noch nicht so lange beobachtet, weil es ja noch den Mond gab, der - zunehmend später - im Lauf
der zweiten Nachthälfte aufging. In der fünften Nacht hat es später schließlich zugezogen, und da berichtet Haley erstmals von
aufkommender Müdigkeit: "Wir haben hauptsächlich geratscht, Dieter hat wieder ein paar Photos gemacht und Manfred hat sich
ganz früh verzogen. Die Jungs sind schon relativ müde von den letzten Nächten, aber mit Ben spechtele ich zusammen im
Liegestuhl mit seinem Feldstecher. Da wird natürlich die klassische Ölspur abgearbeitet ... Viel mehr geht dann gar nicht,
weil es voll zuzieht."

... und viele schöne Kugelhaufen

In der Gegend wimmelt es von Kugelhaufen, und einige von denen gehören als Messierobjekte ja zum Pflichtprogramm des
"Messier-Marathons". Letztere waren mir daher ohnehin vertraut, wie etwa die zu Hause sehr tief stehenden M69, M70 und M54.
Ich hab sie auch beim Hottie nochmal mit 20-Zoll mitgenommen, und zudem ein paar ihrer Kollegen nahe am Skorpion-Stachel:
Wie den sehr dichten NGC 6388, oder auch NGC 6541; mit der großen Öffnung waren da jeweils schon viele kleine Sternchen zu
sehen. Außerdem den kleinen Kugelhaufen NGC 6256, und den offenen Haufen NGC 6242 im Umfeld des Doppelsterns My 1,2
an der Westseite des Stachels. Der noch weiter westlich liegende helle Sternhaufen NGC 6124 ist ein gutes Feldstecherobjekt.

Haley stattete derweil zwei seiner alten Freunde einen Besuch ab: "Ich zeige uns im 20er den M55, der ist im 13er Ethos sogar
terafeist, viel besser, als erwartet. Ähnlich groß und tief aufgelöst wie M22, nur etwas zarter das Ganze, aber deutlich prachtvoller
in der Erscheinung, als daheim im Hodor." Und nochmal M22 zum Abschied in der 12. und letzten Nacht:" M22! Ein allerletztes
Mal werden Maßkrüge ergriffen. Hier wimmelt es gewaltig, Myriaden von kleinen Diamanten. Er steht nicht mehr sehr hoch,
ist aber noch viel gigantischer als daheim. Das ist auch ein wenig eine Überleitung zu den nächsten Nächten daheim, wo dieser
prachtvolle Haufen hoffentlich noch gesehen werden kann." Ja, M55 ist in seiner Struktur eigentümlich unkonzentriert, ohne helle
Mitte. Und M22 ist mit 5,1 mag der dritthellste Kugelhaufen des Himmels, ist ziemlich leicht aufzulösen, und wäre bei uns viel
bekannter, wenn er in Mitteleuropa nicht so tief stehen würde.

Und die Planeten ...

... habe ich im Südafrika-Urlaub zugegebenermaßen vernachlässigt, und habe sie eher nur mal so nebenbei im Fernrohr
mitgeschaut. Haley berichtet (7. Nacht): "Mars darf auch nicht fehlen. Hat Potential, erscheint aber nicht perfekt scharf,
zittert, ebenso wie der Saturn wegen dem Wind. Polkappe und Landschaft sind aber schon schön. Mir deucht, es ist die
Syrtis Major zu sehen." Zum Mars schreibt Haley in der 10. Nacht: "... der steht im Zenit und ist schon ziemlich feist.
Beide Polkappen sind da, die südliche jetzt schon ziemlich klein, so wie es ausschaut die große Syrte mit dem Rest
vom Mare Cimmerium."
Und ergänzt: "Jupiter ist besser, da kann man mal das 6er reinknallen. Dort werde ich etlicher Bänder und leicht knotiger
Strukturen ansichtig. Hübsch, aber nicht der Überbrüller."


Milchstraße: Vom Zentrum nach Norden, Osten und Westen

Heimatliche Gefühle: Nach Norden hinauf wandern ...

Je weiter man die Milchstraße nach Norden hinaufgeht, desto vertrauter wird dem mitteleuropäischen Sterngucker das Drumherum:
Schon der Omeganebel M17 - für mich ein schwimmender Wasservogel - sowie der Adlernebel M16 erreichen in Südbayern eine
recht brauchbare Höhe über dem Horizont. Und ganz zu schweigen vom prachtvollen Sternhaufen M11 im Norden der Schildwolke.
Dennoch steigen sie in Südafrika viel höher als bei uns, und zeigten - bei Bedingungen ähnlich einem sehr gutem Alpenhimmel -
mit vergleichbarer Öffnung noch mehr an Details. Beim Hottie liegen wir auf knapp -27 Grad südlicher Breite, in Südbayern sind
es +48 Grad; das liegt also 75 Grad auseinander, und die Mitte demnach bei rund +10 Grad: Damit kommt sogar Atair (+ 9 Grad)
auf Klipfontein noch ein bisserl höher als bei uns. Desgleichen wie der schöne planetarische Nebel NGC 6781 im Adler, der im
20-Zöller sehr deutlich das nach Norden hin geöffnete Hufeisen zeigte.

Das Sommerdreieck steht im Norden Kopf - Dieter am Fünfling


Haley berichtet aus der 6. Nacht: "Ich nehme mal den 20 Zöller in Beschlag und fange mit M17 und M16 an. Der Sphinx ist
kameldornschrill und vom Feinsten. Natürlich sind die Details episch, der Körper vom Sphinx erscheint wie dreidimensional
vor dem Rest zu schweben. Großes Kino und gigantischer Kontrast, vor allem im UHC. Dieter gesellt sich dazu, es wird gleich
M16 nachgereicht. Die Starqueen wird gerne gesehen, zeichnet im UHC schon recht feist. Ben vollzieht das mit M16 auch im
Fünfling, dort im 11 Nagler und OIII Filter ist sie auch zart angedeutet. Dann M11, der knallt natürlich terafeist und 6712. Beim
Rühren komme ich gerne bei SS Sct vorbei, ist natürlich sehr nett. 6712 ist zwar Puderzucker, aber in dem dicken Klampfer
recht gut aufgelöst und steht atemberaubend in dem dichten Sternfeld. Daneben ist der IC 1295, der erstmals richtig auffällt.
Der PN ist mit 90“ relativ groß, zeigt im 6er Ethos eine leichte Verdunkelung, ist also ein Ringnebel. Der müßte daheim im
Hodor auch gehen." Und Teile der "Starqueen" in M16 - viel besser bekannt als "Säulen der Schöpfung" vom spektakulären
Hubblebild her - konnte ich im 20-Zöller sehr deutlich ganz ohne Filter sehen; im Fünfling habe ich das auch ohne Filter
probiert, das war dann aber ausgesprochen grenzwertig - indirekt ein Hauch von Andeutung ;-)

Unterwegs an der Ostseite ...

Ausgesprochen reizvoll ist das kleine Ensemble in der Südlichen Krone, das von dem schönen Kugelsternhaufen NGC 6723
und den flächenhellen Reflexionsnebeln NGC 6726/27 und 6729 gleich nebenan gebildet wird; das hatten wir in mehreren
Fernrohren drin, und war schon im Fünfling wunderschön - und passte im Weitwinkelokular in ein Gesichtsfeld.

Haley hatte die Lokale-Gruppe-Galaxie NGC 6822 mehrmals im 20-Zöller eingestellt - einmal in der 4. Nacht, die nicht
so gut war: "Das ist eine kleine Herumrührerei, weil die Position im Vergleich zu daheim ungewohnt ist. Im 26er zeichnet
sie sauber und gut kontrastiert, im 13er hebt sie sich immer noch gut ab, die H II Regionen bräuchten aber besseren Himmel,
ich verfolge das jetzt nicht weiter. Interessant ist heute eher 6818 der PN in der Nähe. Da kommt auch das 6er Ethos zum
Einsatz, es entwickelt sich ein großes, bläuliches Scheiberl, das in der Mitte einen Hauch von Loch aufweist. Ben sieht das
auch, ist aber recht vage." Die 6. Nacht ist dann besser:" 6822 wollte ich nochmal bei guten Bedingungen anschauen, die sind
ja jetzt gerade. Der Kontrast ist schon recht satt und es hat auch 3 gut sichtbare H II Regionen, kann man gut im UHC-Filter
nachprüfen."

Ausgehend von den Steinbock-Hauptsternen habe ich mich per Starhop zum südöstlichen Adler aufgemacht, um dort ein
kleines Highlight der Abell-Liste der planetarischen Nebel einzustellen. In diesem Fall wird eine Kante des Nebels von einer
Hintergrundgalaxie überlagert, visuell so als ob es auf einer Seite ein helle Schale gäbe - ein sehr exotisches "Mischobjekt".
Haley schreibt (8. Nacht, 20-Zoll): "Ben schnappt sich mal den Dicken, um ein Überraschungsobjekt einzustellen. Es erweist
sich als der hochinteressante PN Abell 70, der schon leicht knifflig ist, mit kleinen Optiken geht da nicht viel. Hier ist eine
vollständige Scheibe zu sehen, interessant ist die scheinbar aufliegende schwache, elongierte Galaxis, die mit dem Nebel
verschmilzt." Manfred fand das Objekt auch bemerkenswert.

... und der Westseite der Milchstraße

Das Areal westlich des Zentrums der Milchstraße lag von der geografischen Lage der Klipfontein-Ranch her weniger günstig
als andere Teile des Himmels. Denn es bewegte sich in Richtung Untergang im Westen, und dort machte sich der Lichtkegel
des 30 Kilometer entfernten Vryburg schon deutlich bemerkbar. Das spielte keine große Rolle, wenn man im (Licht-)Schutz
des Schuppens gespechtelt hat. Dadurch war der Westhorizont des Himmels allerdings verdeckt, und diese westlichen Objekte
besaßen eine umso kürzere Sichtbarkeitsdauer.

Natürlich haben wir auch den 5,8 mag hellen Kugelhaufen M4 mitgenommen, der einfach aufzulösen ist, und dessen markante
längliche Ballung von Sternen sofort auffällt - sie erinnert von der Form an einen Balken. M4 war schon in Wilhelminchen
"natürlich viel prachtvoller als daheim und wirkt in dem kleinen Klampfer schon wuchtig", wie Haley in der 2. Nacht schreibt.
Ein großartiges Objekt, das wir von Hause auch nur in ziemlich tiefer Position kennen !

Den Schlangen-Nebel B72 hatte Haley vorher schon erwähnt, da trat das dunkle "S" in einer der Nächte im Fünfling auch gut
im Kontrast zum Hintergrund hervor, zusammen mit dem Dunkelfleck B68. Und gleich nebenan offenbarte der planetarische
Nebel NGC 6369 seine Natur als Ringnebel, indem er bei 225x das dunklere Zentrum schön sichtbar werden ließ.


Abendhimmel mit untergehender Milchstraße in der Kreuz / Eta-Carina Region

Sehr auffällig der dunkle "Kohlensack" direkt links an das liegende Kreuz angeschmiegt


Milchstraße: Vom Zentrum zum Kreuz des Südens

Die sich südlich an den Skorpion anschließenden Teile der Milchstraße lagen abends gleichermaßen "auf dem absteigenden Ast".
Das Areal vom Altar über die Centaurus-Hauptsterne bis zum Kreuz des Südens rutschte zunehmend dem Horizont entgegen -
es galt also, die dortigen Objekte zeitig einzustellen. Die Sternfigur aus Kreuz und Alpha + Beta Centauri war auch in dieser
niedrigen Höhe noch sehr markant, und der berühmte Kohlensack hob sich mit bloßen Augen überaus deutlich vom Hintergrund
der Milchstraße ab. Während die spektakuläre Region um Eta Carinae schon nach Dunkelwerden nahe am SSW-Horizont stand,
kurz vor dem Untergang - alles nur eine Frage der Geduld: Einige Stunden später würde sie wieder aufgehen, und zum Ende
der Nacht am Morgenhimmel höher stehen als noch am Abend.

"Rechts" der Milchstraße: Omega Centauri und Centaurus A

Nun zu den Objekten, die sich rechts neben dem Milchstraßenband befanden: Und da ist zuallererst Omega Centauri, der mit
3,5 mag hellste Kugelhaufen des Himmels, und schon mit bloßen Augen deutlich als kleiner Fleck zu erkennen. Und bereits
richtig toll im kleinen 66mm Refraktor, wie Haley notiert (2. Nacht):" ... und in der Wilhelmine richtig knorpelig und tief
aufgelöst, so wie z.B. M13 im Zehnzöller oder so". Weiter im Fünfling dann eine etwas gelbliche, fast vollmondgroße "Scheibe"
mit einer ungeheuren Menge zur Mitte hin dichtest-gepackter kleiner Sternchen: Eine "Sonnenblume" wimmelnder Pünktchen,
ungemein eindrucksvoll ! Und eine nochmalige Steigerung gibts im 20-Zöller, Haley ist begeistert (3. Nacht): "Omega Centauri:
Bester Anblick ever im 13er Ethos!!! Unfaßbar tief aufgelöst. Myriaden von winzigen Diamanten, das ganze, riesige Blickfeld
ist voller Sterne!" Und das, obwohl Omega schon recht tief im Westen, also gar nicht mehr optimal stand !

Nur gut vier Grad nördlich von Alpha Centauri steht die durch ein zentrales Dunkelband geteilte Galaxie Centaurus A, auch
ein Highlight ersten Ranges - Haley ergänzt: "5128, den wir schon kurz im kleinen Refraktor gesehen haben: Im 13er extrem,
Doppelteilung superextrem brüllfeist. Es leuchtet auch der Galaxienkern schwach zwischen den beiden Armen des Staubbandes
durch. Ganz toll, im 6er Ethos auch, aber die Tiefstellung merkt man hier, die Sterne sind schon ein bisserl aufgebläht ...
M83 nun im 20er mit 13er Ethos. Aber die Tiefstellung macht sich schon spürbar bemerkbar. Trotzdem noch gut gemottelt."

Und schließlich:"Nachgeschoben wird 4945. Der Hai ist grandios und extrem cremig!! Nicht nur das Haimaul kommt satt,
auch ist die ganze Galaxis gemottelt. Sehr schön und bildfüllend, richtig groß."

"Links" der Milchstraße: Die Kugelhaufen NGC 6397 und NGC 6752

Auf der anderen, der südöstlichen Seite der Milchstraße, liegen zwei weitere sehr eindrucksvolle Kugelhaufen; zwar deutlich
lichtschwächer als Omega Centauri, aber immer noch gut mit bloßen Augen zu erkennen: Der 5,8 mag helle NGC 6397 und
NGC 6752, der mit 5,5 mag geführt wird. Die gefallen mir beide ausgesprochen gut, und ich sehe sie gefühlt in einer Liga mit den
beiden Parade-Kugelhaufen des Nordhimmels, M13 und M5 (beide 5,7 mag hell); diese Helligkeitsangaben stammen übrigens alle
aus dem "Deep-Sky Field Guide", es kursieren auch etwas abweichende Zahlen. Haley beschreibt den Eindruck im 9,5"-Fernrohr
in der 2. Nacht so: "Ben präsentiert 6397, einen richtig brüllhellen GC, kommt gut aufgelöst und ist auch in Wilhelmine schön.
Desweiteren wird uns 6752, ein bekannt schöner Globular, der auch so Krakenarme wie der M13 hat und übrigens auch fast so
hell ist wie der, präsentiert." Beide Haufen sind sehr leicht aufzulösen, NGC 6397 wirkte fast wie ein sehr dichter offener Haufen.
Und NGC 6752 zeigte lange Ausläufer wie Spinnenbeine, ganz toll. Und gleich nebenan steht noch die helle Face-on Galaxie
NGC 6744, Haley vergleicht sie mit NGC 6946 im Schwan. Hier habe ich im 20-Zöller unruhiges "mottling" erkennen können,
habe aber nicht nach spezifischen Details gesucht.

Zwei Bilder v. Manfred: Omega Centauri und Centaurus A ...

... sowie der Gasnebel IC 2944/48 mit dem Sternhaufen NGC 3766

Einige eindrucksvolle offene Sternhaufen

In der südlichen Milchstraße gibt es eine Reihe visuell sehr lohnender und sternreicher offener Haufen: Am Abendhimmel waren
das für mich zum einen der bereits erwähnte, funkelnd helle NGC 6231; sowie der dichte Haufen NGC 6067, und tiefer stehend
das "Schmuckkästchen" NGC 4755. Die kamen im Fünfling alle überaus gut heraus, und waren auch schon bei Gabi im kleinen
66mm "Wilhelmine" Refraktor schön aufgelöst. Kleine Fernrohre sind ja für offene Sternhaufen oft schon bestens geeignet!
NGC 6067 spielt visuell für mich in einer Liga mit M37 am Nordhimmel.

Das markante, 4,2 mag helle Schmuckkästchen, nah bei Beta im Südlichen Kreuz gelegen, enthält neben den jungen weiß-blauen
Riesensternen einen gut kontrastierenden orangen Stern - ein roter Überriese vom Beteigeuze-Typ: Der dürfte irgendwann mal als
Supernova hochgehen, wie auch die zwei roten Überriesen in NGC 3766 und der eine in NGC 3293. Diese beiden Haufen standen
schon zu Beginn der Nacht arg tief unten. Der 5,3 mag helle NGC 3766 ist ein richtig sternreiches Teil, schön kompakt, und die
beiden orangenen Sterne liegen jeweils am Rand des Haufens - ziemlich gegenüber. Auf NGC 3293 komm ich nochmal im Kapitel
zum Morgenhimmel zurück. Diese jungen Haufen mit vielen heißen Sternen sind vom Typ her ähnlich zu "unserem" Doppelhaufen
h+Chi Persei am Nordhimmel: Der enthält ja sogar fünf rote Überriesen in seinem zentralen Bereich ! Nah bei NGC 3766 liegt noch
der Gasnebel IC 2944/48. Da konnte ich im Fünfling mit dem OIII-Filter schon was nebliges erkennen, nur stand das Objekt bei uns
sehr ungünstig: Nur abends und morgens über dem Horizont, aber auch dann immer nur tief unten.

Von Alpha Centauri zur Fliege

Toliman und Acrux, die Hauptsterne in Centaurus und Kreuz, sind beides Doppelsterne, die man schon mit einem kleinen
Fernrohr trennen kann. Im 20-Zöller haben diese hellen Sterne richtig geblendet, das gefiel mir im Fünfling besser. Dabei
ist Alpha Centauri mit 4,3 Lichtjahren das uns nächstgelegene Sternsystem: Hier sind die Komponenten 0,0 und 1,3 mag hell,
mit spürbarem Farbunterschied zwischen dem sonnenähnlichen G-Stern und dem kleineren Begleiter vom Spektraltyp K. Haley
hat auch einmal die dritte Komponente des Systems eingestellt, den nur 11 mag hellen roten Zwergstern Proxima Centauri -
das ist unser allernächster Nachbarstern. Der liegt etwas außerhalb, und man musste im Sterngewühl erst ein bisserl suchen.

Auf dem Weg von den Centaurus-Hauptsternen zur Fliege liegt der sehr interessante planetarische Nebel NGC 5189: Hier
konnten wir im 20-Zöller bei 335x gut ein "?" erkennen: Also ein spiegelverkehrtes "S", was vom Aussehen tatsächlich an
eine Spiralgalaxie erinnert hat - sehr schön ! Und weiter in der Fliege dann auch die Kugelhaufen NGC 4833 und NGC 4372.
Die kamen auch schon bei Gabi im 66mm Wilhelminchen sehr schön rüber, desgleichen das nahegelegene Dunkelband der
"Schwarzen Python".


Tief am Südhimmel

Für Beobachter auf der Südhalbkugel liegt der zentrale Teil ihres Frühlingshimmels zwischen Himmelssüdpol und galaktischem
Südpol, nur ist es Oktober oder November wenn dieses Himmelsareal da unten abends gut steht. Da leuchten dann die hellen Sterne
Achernar und Fomalhaut, und mittendrin die relativ auffällige Figur des Kranich. Nach Norden hin liegen großartige Galaxien wie
etwa NGC 253 und NGC 55, oder NGC 1365 im Fornaxhaufen - diese Gegend klammere ich in ein eigenes Kapitel aus. Nach Süden
hin gibt es in weiten Bereichen allerdings nur wenige hellere oder besonders interessante Objekte, da ist vom Deep-Sky Standpunkt
aus "nicht so viel los" - mit zwei spektakulären Ausnahmen: Den beiden Magellanschen Wolken (plus dem Kugelhaufen 47 Tuc),
auch die bekommen einen eigenen Abschnitt.

Galaxienjagd in sehr ungewohnten Jagdgründen

Beim Hottie liegt die Südhimmel-Ausgabe des "Night Sky Observers Guide" im Gemeinschaftsraum. Darin geht es um richtig
südliche Objekte, die bei uns überhaupt nicht mehr über den Horizont kommen. Hier fand ich viele interessante Infos zu den
Magellanschen Wolken oder spezifischen Objekten der südlichen Milchstraße, aber auch zu Himmelsregionen abseits der großen
Highlights: Und genau in dieser abgelegenen südlichen "Pampa" mit seinen zahlreichen um die 11-12 mag hellen Galaxien wollte
ich auch mal stöbern, und mithilfe des Buches konnte ich eine lohnende Vorauswahl erstellen. In der 7. Nacht bin ich - erst mit
Gabi zusammen, dann für längere Zeit ganz allein am Platz - mit dem 20-Zöller mehrere Stunden in den weitläufigen Regionen
der Sternbilder Pfau, Indianer, Kranich und Tukan unterwegs gewesen: Um dort gezielt Galaxien einzusammeln, die ich vorher
recherchiert hatte. Da war nichts Spektakuläres dabei, hier mal eine kleine Galaxiengruppe, dort eine schmale "Edge-on".

Aus den vielen Objekten dieses Ausflugs greife ich vier heraus, nur mal so als Beispiel: Schon tief im Süden bei -70 Grad kam
kam ich bei der engen, kleinen Galaxiengruppe um NGC 6876 vorbei - da waren ein paar kleine Fleckchen auszumachen. Und
nicht weit weg die edge-on Galaxie IC 5052 - ziemlich schmal, und recht nett. Weiter nördlich, bei Beta im Pfau, habe ich das
Galaxienpärchen IC 5038 und IC 5042 aufgesucht: Beide länglich, nahe bei einem 8-mag Stern, und im Dreieck mit einem
kleinen Doppelstern. Alles sehr beschaulich, tiefste südliche Himmelsprovinz ;-) Wann ich hier mal wieder vorbeikomme ?

Es hatte seinen ganz eigenen Reiz, in einer mir weitgehend fremden Himmelsgegend ganz neue Objekte aufzusuchen - akustisch
nur begleitet vom Heulen der Schakale, und den Lauten mir unbekannter Vogelstimmen. Diese Galaxien-Tour wurde erst durch
zunehmende Feuchte beendet; das blieb aber die einzige Nacht, in der wir beschlagene Optiken bekamen, ansonsten lag die
Luftfeuchtigkeit meist nur so um 10-20%.

Morgendämmerung mit dem Fünfling ...

... der in dieser teils feuchten 7. Nacht erst spät - und damit trocken - zum Einsatz kam

Nachts am warmen Kamin

Der Ort diverser nächtlicher Schlafpausen

Ein kleiner Exkurs: Von Müdigkeit, "Powernaps" und Vorschlafen

Ja, und nach all den Nächten meldete sich zunehmend auch die Müdigkeit. Ich bleibe in der 7. Nacht, und über die Zeit, in
der ich allein am Fernrohr war, berichtet Haley folgendes: "Die 2. Photoorgie mit dem Skorpionstachel bis B72 ist mittlerweile
im Kasten und ich schlafe während der Pause im Sessel so richtig ein, da brennt nämlich ein wärmendes Feuerchen, wie daheim
und die kleinen Hunde schlafen da auch, zudem ist da ja die Gabi mit dabei. Nach der Pause geht’s wieder raus in die Kälte,
Ben hat heute später angefangen, Dieter ist dafür schon im Bett ... Aber oh je! Alles ist naß, Kamera, Wilhelminchen,
20 Zöller. Ben kämpft schon mit dem Tau ..."

Mir ging es nicht anders, und ich habe mich gleichfalls auf abendliche Schlafpausen verlegt; zumal in der zweiten Woche
auch der Mond abends immer mehr ins Geschäft kam: Einmal wohl gut zwei Stunden in den Sessel gelümmelt am warmen
Kamin, und den Abend darauf dasselbe ohne warmes Feuer. Da wurde es irgendwann kalt, und ich bin aufs Bett gekrochen;
durchaus im halbwachen Bewusstsein, dass das "gefährlich" sein könnte - vielleicht schlaf ich ja durch, und verpasse die Nacht.
Halb zwölf wurde ich wach, und sah mich inneren Widerständen gegenüber: "So schön im warmen Zimmer, und jetzt hinaus
in die Kälte ?" Ich konnte mich aber zum Glück aufraffen, und draußen erwartete mich der gleiche tolle Sternenhimmel, den
wir in der zweiten Woche fast durchgehend hatten. Das fasziniert mich immer aufs neue, und schon auf dem Weg durch das
"Stargate" zum Spechtelplatz kehrte meine Energie zurück. Der Schlaf hatte gut getan, und so habe ich die ganze zweite
Hälfte dieser tollen 10. Nacht intensiv am Fernrohr beobachtet, vor allem Galaxien in Eridanus und Fornax.

Haley hat noch eine Story aus der 9. Nacht: "Dann kommt eine unerwartet große Schlafpause. Eigentlich wollte ich Gabi ins
Bett schaffen und den Kameraakku holen. Der ist aber noch nicht geladen. Die Idee, das Ladeende auf dem Sofa im Zimmer
abzuwarten endet mit einer mehrstündigen Schlafung, nach dessen Ende die Lust auf weiteres Spechteln nahe dem Nullpunkt
abgesunken ist. Schlaftrunken wanke ich auf das Beobachtungsgelände, Ben ist immer noch fleißig am Eierchen suchen ..."

Ja, die späteren Nächte waren fast alle durchgehend klar, und meist von guter bis ausgezeichneter Qualität. Vor allem Haley
und ich haben gewöhnlich bis in die Puppen durchgespechtelt. Aber eben mit Pausen und "Powernaps" ;-). Und das war gut für
die Motivation, ein "Jede-Nacht-komplett-durchmachen" wäre mir zuviel gewesen. Zudem gab es den Faktor Kälte. Ich hatte alles
an normalen Spechtelklamotten dabei: Lange Unterhose, Skihose drüber, dicke Jacke mit Kapuze über der Mütze. Ich hatte aber
gedacht, dass mir in Südafrika die Bergschuhe langen würden: Die Moonboots habe ich den langen Nächten bis null Grad
herunter dann doch vermisst.

Zurück zum Beobachten ...

Zwei Nächte nach meiner meist einsamen Tour durch die Südhimmel-Provinz habe ich Haley und Manfred einige der Galaxien
gezeigt, viele davon lagen im Sternbild Pfau - Haley schreibt: "Ben hat noch ein paar Edge on Galaxien recherchiert. Da wäre
IC 5096, ein knuffiges, 13.3mag helles Nebelfleckerl, ziemlich lang. 360 ist ebenfalls angenehm hell, mit 13.4mag durchaus
knusprig und eine schöne Edge on. Bei der Eierchen Parade kommen IC 4833, 14.7mag und IC 4831, 12.8mag zum Zug, die
stehen ebenfalls in der Gegend mit 6744 im Pfau, die ich mir im 16 Zöller genehmige. Die beiden ICs sind mit zwei Sternen in
einer Reihe und so auch elongiert ausgerichtet. Ein hübscher Ausblick. 6744 kommt als Face on hier schon als brüllhelles
Highlight rüber."

Und gleich um die Ecke bei dem tollen Kugelhaufen NGC 6752 liegt die Galaxiengruppe, die das "Teufelsgesicht" formt - eine
interessante Figur, Haley schreibt (8. Nacht, 20-Zoll): "6769, 6770 und 6771 bilden das Devils Face, sehr nett mit eingelagerten
Feldsternen. Die 6769 ist recht deutlich elongiert, alle leicht länglich und so um die 12mag hell. Die 12.3mag helle IC 4842 ist
auch noch mit im Feld, das rundet das Ganze schön ab." Gabi war nicht weit weg im Sternbild Altar unterwegs, mit 20-Zoll, als
sie auf die Eso Galaxie Eso 138-10 stieß - recht groß, aber nicht übermäßig hell.

Im Kranich

Der Kranich mit den beiden 2 mag hellen Hauptsternen ist am südlichen Frühlingshimmel eine auffällige Sternfigur. Hier waren
wir auch mehrmals unterwegs, um ein paar Deep-Sky Objekte einzusammeln. Da ist einmal der 12 mag helle planetarische Nebel
IC 5148, ein interessanter, ziemlich kreisrunder Ringnebel mit zentralem Loch - oder wie Haley schreibt (9. Nacht, 16-Zoll):
" ... das ist ein hübsches Ringerl, lohnt im O III." Und er ergänzt: "Beim Recherchieren im Stellarium ist mir das Grus Quartett
untergekommen; 7599, 11.4mag, schöne Spindel, 7582, 10.6mag, ebenfalls eine hübsche Spindel, 7590, 13,76mag, elongiert,
südlich davon 7552, ebenfalls spindelig, alle toll im 16er mit 21er Ethos." Und aus der 6.Nacht: "Der Stern Alnair im Grus
hat ein galaktisches Anhängsel, 7213, erscheint deftiger und knuffiger als 404 im Andromeda.

Zwei besondere Eierchen

Unter den all den "Eierchen", die ich in dieser Gegend aufgesucht habe, bleiben mir zwei als richtige Highlights in Erinnerung:
Einmal die echt superdünne, nur 13 mag helle Galaxie im Sternbild Pfau, die mich an das gleichermaßen schlanke Teil IC 2233
nahe der "Bearpaw"-Galaxie NGC 2537 im Luchs erinnert. Zum anderen das geometrisch richtig hübsche Galaxienquartett des
"Propellers" im Phoenix. Haley führt dazu aus: "Nun also IC 4872, etwa 13mag hell, eine extreme Superthin Galaxie. Das ist ein
richtiger Strich in der Landschaft, sehr zart und seeehr lang, wohl eine der extremsten Edge on Galaxien. Der Propeller ist eine
weitere ziemlich knuffige und lustige Galaxiengruppe. 88 ist die Drehachse der Vierergruppe, im Stellarium als Roberts Quartett
benamst. Sie ist mit 15.1 mag ein typisches 20 Zöller Objekt. Die Objekte drumherum, 87, 14.7mag, 89, 14.3mag und 93, die mit
13.7mag schon der Knaller der Truppe ist, sind schon spürbar heller, kommen ein bisserl größer und teilweise nett elongiert
daher. Das könnte man als Eierchen Highlight bezeichnen, da nur für große Klampfer interessant."

Gabi am 20-Zöller vor Südpolregion u. Magellanschen Wolken

Am 16-Zöller, mit der Lage des Südpols

Eine Expedition zum Südpol

Der Nordhimmel hat bekanntlich den 2 mag hellen Polarstern nah am Pol stehen. Am Südpol gibt es dergleichen nicht, und so
muss man sich die Gegend erst genauer anschauen: Mein Ausgangspunkt für die grobe visuelle Orientierung in der Südpolregion
war der 1,7 mag helle Stern Miaplacidus (Beta Carinae), der geht bei seiner Deklination von -70 Grad hier gar nicht mehr unter:
Denn während das Kreuz und die Eta-Carina Region für ein paar Stunden unter dem Südhorizont verschwinden, bleibt dieser
Stern auch in seiner tiefsten Position noch etliche Grad über dem Horizont und ist bei seiner Helligkeit nicht zu verkennen.
Von Miaplacidus aus bin ich dann mithilfe des Feldstechers verschiedenen Mustern gefolgt - hier überschreitet übrigens kein
Stern mehr die 4. Größenklasse - die mich bis zum Südpol geführt haben: Zuerst zum länglichen Sternbild Chamaeleon, dessen
Gerüst aus einigen Stern-Zweiergruppen eine recht nette Sternfigur ergibt. Und an dessen Westseite, bevor es zum Sternbild
Paradiesvogel weitergeht, dann ein Linksschwenk zum 4 mag hellen Stern Delta bereits im Südpolsternbild Oktant. Damit war
ich schon bei -84 Grad, und für den restlichen Pfad zum 5 mag hellen Stern Sigma, und dem letzten Grad zum Südpol war dann
noch etwas "Starhopping" nötig.

Ein gute Kontrolle, ob ich alle Muster auch richtig eingeordnet hatte, war der immerhin 2,8 mag helle Stern Beta in der Kleinen
Wasserschlange. Der liegt auf der anderen Seite des Südpols, bei einer Deklination von -77 Grad, und ist wegen seiner Nähe zur
Kleinen Magellanschen Wolke nicht zu verwechseln.

Beim ersten Südpolausflug habe ich im 20-Zöller unterwegs den planetarischen Nebel NGC 3195 mitgenommen, die Details
erinnerten an eine kleine Version des Hantelnebels. Beim zweiten Besuch war dann Haley mit dabei, und als wir direkt am Pol
waren notiert er (8. Nacht): "Ben macht derweil Polgalaxien: Polarissima Australis, 2573. Sie hat 14.1mag, nicht gerade ein
Knaller, zeichnet aber eindeutig, kein Problem für den 20 Zöller. Eine schöne Galaxis mit Doppelkern ist 6438 A/B. Einer der
beiden ist ein bisserl schwächer, hübsches Objekt."

Mit bloßen Augen nach kleinen Sternbildern schauen

Zwischendrin hab ich auch mal vom Liegestuhl aus danach geschaut, die vielen kleinen Sternbilder hier am Südhimmel mit den
bloßen Augen zu identifizieren. Da sind ja einige richtig exotische Konstellationen dabei, deren hellste Sterne so gerade mal die
4. Größe erreichen - wenn überhaupt: So als ob man am Nordhimmel das große, aber wirklich lichtschwache Sternbild Giraffe in
sieben kleine Sternbilder mit neuen Namen zerlegt hätte ;-) Obwohl: Jetzt ist die Giraffe für viele nur ein ziemlich leeres Areal,
mit sieben Sternbildern würde man die Teilbereiche vielleicht bewusster trennen und damit besser kennenlernen.

Um ein paar ausgesprochen unscheinbare Konstellationen zu nennen, die ich als solche erkannt habe: Auf der Ostseite des langen
Flusses Eridanus waren das zum Beispiel Pendeluhr und Grabstichel; tief im Süden der Oktant und der Tafelberg; nah bei Canopus
der Maler; oder das Mikroskop und der Indianer zwischen Kranich und der Milchstraße.

Magellansche Wolken über Manfreds Quartier

Bild: Manfred Mauz

Kleine Magellansche Wolke und 47 Tuc

Bild: Christoph Ries

Die Magellanschen Wolken

Diese beiden Satellitengalaxien unserer Heimatgalaxie sind schon mit dem bloßen Auge sehr auffällig, wie zwei abgetrennte Fetzen
der Milchstraße. Sie liegen nur etwa 20 Grad vom Himmelssüdpol entfernt, und gehen daher an Hottie's Farm gar nicht mehr unter.
Zu Anfang der Nacht stand die Große Magellansche Wolke noch fast am Horizont, während die Kleine Magellansche Wolke über
ihr schon fleißig nach oben kletterte. Später vollzog die kleine Wolke einen Schwenk nach rechts oben, und erreichte schließlich ihre
höchste Position von etwa 45 Grad. Die große Wolke folgte ihr nach, und zu Dämmerungsbeginn hin standen die beiden Wolken dann
nebeneinader - in bester Position oberhalb des Südpols. Sie schwimmen wie zwei Schiffe voller (Deep-Sky-) Spezereien in einer eher
stern- und objektarmen Umgebung; die kleine Wolke hat mit 47 Tuc noch ein Begleitschiff mit ganz besonderem Leckerli dabei,
obschon dieser Kugelhaufen natürlich zu unserer eigenen Milchstraße gehört.

Die Kleine Magellansche Wolke und 47 Tuc

Die KMW (oder engl. SMC) ist rund 200000 Lichtjahre von uns entfernt, und enthält ein paar sehr auffällige Gasnebel und Sternhaufen,
die besonders auf die Nordwestecke der Wolke konzentriert sind: Hier ballen sich der helle Nebel NGC 346, und die Nebel/Sternhaufen-
Komplexe NGC 371 und NGC 395. Eine großartige Region, und schon mit dem Fünfling ganz fantastisch ! In der gegenüber liegenden
Südostecke gibt es auch eine Ballung an vergleichsweise weniger auffälligen Objekten, die im 20-Zöller aber auch toll herausgekommen
sind. Zur KMW weiß Haley zu berichten (12. Nacht):" ... ich schwenke noch kurz in der KMW umher, damit Gabi und Manfred die feiste
Dreiergruppe mit der H II Region und den Sternassoziationen auch nochmal sehen können." Bei der Kleinen Magellanschen Wolke war
es ein wenig so wie beim Kugelhaufen M92 im Herkules. Der ist für sich schon sehr interessant, aber die Nähe zum so eindrucksvollen
Kollegen M13 stellt ihn etwas in den Schatten. Und bei der KMW dürfte für mich ähnliches gegolten haben: Da hätte es noch mehr
Details zu entdecken gegeben, aber mich zog es immer wieder zur GMW herüber. Bei Haley steht es schwarz auf weiß (6. Nacht):
"Die hellsten KMW Regionen ... werden ebenfalls mit abgespechtelt." Dann aber: "Ben landet schnell in der GMW." ;-)

Direkt benachbart zur KMW liegen zwei helle Kugelhaufen, die aber zu unserer Milchstraße gehören: Einmal NGC 362, gut aufgelöst
im 20-Zöller, und dann der überaus spektakuläre, insgesamt 3,8 mag helle 47 Tuc. Das ist ein ganz phänomenales Objekt, das von einer
ungeheuen Menge an dichtgepackten kleinen Sternchen überzogen ist. Haley notiert für den Fünfling (2. Nacht): "Dort prangt ein obszön
gleißender, tiefst aufgelöster 47 Tuc. Der dicht gepackte Kern erscheint in mattem gelb." Und dann für den 20-Zöller (12. Nacht): "Ein
letztes Mal gehen wir zum 47 Tuc und ergötzen uns an dem bombastischen Sternreichtum. Das Ding ist so ungeheuer hell und terafeist,
man kann den Blick einfach nicht abwenden." Oder hier: "47 Tuc erschlägt einen wieder mal fast. Natürlich tiefst aufgelöst, Kern
mattgelb, geil!

Bei der Frage, ob 47 Tuc oder Omega Centauri der schönste Kugelhaufen des Himmels ist, sind die Meinungen geteilt. Ich stufe
sie bei aller Verschiedenheit als gleichrangig ein, die "Distel" 47 Tuc mit ihrem konzentrierten Kern und die große "Sonnenblume"
Omega - der insgesamt hellste Kugelhaufen. Jedenfalls kommt kein anderer Kugelhaufen auch nur annähernd an diese beiden heran.

Die Große Magellansche Wolke

Die etwa 170000 Lichtjahre entfernte GMW (oder engl. LMC) ist fürs Fernrohr ungeheuer ergiebig : Mit der überaus spektakulären
"Riesenspinne" Tarantelnebel, plus einer großen Fülle weiterer richtig toller Objekte; ein in seiner Art am Himmel einzigartiges
"Wimmelbuch" an Sternhaufen und Gasnebeln oder einem Mix aus beidem.

Rund um den Tarantelnebel (Bild: Dieter Kocevar)


Das hat mich von der ersten Nacht an enorm beeindruckt, und da wollte ich diesmal gescheit durchblicken: An meinen beiden bisherigen
Südhimmeltrips jeweils Ende Juni/Anfang Juli war die GMW noch recht tief gestanden, und ich kannte namentlich nur den Tarantelnebel
neben "einer Fülle an Objekten". Beim Hottie habe ich mich viel genauer mit den Details der Wolke beschäftigt, und da war mir die im
Gemeinschaftsraum vorhandene Deep-Sky Literatur eine große Hilfe. Mein vorbereitendes Objektstudium fand bevorzugt auf einem der
Gartenstühle vor dem Haupthaus statt. Da haben sich oft einige der Hunde zu mir gesellt, um gemütlich nebenan im Gras zu dösen, oder
um miteinander zu raufen - mei haben die da ein schönes und freies Leben ! Und sobald die Hunde da waren, wurden die gelegentlich
vorbeikommenden Hühner nervös, und sausten dann meist im hektischen Laufschritt vorbei. Oder es kam mal der kleine Raffi vorbei,
um mir etwas zu zeigen.

Anfangs konnten wir die GMW nur in tiefer Position beobachten, weil wir in der zweiten Nachthälfte ja noch den Mond hatten. Als
sich der aber nach und nach zurückzog, bekamen wir für die Wolke immer bessere Beobachtungsbedingungen. Was zuallerst ins Auge
springt, ist natürlich der berühmte Tarantelnebel. Bereits in der zweiten Nacht hatten wir ihn schön im Fünfling drin - Haley notiert:
"Der Tarantelnebel ist jetzt gigafeist, der schaut aus, wie von korrespondierenden Blasenstrukturen umgeben, an deren Wölbungen
die hellen Nebelteile verlaufen. Ungeheuer ästhetisch." Noch eine Steigerung dann der Eindruck im 20-Zöller (3. Nacht): "2070,
der Tarantelnebel: Bester Anblick aller Zeiten, auch in OIII!!!!!" Grandios der Eindruck im 6er Ethos bei 335-facher Vergrößerung -
Haley schreibt (8.Nacht): "Tarantelnebel ist da drin nur noch supertodesfeist. Abschnallinger, ein Monster! Wahrhaft Tarantula nun.
Episch die Blasen, Ausläufer wie die Fangarme einer Riesenspinne. Das ist uns einen kleinen Veitstanz wert."

Und dann gibt es ja noch das grandiose Drumherum ! In der 2. Nacht war davon - bei noch tiefer Position - schon in Gabi's Fernrohr
eine Menge auszumachen - Haley berichtet:"Da gibt es ja neben dem 2070 tonnenweise bombastischer Highlights. Diese Ecke geben
wir uns auch in der Wilhelmine. Dort ist der Hauptkörper geformt aus zarten Diamanten, eingelagert sind endlose Sternassoziationen,
Nebel und Globulars. Nur noch feist!" Und im letzten Kapitel "Der gefühlte Abschied in der 11. Nacht" wandert Haley nochmal durch
die GMW. Ich bin in dieses Gewusel immer wieder eingetaucht, was mir bei den anderen den Ruf eines LMC-Junkies eingetragen hat ;-)
Nun, dann biete ich mal eine ...

Kleine Führung durch die Große Magellansche Wolke (Aufnahme: Manfred Mauz)

... an. Was ich als "Komplex" bezeichne, ist eine Mischung aus Sternhaufen und Gasnebel(n). Die Vielzahl junger Sternhaufen ist ein
Hinweis auf die derzeit sehr hohe Sternentstehungsrate in der GMW; hervorgerufen dadurch, dass sie zur Zeit von der Milchstraße
und der KMW gravitativ so richtig durchgewalkt wird. Und vor allem: Diese Objekte fallen richtig ins Auge, darunter sind viele sehr
flächenhell, und sie kommen schon im Fünfling - ganz ohne Filter - wunderbar rüber.

Ich starte den Ausflug beim Tarantelnebel (NGC 2070): Direkt südlich schließt sich ein sehr eindrucksvolles Drumherum an, ein Mix
aus sternreichen Arealen und Gasnebeln, um die Objekte NGC 2081/2080/2083. Und von dort aus bieten sich noch zwei gesonderte
Abstecher zu den etwas abseits gelegenen Nebelkomplexen NGC 2122 und NGC 2018 an.

Zurück zu NGC 2070. Rund anderthalb Grad westlich liegt der auffällige Komplex N 144 um NGC 1962/66, und hier gabeln sich meine
Wege: Einmal der Abstecher nach Süden zum Hauptbalken der GMW, und zum anderen der Trip nach Nordwesten, wo ein paar richtige
Highlights liegen. Der Weg nach Süden führt über die zarten Nebelfasern von NGC 1910 und den lohnenden NGC 1876-Komplex zu der
sehr markanten Dreiergruppe NGC 1858/1854/1850. NGC 1850 ist ein 9 mag heller "Blauer Kugelhaufen" - nur 50 Millionen Jahre alt
und schon im Fünfling in etliche Einzelsterne "angelöst". Nicht mehr ganz so spektakulär, aber gleichwohl lohnend ist es, die Tour
weiter zur kleineren Ballung um NGC 1770 fortzusetzen - um dann weiter nach Süden zu den Nebelgebieten um NGC 1743 und
NGC 1727 abzubiegen (außerhalb meiner Grafik)

Der Pfad nach Nordwesten führt zum famosen N 44 - Komplex (um NGC 1934/35/36), einer Kette heller kleiner Nebel am Rand
einer Sternassoziation. Wir haben ihn auch "Samtpfötchen" getauft, ein schon im Fünfling ganz tolles Objekt. Und weiter gehts über
einen markanten "Schlauch" aus Sternen und Gasnebeln (N 51, um NGC 1968), dann am Gebiet NGC 2014/2020 vorbei bis zum
"gebrochenen Herz" (NGC 2032/35), einen durch einen markanten Dunkelstreifen geteilten Gasnebel - großartig ! Und schließlich
gibt es weit draußen in Richtung West-Nordwest noch einen ziemlich isolierten, aber richtig spektakulären Komplex mit drei hellen
Gasnebeln: N 11 (NGC 1763 & Co.). Den habe ich gerne direkt vom Samtpfötchen N 44 aus angesteuert, indem ich die Verbindung
zum 4 mag Stern Theta Doradus - rechts vorbei in der Verdichtung dort - knapp zweimal verlängert habe.

Das war alles schon im Fünfling ohne Filter sehr eindrucksvoll. Indirekt war mit diesem Gerät übrigens auch die Hintergrundgalaxie
NGC 1809 klar auszumachen, als sehr dünn und länglich. Im 20-Zöller hat die sich dann sofort gut abgehoben.


Die tollen Galaxien in Sculptor, Fornax und Eridanus

In dem Himmelsareal, das sich südlich an den Walfisch anschließt, liegen einige ganz tolle Galaxien. Ein paar von denen kennen wir
auch in Südbayern vom Herbsthimmel her, sie stehen aber schon ziemlich tief - wie etwa der "Silberdollar" NGC 253. Andere krebsen
bei uns bestenfalls einige Grad hoch am Südhorizont entlang. Ganz anders auf Klipfontein in Südafrika: Im Lauf der Nacht kamen sie
allesamt perfekt in zenitnahe Positionen, und wir bekamen spektakuläre Eindrücke kredenzt. Sowohl von den Sculptor-Galaxien, mit
den vielen Knoten in NGC 55, NGC 253 und NGC 300, als auch von den Spiralarmen in den Balkenspiralen NGC 1097, NGC 1300
und NGC 1365: Auf das "Z" von 1365 im 20-Zöller war ich besonders gespannt gewesen; Haley auch, für den das der "Ferrari unter
den Balkenspiralen" ist - wir sollten nicht enttäuscht werden ! Diese Galaxie ist Teil des dichten Fornaxhaufens, dessen Zentrum ganz
in der Nähe liegt. Das ist für mich der Galaxienhaufen, der dem Eindruck am nächsten kommt, den die zentralen Bereiche des
Virgo-Galaxienhaufens im Fernrohr machen: Ein dichtes Gewusel an ganz unterschiedlich hellen Lichtklumpen.

Sculptor-Galaxien mit dem "Silberdollar" NGC 253

Ankaa, der 2,4 mag helle Hauptstern im Phoenix, ist ein guter Ausgangspunkt für die Suche nach den südlichen Sculptor-Galaxien
NGC 300 und NGC 55. Letztere ist über einen markanten Sternenpfad leicht zu finden: Die bloß 6 Mio. Lichtjahre entfernte NGC 55
ist sehr groß und langgestreckt, mit einem deutlich asymmetrisch gelegenen Kerngebiet; dieses soll ein Ende des zentralen Balkens
markieren, während die knotige Region im Westen das Ende eines großen Spiralarms anzeigt: Mehr als bildfüllend im 20-Zöller
bei 335-facher Vergrößerung, und mit etlichen Knoten.

In der ausgezeichneten dritten Nacht haben wir die Sculptor-Galaxien im 20-Zöller eingesammelt, und Haley fasst zusammen:
"7793, mit 9.11mag mal so richtig knallig, Kern zeichnet kompakt, elliptisch. Gabi geht danach Schlafen. 55: Erst im 16 Zöller
mit 21er Ethos, dann im 20 Zöller und 13er Ethos. Superextrem cremig rhdodendronfeist, eine bildfüllende Schleifspur aus Kristall.
... 253 ist natürlich noch gigantischer, vor allem im 20 Zöller im 13er Nagler. Die Plattenstrukturen und feinen Details sind episch,
das ist Ben und mir einen Veitstanz wert." Ja, und pfundig war der "Silberdollar" dann auch bei 335-facher Vergrößerung: Riesig,
sehr hell, und mit einer großen Fülle an knotigen Details (Haley: "Voller knorpeliger Strukturen") - gewaltig !

Haley ergänzt: "300 im 20 Zöller und natürlich im 13er Ethos. Riesengroße Spiralgalaxis, schon wie ein kleiner Bruder vom M33
mit hellen Feldsternen."

In der Umgebung von NGC 253 liegen noch weitere interessante Objekte, Haley berichtet aus der 6. Nacht (mit 20-Zoll): "Heute mal
auch 288, dieser GC ist daheim richtig zart, hier schon recht bombastisch, klar, daß der auch sehr gut aufgelöst ist. 247 hängt auch
in der Ecke herum. Hier werden die Erwartungen weit übertroffen. Eine riesige, wie aus feinem Glimmer bestehende, elongierte
Ellipse leuchtet da, mit einem Hauch von H II Regionen, die ist auch noch recht hell.

Mondaufgang mit Teilen von Walfisch und Eridanus

Mit markanten Kurven des "Fluss Eridanus" (mitte/rechts oben), am Horizont geht gerade Rigel auf


Die Balkenspiralen NGC 1365, NGC 1097 und NGC 1300

Diese drei Galaxien gehörten zu den Highlights in Südafrika ! Ich gebe Haley das Wort - 3. Nacht:

"1365 im 20er jetzt. Bester Anblick im Leben, Z und Bögen fast vollständig, Balken detailliert. Zwar stand er damals in Chile oder
Australien höher, aber 20“ sind halt 20“. Turbomolekularfeist." Und als ich in der 10. Nacht mit dem 20-Zöller in der gleichen Himmels-
gegend beobachtet habe - das Areal stand jetzt aber noch wesentlich höher als in der 3. Nacht - notiert Haley: "Während ich eine weitere
Photoserie vom Fornax Dwarf mit 1049 starte, wird am 20 Zöller schon im Fornax Cluster rumgerührt. Den todesgeilen 1365 lasse ich
mir nicht entgehen. Im 13er und 6er Ethos schon nur noch feist, im 9er Nagler ziemlich optimal. Das Z und die Bögen sind sauber und
kontraststark, der Balken phänomenal, die dunklen Absätze zu erahnen, absolut erste Sahne das Ding ... Ben ist derweil mit Galaxien
im Eridanus beschäftigt. Schön ist auch, daß die Gabi nun mit von der Partie ist und gleich den anstehenden Galaxienreigen miterleben
wird. 1097, das 9.5mag Prachtteil ist der Beginn. Supertodesfeist mit brüllhellem Kern und zwei linksgewickelten Spiralarmen ...
1300 ist absolut terafeist, nur noch gnadenlos gut. Da werden auch verschiedene Okulare durchprobiert, mit der feisteste Anblick ist
im 11er Nagler. Das Ding hat einen satt hellen Kern, prächtigen Balken und eng gewickelte Spiralarme, ebenfalls links herum, wie bei
1097, nur viel enger. Superextrem cremig dieser Anblick."

Auch im Fünfling war das "Z" von NGC 1365 bereits gut zu erkennen, und Haley meint dazu (7. Nacht): "Schlußhighlight wird 1365,
jetzt im Zenit! Rhododendronfeist im 11er. Balken und Z sind voll da, die Ansätze der Bögen zum Theta sind erkennbar. Das entspricht
etwa dem Anblick damals mit [10-Zoll] Christina auf dem Altiplano in Chile." Im 20-Zöller hatte ich auch noch die Face-on Galaxie
NGC 1232 aufgesucht, und da konnte ich zwei der westlichen Spiralarme indirekt ausmachen.

Weitere Galaxien um Fornax und Eridanus

Haley notiert zum Fornaxhaufen (3. Nacht): "Alle Galaxien sind da, 1386, 1389, 1387, 1379, 1375, 1374, 1373, 1381, 1382, 1380,
1396, schließlich 1399 und 1404, die beiden hellen Hauptgalaxien. Im 13er Ethos sind 9 durchaus brüllhelle Galaxien in einem Feld.
Das ist ein extremes Schlußhighlight."

Zurück in der 10. Nacht schreibt Haley: "Ben sucht jetzt im 20 Zöller die Squid Galaxis, wie sich herausstellt, ist das die 134,
die ich vorhin hatte. Im 20 Zöller ist die wirklich noch ein bisserl bombastischer. Der Kern ist elongiert, die Galaxis sehr lang
gestreckt, ein hübscher Feldstern direkt daneben, das eine Ende etwas zart aufgefächert, das deutet durchaus eine Kalmar Form an ...
Dann die Wagenradgalaxie, von ihr sieht man erstmal nur den Kern, ein schwaches Fleckerl. Im 6er Ethos wird’s leider nicht viel
mehr. Man hat ein Photo im Kopf, aber das Rad, das den Kern umgibt, zeichnet nicht. Ich sehe jedenfalls nichts." Bei einem zweiten
Versuch und mit einigem Augenverbiegen kam es mir so vor, als ob weiter draußen ein bissel was sein könnte. Blieb aber sehr unsicher:
Wenn man das Foto kennt, und etwas Bestimmtes erwartet, ist der Schritt zur Einbildung im Grenzbereich nicht weit, auch "averted
imagination" genannt ;-)

Ich habe im Eridanus mit 20 Zoll mehrere Galaxiengruppen angesteuert, und in deren zentralen Bereichen hat es oft gewimmelt: Viele
Fleckchen ganz unterschiedlicher Form, Größe und Helligkeit. So die Gruppen um NGC 1400/1407, NGC 1395 und NGC 1332, und
bei anderer Gelegenheit auch weiter westlich - an der Grenze zum Walfisch - die Galaxien um NGC 1084 und NGC 1052. Haley war
hier in der 10. Nacht auch unterwegs: "Die Gruppe um 1400 und 1407 ist extrem beeindruckend und knorpelfeist. Beide um die 10mag
hell, echte Knaller, elongiert, dazu zwei verschränkte Dreierketten aus IC 343, 1391, 1383, bzw. 1394, 1391 und 1393. Alle haben
so knapp 13mag, kommen im 20 Zöller aber recht deftig rüber und füllen das 13er Ethos Gesichtsfeld gut aus. Tolle Gruppe."

Ich kam an einem bemerkenswerten planetarischen Nebel vorbei: NGC 1360, mit hellem Zentralstern und diffusem Nebel drum herum;
erinnert an einen Stern mit Lichthof bei beschlagenem Okular, nur länglich - sehr nett. Haley hatte daneben noch ein zweites Projekt
laufen: "Nun mal nach dem Zeitraffer sehen. Erwartungsgemäß ist das Ding zum Stehen gekommen. Lustigerweise läuft der Raspi noch,
nur die Ricoh hat abgeschaltet. Ich baue dann um auf den Photonensack mit Fisheye und starte einen Morgenzeitraffer mit 300 Frames."

Weiter nördlich im Walfisch ...

...geht es in Regionen, die wir von zuhause gut kennen. Nur stehen auch die beim Hottie noch höher als bei uns, Haley notiert in der
6. Nacht (20-Zoll): "Wir waren vorhin im Walfisch, da ist 246, der Totenkopfnebel, interessant. Der kommt gewaltig in Fahrt, im 13er
sind die dunklen Flecken recht knallig und die Shell scheint auch so eine Art Doppelrand zu bekommen. Im 13er wird das noch verstärkt
und eine asymmetrische Helligkeitsverteilung hats auch. Gleich daneben ist 255, daheim immer zart und unscheinbar, hier ein knalliger,
ovaler, recht großer Fleck."

Und für die 11. Nacht: "M77, extrem hell, fast gleißender, leicht länglicher Kern und eine Disk eng gewickelter Spiralen, die visuell
nicht aufzudröseln sind, nur an kleinen Dunkelstellen nahe dem Kern, Dabei ist 1055 mit den zwei markanten Aufsuchsternen. Da wird
das Ensemble zum Gesicht mit Mund, 1055 ist schön im großen Teleskop, hier wie ein mini Sombrero Nebel."

Der Helixnebel

Dieses Areal wird nach Westen hin vom hellen Stern Fomalhaut abgeschlossen, und von da ist es nicht weit zu einem richtigen Juwel des
Wassermanns: Wunderbar war der Helixnebel als großer, bildfüllender planetarischer Nebel zu sehen - fast direkt im Zenit. Haley notiert
für die großen Fernrohre (3. Nacht): "7293 dann auch in beiden Klampfern. Das Auge des Ra ist natürlich allererste Sahne. Und klar, wir
sind so von den Socken, keiner denkt daran, nach der Galaxis im Helixnebel zu suchen." Und in der 11. Nacht: "7293 darf wieder mal sein,
der ist gerade fast im Zenit und entsprechend gigafeist. Im UHC elektrisierend, im O III sogar obszön kontraststark. Kubikgeil!"

Orionaufgang am 20-Zöller mit Ben und Haley (Bild: Manfred Mauz)

Plejaden, Hyaden und Orion "verkehrt" herum

Morgenhimmel: Die Milchstraße kommt wieder hoch

Der Canopus ist der zweithellste Stern des Himmels. Er stand im Südosten schon wieder prominent auf der Himmelsbühne, als im
Osten ein weiterer heller Stern auftauchte. Nein, Sirius war es noch nicht, sondern - Rigel. Ungewohnt für einen Beobachter aus dem
Norden: Der Orion geht hier ja verkehrt herum auf, mit den Füßen voraus ! Bald darauf kam das Schwert mit M42, danach der Gürtel,
und schließlich Beteigeuze. Und dann wird der ganze nachfolgende Bereich der südlichen Milchstraße allmählich mit hinauf gezogen:
Strahlend der Sirius, und weiters der restliche Große Hund sowie die Bestandteile des antiken "Schiffes Argo": Puppis, Vela und Carina.
Da wimmelt es von hellen Sternen der 2. und 3. Größenklasse, so als ob man zwischen Sirius und Eta Carinae eine durchgehende Kette
von Cassiopeias nebeneinander gelegt, die drei Deichselsterne des Großen Wagens noch hinzu getan, und diese Mischung dann kräftig
durchgeschüttelt hätte: Ein visuell sehr eindrucksvoller Abschnitt der Milchstraße !

Mittendrin das markante "Falsche Kreuz", alles Sterne zweiter Größe. Man kann sich hier noch weitere Muster zurechtdenken: Etwa
das "Lange Kreuz", das Miaplacidus mit drei Sternen des Falschen Kreuzes bildet; und Haley wies zudem auf den Rhombus hin, den
Miaplacidus mit Upsilon und Omega Carinae sowie IC 2602 bildet. Letzterer Sternhaufen wird auch "Südliche Plejaden" genannt -
der ist schon ziemlich auffällig, aber diesmal hat der Nordhimmel die Nase vorn: "Unsere" Plejaden sind schon mit Abstand der
markanteste Sternhaufen des Himmels für das bloße Auge ! Das konnte man auch gut direkt vergleichen, da beide Objekte zur
gleichen Zeit am Himmel standen.

Und nochmal eindrucksvolle offene Sternhaufen

Am Abendhimmel ist NGC 3766 ja bereits beschrieben worden, der taucht jetzt auch wieder auf der Himmelsbühne auf. Bereits
höher stehen NGC 2477, NGC 3293 und NGC 3532: Die spielen gleichermaßen alle in der ersten Liga der offenen Sternhaufen,
und das konnten sie im Fünfling vollauf bestätigen. Letztere zwei liegen ja ganz nah bei Eta Carina in einem enorm reichen Feld.
Dabei ist NGC 3293 - wie schon erwähnt mit einem roten Überriesen - mit 4,7 mag ziemlich hell, und dabei klein und sehr dicht
gepackt - wunderbar ! Er liegt rund 6000 Lichtjahre entfernt im Carina-Sagittarius-Spiralarm unserer Milchstraße, genauso wie
der Eta-Carina-Nebel selbst, und etliche andere helle Haufen der weiteren Umgebung.
Dagegen steht NGC 3532 fünfmal näher zu uns im Vordergrund; er erscheint sehr groß, und ist bei 3,0 mag Gesamthelligkeit
schon mit bloßen Augen gut als Fleckchen zu erkennen. Ein tolles Objekt in jedem Fernrohr, mit vielen recht gleichmäßig hellen
Sternen; und zwei Schwerpunkten, die ihm einen Hauch von Doppelhaufen geben. Daher erinnert er mich entfernt an h+chi,
und der ist in Summe ja auch rund 3,5 mag hell. Vom Typ her - junge, heiße Sterne - ist h+chi aber viel näher mit NGC 3293
verwandt.

Auch NGC 2477 ist eine sehr dichte Ansammlung ähnlich heller Sterne, und zeigt von Helligkeit (5,8 mag) und Eindruck her
Gemeinsamkeiten mit dem Nordhimmel-Prachtstück M37 im Fuhrmann. Beide präsentieren sich bei kleinerer Vergrößerung am
besten, wenn sie sich im Kontrast zur reichen Milchstraßenumgebung super abheben. Im Fünfling gefiel mir NGC 2477 bei 45x
ausnehmend gut, und auch schon im kleinen 66mm Wilhelminchen von Gabi kam er toll in feinste Sternchen aufgelöst herüber.
Er liegt auf knapp - 40 Grad Deklination, und ich hatte ihn am Sudelfeld anno Tobak schon einmal im 10-Zöller eingestellt:
Ganz tief unten in der Lücke zwischen Traithen und Sonnwendjoch, vom oberen Platz aus beobachtet.

Zudem liegen hier noch weitere helle Haufen - etwas lockerer strukturiert -, die bereits klar mit dem bloßen Auge als Fleckchen
zu erkennen sind: Wie etwa NGC 3114 oder der 3,8 mag helle NGC 2516 - der fällt nahe der Westspitze des Falschen Kreuzes
richtig auf. Die eignen sich gerade für Feldstecher oder kleinere Fernrohre, wenn die Vergrößerungen niedriger sind. Oder die
zahlreichen hellen "Verklumpungen" wie etwa IC 2391 oder NGC 2451 - die ganze Region ist ein Eldorado für den Feldstecher !

Und noch so allerlei ...

Ich habe mit dem OIII-Filter nach diversen Fetzen des Vela-Supernovarestes gesucht, das ist eine Art (deutlich) schwächerer
Cirrusnebel. Schon 1995 auf Reunion hatten Friedhelm und ich da intensiv mit dem 13-Zöller herumgerührt, damals stand das
Teil aber viel höher. Aber auch diesmal konnte ich einige Fasern deutlich erkennen, Haley schreibt in der 9. und 10. Nacht: "Ben
versucht, die Fäden des Vela SN Überrestes zu entwirren. Manfred ist auch noch zugange, wir bekommen Carinas Lächeln 3199
serviert, eine Wolf Rayet Bubble, die sich bogenförmig herum wölbt ... Nicht fehlen darf natürlich die Reise zu 1851 im 16 Zöller.
Es geht moderat los, mit dem gigantischen 21er Ethos. Dann das 13er. Da wird aus der kleinen, kompakten Kristallkugel ein
mächtiger Glitzerball, unheimlich kompakt und tief aufgelöst ... 2808 ist ein kompakter GC, dem 1851 gar nicht mal so unähnlich.
Gleich kündigt sich die Dämmerung an. Im Wilhelminchen hat uns Ben den 3293 eingestellt, einen hübschen Sternhaufen mit roten
Riesen darin, ähnlich wie in h und Chi."

Der Eta-Carinae-Nebel im Einzelporträt ...

Bild: Dieter Kocevar

... und plus IC 2602 (li.), NGC 3532 (oben) u. NGC 3293 (re. unterhalb)

NGC 3293 ist sehr kompakt und sieht hier fast wie ein Stern aus - Bild: Christoph Ries

Der Eta-Carinae-Nebel

Gegen Ende der Nacht kletterte die spektakuläre Region um den Eta-Carinae-Nebel wieder etwas höher. Dieser riesige Gasnebel
ist mit seinen zahllosen Details im Fernrohr umwerfend, ganz besonders mit einem Nebelfilter - ein ganz phänomenales Objekt !
Der Emissionsnebel wurde ausgiebig bestaunt, Haley notiert (9. Nacht): "Das ultimative Gigahighlight am Schluß ist Eta Carina
im 20 Zöller. Wahlweise mit O III oder UHC Filter. Im 26er Nagler diesmal, weil des Seeing zum Ende stark nachgelassen hat.
Deshalb ist an den Homunculus Nebel nicht zu denken, dafür ist das Schlüsselloch richtig schön konturiert. Überhaupt sind die
Details schon supertodesfeist." In punkto Seeing war die ziemlich tiefe Position des Nebels natürlich auch ungünstig, am Ende
der 10. Nacht konnten wir schließlich mehr erkennen: "Im 20 Zöller geben wir drei verbliebenen uns nochmal den Eta Carina.
Die Region am Schlüsselloch wird gleich mit dem 11er, 9er Nagler und 6er Ethos aufgeblasen. Der Stern Eta Car ist ja knall
orange und schon im 9er sieht man, kleinen orangenen Mickymaus Ohren ähnelnd, zittrig und verschwommen, den Homunculus
Nebel am hellen Stern kleben."

Orionnebel und Pferdekopf

Der Orionnebel M42 stand zu Dämmerungsbeginn nochmal deutlich höher als er bei uns in Südbayern je steigen kann, und kam
in allen Fernrohren umwerfend gut herüber ! Haley notiert (10. Nacht, 16-Zoll): " M42 ist logischerweise endkraß, in der kleinen
Vergrößerung riesige, dunkelrote Schwingen, im 13er fetter Kern mit Regenbogen, dem netzförmigen Boden des Löwenmauls,
Trapez mit 6 Sternen. Der absolute Wahnsinn." Der 20-Zöller zeigte eine grandiose Detailfülle bei enormer Flächenhelligkeit,
und eine vorher von mir nie gesehene Intensität der Farben ! Und das alles galt auch für den Fünfling, nur halt im entsprechend
kleineren Maßstab; auch mit 9,5 Zoll fiel mir neben dem auffälligen grünlich/türkis auch die schwächere rötliche Komponente
sofort ins Auge. Der Fünfling machte ohnehin eine sehr gute Figur, Manfred war von der Optik ganz begeistert. Haley schreibt
am Ende der 7. Nacht: "... es ist Zeit für einen turbofeisten Orionnebel. Im Fünfling, im 11er Nagler ist das Trapez kristallklar,
Farben sind da, super. Ich schiebe IC434 und den Pferdekopfnebel nach. Die Einbuchtung zeichnet sofort und problemlos."

Ja, den Pferdekopf konnte ich genauso mühelos erkennen, mit 9,5 Zoll ganz ohne Filter - sehr schön.

Direkter Vergleich der drei besten Gasnebel

Mit dem Orionnebel, dem Eta-Carinae-Nebel und dem Tarantelnebel hatten wir jetzt am Morgen die drei besten Gasnebel des
Himmels beieinander, darin waren sich Haley und ich einig. Im direkten Vergleich war der Eta-Carinae-Nebel durch die noch
recht tiefe Position benachteiligt, aber ich kannte ihn ja auch schon höher stehender von Reunion 1995 her - bei teils ungeheuer
guten Himmelsbedingungen. Er ist riesig und zeigt wahnsinnig viele Details - das aber erst richtig grandios mit einem Filter.

Der Tarantelnebel ist für mich zweifellos das ungewöhnlichste Objekt unter den dreien, ganz einmalig in seiner Art: Ein richtig
"bizarres Monster" mit den vielen Hell-Dunkel Kontrasten - und er braucht keinen Filter, um einen umwerfenden Eindruck zu
hinterlassen. Haley zu meinen ersten Kommentaren bei 335x: "Für Ben womöglich bester Anblick eines teleskopischen Objekts
in seinem Leben. Die korrespondierenden Sphären der Schalenstruktur sind absolut episch und suchen ihresgleichen."

Und dann der Orionnebel: Ganz ohne Filter ist er für mich am schönsten, ungeheuer flächenhell, enorme Details, und bei gutem
Himmel schnell richtig farbig. Alles in allem ist M42 für mich dann doch die Nummer 1 am Himmel, wenngleich die anderen
beiden Nebel zweifellos in der gleichen Liga spielen - M42 ist halt der Tabellenführer ;-) Dazu gibt es natürlich unterschiedliche
Meinungen, und neulich im Astrotreff haben einige den Tarantelnebel an die erste Stelle gesetzt.

Morgenhimmel: Die Milchstraße steigt allmählich ...

Viele Sterne v. Sirius (li.) bis Eta-Carina Gegend (re. u.), oben mittig Canopus

... immer höher, die Magellanschen Wolken kulminieren

7. Nacht: Ben u. Haley am Fünfling - mitte links das "Falsche Kreuz"

Der "gefühlte" Abschied in der 11. Nacht

Es gab ja noch eine 12. Nacht, und auch da haben wir noch beobachtet. Wegen dem anstehenden Rückflug hatten wir aber nicht
vor, noch einmal bis in die Puppen zu spechteln. Wie Haley formuliert: "Wir merken alle: Die Luft ist ziemlich raus, ich selbst
bin ziemlich übermüdet, man will keine Eierchen mehr suchen, man will überhaupt nicht mehr suchen. Nur noch Ölspur und
Standardobjekte. Tatsächlich war in dieser letzten Nacht dann schon etwas 'die Luft raus'"; auch bei mir, und so habe ich
schon relativ früh Schluss gemacht.

Den gefühlten Abschied hatten wir daher bereits in der Nacht zuvor zelebriert, in der wir viele der großen Highlights nochmal
ganz gezielt aufgesucht haben. Ich gebe Haley für den kompletten Schlußteil seines Berichts über die 11. Nacht das Wort:

"Dafür hat Ben gerade den gigafeisten 253 im 6er Ethos drin. Hier muß man die riesige Galaxis voller knorpeliger Strukturen
regelrecht abfahren. Der Kameraakku lädt gerade, weil ich unbedingt den Fornax noch ablichten will. Manfred und Dieter haben
sich schon zurück gezogen. Dieter hat aber noch Kameras am Laufen. Ben hat die extrem todesgeile 1097 wieder mal im 20 Zöller.
Einfach irre die Details, Kern und Spiralarme. Natürlich wird nochmal die große Abschiedsvorstellung der GMW gegeben. Ich
schaue mir das an, beginnend bei N11, einer tollen Region, die Ben auf seiner Runde eingestellt hat. Dann mache ich die Runde
über den Hauptbalken, die endlosen Sternhaufen, offene, wie kugelige, oben rum, an diversen Samtpfötchen vorbei, zum epischen,
nur noch terafeisten Tarantelnebel, rüber auf das nebelreiche Gebiet jenseits des Hauptbalkens, wo das gebrochene Herz 2032, und
schließlich das südliche Samtpfötchen 1936 wartet. Der knallige Haufen 1850 ist auch mit dabei und die Hintergrundgalaxis 1809
zeichnet als schwacher edge on Strich zwischen Sternhaufen. Endlich kann ich die Fornax Photoorgie starten, dann wechseln wir
von der GMW zu KMW, ziehen uns den schon brüllfeisten 362 GC rein, die fetten Nebelregionen, die es auch in der kleinen Wolke
gibt, wie 267 und die Assoziationen wie 371. Höhepunkt ist 47 Tuc, noch einmal tiefst aufgelöst mit gelbem Kern im 13er Ethos.
Wieder steht der Fornax Cluster im Zenit und der Ferrari unter den Balkenspiralen, 1365 prangt im 13er. Die Spiralarme sind
wirklich rhododendronfeist, der linke etwas dicker als der rechte, Ben will das im 11er Nagler sehen, das ist natürlich genauso
gigantisch. Das werden wir im Norden wieder vermissen. Die Abschiedsvorstellung von 1365 ist wirklich denkwürdig. Es kommt
leichte Wehmut auf. Noch ein letzter Blick zum Orionnebel im dicken Klampfer. Wie schon gewohnt 6 Trapezsterne, alle Details,
das tiefe Rostrot der Schwingen, einfach genial. 1999, das Schlüsselloch im Orion nehmen wir mit, klein, kompakt und wie aus-
gestanzt. Der 20 Zöller wird in seine Behausung verbracht, Ben hat noch den Fünfling am Start. Dort gibt’s noch kurze Einblicke
in die GMW, ein letztes Mal heute die Tarantel, etwas weniger brachial, als im großen Gerät. Wilhelmine darf auch noch etwas
zeigen, z.B. einen überraschend guten Rosette Nebel mit 2244, den Läufer Haufen 2516, 2477, Bens Lieblings Nadelkissen, den
wir auch im Fünfling noch sehen. Dort wird der kompakte knuffige 2808 nachgeschoben und ich gehe mit Wilhelmine ein letztes
Mal zu Eta Carina. Der ist sogar bombastisch, richtig fett mit Keyhole und so. Daneben der hübsche 3293 mit seinem roten Riesen-
stern. Das war das Betthupferl. Wilhelmine wird bereits abgebaut und hat seinen Job in diesem Urlaub hervorragend erfüllt."

Ja, soweit der Beobachtungsbericht. Das waren schon ein paar intensive Nächte - so schee scho :) Damit ein Servus an alle Leser,
die bis hier durchgehalten haben ;-)


Zwei Wochen auf Klipfontein

Die Safari am Pilanesberg

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