Eine klare Nacht bei Geitau

Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 2025 - mit Bernd

Zum Ende der Neumondperiode sah die Wetterprognose diesmal sehr gut aus. So hatten sich Bernd Gährken und ich für die
Nacht auf den 1. Mai zu einer gemeinsamen Beobachtung verabredet. Es ging mit der Bahn ins Mangfallgebirge, um dort ganz
durchzumachen und mit dem ersten Zug 4:55 morgens wieder heimzufahren. Das war allerdings keine so lange Aktion wie es
klingen mag: Denn obwohl Neumond erst drei Tage zurücklag, stand der Mond aufgrund seiner sehr nördlichen Position (28° N)
noch bis fast 1:00 MESZ am Himmel. So fuhren wir abends relativ spät los, und erreichten den Spechtelplatz erst dreiviertel elf.
Bernd hatte seinen 8-Zoll Dobson dabei - den er im Rollkoffer vom Bahnhof rüber transportierte -, und ich wieder das 99mm
Spektiv im Rucksack.

Der Himmel war durchgehend klar, bei gutem Seeing, und es blieb überwiegend trocken; das Zoomokular zeigte erst gegen Ende
eine leichte Tendenz zum Beschlagen. Und wir hörten über Stunden immer wieder mal den Ruf des Waldkauzes, und sollten hier
welche mitlesen die gerade nicht auf dem Schirm haben wie das klingt: "Schaurig-schöne" Laute der Natur, das schätze ich sehr,
eine schöne Abrundung des Gesamterlebnisses.

Jeder hatte am Fernrohr sein eigenes Programm, informierte den Anderen aber immer wieder über die Objekte, so gab es viele
gegenseitige Besuche.

23:10 MESZ: Frühlingshimmel mit Arktur, Jungfrau und Löwe

Meine Eindrücke im 4-Zoll Spektiv

Sternhaufen

Ich hab zu Anfang den sehr lohnenden Offenen Sternhaufen M67 eingestellt: Der zeigte sich wieder schön kompakt & sternreich,
aber nicht so dicht gepackt als manch anderer seiner Kollegen - wie etwa auch der prächtige M11, den ich morgens noch mitnahm.
Bei dem polnahen "Methusalem" NGC 188 tendieren die Quellen zu einem Alter von grob sechs Milliarden Jahren, am Okular hob
sich eine ganze Reihe feinster Puderzuckersternchen gut vom Hintergrund ab. Ich zeigte dem Bernd auch den charakteristischen
"Kite-Cluster" NGC 6866 im Schwan, wo eine zentrales Rechteck aus Sternen in Windschirm-Form hervorsticht.

Die Kugelhaufen M13 und M5 präsentierten sich bei 110x schon ordentlich mit Sternen gesprenkelt, wirklich sehr gut, und Bernd
war vom Eindruck im Spektiv begeistert: "So gut habe ich M13 noch nie in einem 4-Zöller gesehen".

Galaxien & (keine) Supernova

Zwecks Galaxien stieg ich zuerst in den Virgohaufen ein, und gelangte unter Mitnahme von M98, M99, M100 in das Zentrum:
Hier konnte ich M84, M86, die edge-on NGC 4388, "The Eyes" und noch einige weitere Objekte der Markarian-Kette bis zu M88
ausmachen. Die "Nadelgalaxie" NGC 4565 war - besonders indirekt - klar als solche zu erkennen. Schließlich steuerte ich den rund
300 Mrd. Lichtjahre entfernten Coma-Galaxienhaufen Abell 1656 an: Seine beiden Hauptgalaxien NGC 4889 und NGC 4874
(11,5 bzw. 11,7 mag hell) zeigten sich als kleine Fleckchen.

Wir haben in Bernd's 8-Zöller auch die Supernova in NGC 5957 probiert, aber wie erwartet nicht ausmachen können; sie dürfte so
um die 15 mag hell gewesen sein. Bei der Gelegenheit hatte ich das Feld auch im 99mm Spektiv eingestellt. Die SN-Wirtsgalaxie
NGC 5957 lag für mich visuell sehr nahe am Limit, ich konnte sie aber indirekt mehrmals blickweise aufblinken sehen. Dagegen
war die nahe NGC 5970 problemlos zu erkennen. Interessanterweise wird letztere mit V = 11,5 mag geführt, und damit nur wenig
heller als NGC 5957 (V = 11,7 mag) - aber ihre Flächenhelligkeit liegt halt auch um 0,5 mag höher. Diese Werte basieren auf den
Angaben des "Deep Sky Field Guide" (Mag(v)).

2:18 MESZ: Das Sommerdreieck über dem 8-Zöller

Doppelsterne mit Farbkontrast ...

... gehörten auch wieder zu meinem Astromenü: Izar im Bootes zeigte sich klar getrennt; sowie Omikron 1 & 2 Cygni, Ras Algethi
und 95 Herkulis, bei letzterem sind beide Komponenten nahezu gleichhell. Soweit alles alte Bekannte, während ich folgende beide
Doppelsterne zum ersten Mal beobachtet habe, beide hoch im Norden des Cepheus gelegen:

STF 320 (Helligkeiten: 5,7 + 9,2 mag; Spektr. M1, F7; Distanz: 4,6") ...

... zeigte mit 110-facher Vergrößerung einen hellen orangen Hauptstern + viel schwächerem weißblauen Sternchen eng daneben.
Und SFT 2893 ist echt sehr lohnend, der Kontrast orange zu weißblau kam gut rüber. Das erinnerte mich an einen früheren Eindruck
von STF 3053, der liegt nur sieben Grad südlicher und bisserl östlicher, schon in der Cassiopeia. Ihre Werte sind im Vergleich auch
relativ ähnlich, besonders bei den Spektren:

STF 2893: (Helligkeiten: 6,2 + 7,9 mag; Spektr. K0, A3; Distanz: 28,9")
STF 3053: (Helligkeiten: 6,0 + 7,2 mag; Spektr. G9, A1; Distanz: 15,2")

Schonmal in der Gegend nahm ich im Cepheus - etwas weiter südlich - noch den Reflexionsnebel NGC 7023 ("Irisnebel") mit,
er hob sich spürbar vom Hintergrund ab.

Gegen 3:45 habe ich Schluss gemacht, und wir packten in Ruhe zusammen. In der beginnenden Dämmerung ging es dann zurück
zum Bahnhof - schee wars :)

3:29 MESZ: Die Sommermilchstraße

Bernd's Eindrücke im 8-Zöller

Bernd hat dazu einen schönen Bericht veröffentlicht, mit Zeitraffer-Video. Er geht zuerst auf die Objekte ein, die ich ihm in meinem
Spektiv gezeigt habe. Und anschließend auf jene, die er in seinem eigenen Dobson eingestellt hat - soweit ich sehe hat er mir die auch
alle gezeigt. Ich kann Bernd's Eindrücke bestätigen; bei dem Ringnebel NGC 6369 konnte ich zudem das Loch indirekt schon ohne
Filter erahnen. Prächtig der Cirrusnebel mit OIII-Filter, für einen 8-Zöller zog der eine große Show ab !

Hier sein Bericht


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