Mond, 20-Zöller & ich (Bild: Ralph Muth) |
Ralph hat zu dem Abend einen ausführlichen |
Ralph fährt fort: "Ich beginne einige Objekte einzustellen, wie z.B. M35 und das Trapez in M42. Mit dunkler werdendem
Himmel wird der Affenkopfnebel NGC 2174 möglich. Mit UHC lassen sich weiche Strukturen darin wahrnehmen, anders
als im kleinen 6" 2,98 kg Newton und vom Vorland aus, wo der Nebel ein hübsches, recht gleichmäßiges Rund bleibt.
Mit meiner Vorliebe für die Roten Riesen in H und Chi gehe ich auch dort hin. Im 13mm Ethos hat nur ein Sternhaufen so
richtig Platz. Gemeinsam sind die schön orange leuchtenden Sterne schnell gefunden. Inzwischen ist es so dunkel, dass uns
der Orionnebel im 13mm Ethos mit Pastellfarben und herrlichen Strukturen verwöhnt. Der Flammennebel NGC 2024 zeigt
auffällig die Dreiteilung und in den Balken streifige Strukturen."
Die Wintersternbilder rücken nach Westen |
Ein helles Zodiakallicht (Bild: Ralph Muth) |
"Ich werde des recht auffälligen Zodiakallichts gewahr, welches sich mühelos bis zu den Plejaden verfolgen lässt. Es folgt
ein kurzer Besuch bei M81 und 82. Das Wetter ist uns hold, ich schätze wir haben - 1 °C und es ist völlig wolkenlos. Es ist
windstill und mir wird in der dicken Daunenjacke etwas zu warm, so dass ich diese für 10 Minuten ablege, was in Summe
für mich sehr komfortabel ist, und Handschuhe braucht es so auch keine.
Wir haben uns zwei Objekte für etwas genauere Beobachtung vorgenommen, die auch Monatsthema im Astrotreff sind."
Ralph steigt beim ersten Monatsthema
ein: "Wir gehen zu NGC 3079 und dem benachbarten Doppelquasar. NGC 3079 sieht
recht merkwürdig gekrümmt aus, fast wie ein Diskus. Ich verwende Vergrößerungen bis 400 fach, das Seeing ist ausreichend
dafür, aber noch nicht perfekt. Die Seiten der Galaxie sehen recht unterschiedlich aus, die südliche (obere) Seite zeigt einige
hellere Knoten und die nördliche einen eher gleichförmigen, langsam nach außen abnehmenden Helligkeitsverlauf. Ben erklärt,
dass die Galaxie gar nicht stärker verbogen ist, sondern dass hier die Staubstrukturen eine Verformung vortäuschen. So oder so,
der Anblick der Galaxie ist reichhaltig. Gut zu erkennen sind auch die benachbarten Galaxien PGC 28990 und NGC 3073.
Die wie ein kleiner Hercules aussehende Sterngruppe nördlich von NGC 3079 führt bequem zum Doppelquasar Q0957+561.
Den Quasar kann ich für etwa 80% der Zeit halten. Bei 400 facher Vergrößerung geht das am besten. Ich kann den Quasar nicht
trennen. Auch bezüglich einer Diffusifität oder einer Länglichkeit gelingt mir keine konkrete Wahrnehmung. Die Komponenten
haben nur 6 Bogensekunden Abstand und die Komponenten sind nach Wikipedia mit 16.5 und 16.7m im V- Band nicht gerade
hell. Dafür würde ich mir dann schon einen 27 Zöller wünschen. Solche Wünsche schneiden sich allerdings mit dem
zunehmenden Alter des Teils hinter dem Okular und dessen Wunsch nach bester Transportabilität."
Ich verdeutliche meinen eigenen Eindruck von NGC 3079 anhand einer Zeichnung von Uwe Glahn.
Bei dieser treten aus dem
hellsten Abschnitt der Galaxie - in Form einer gebogenen "Spange" - drei hellere Bereiche hervor, dessen nördlicher hier in zwei
Teile aufgesplittet ist. Letzteres Detail habe ich nicht erkannt, ich konnte mit indirektem Sehen aber die Differenzierung in drei
Bereiche bei 300x und 425x blickweise immer wieder ausmachen, und gleichermaßen (recht unschwer) auch die etwas größere
Aufhellung im Süden (auf der Zeichnung unten). Der Stern im Nordbereich der Galaxie (oben) war leicht zu sehen, bei dem
nahen Knoten bin ich mir nicht sicher.
Ja, die gebogene Form von NGC 3079 ist echt augenfällig, und das fiel mir in sehr guten Nächten auch schon im 10-Zöller ins
Auge. Bei dem nahen Doppelquasar habe ich diesmal indirekt auch nur ein kleines Fleckchen ausmachen können; ich erinnere
mich an eine sehr gute Nacht am Sudelfeld, bei der ich in Frank's 20-Zöller das Teil auch schonmal klar in zwei Komponenten
aufgesplittet gesehen habe. Laut Wikipedia ist der Doppelquasar 8,7 Mrd. Lichtjahre entfernt, das ist schon gscheit altes Licht !
Zu diesem zweiten Monatsthema notiert Ralph:
"Nun geht es zum dritten Beobachtungsschwerpunkt der Nacht, der Galaxie NGC 2903 im Löwen. Mir fällt sofort der zentrale,
helle und gerade Balken auf. Am südlichen Ende (oben) biegt auf kurzer Strecke in einem engen Bogen mit großer Helligkeit
ein Arm im Uhrzeigersinn ab und ist alsbald nicht mehr weiter verfolgbar. Noch auffälliger ist am Nordende des Balkens ein
regelrechtes Abknicken um 90 Grad wahrzunehmen, auch diese Struktur ist hell und verliert sich aber im weiteren Verlauf sehr
schnell. Diese Strukturen sind in den eher schwachen Hintergrund der Galaxie eingebettet. Ich bin inzwischen recht müde
geworden und denke, dass hier noch mehr wahrzunehmen wäre durch längere Konzentration und Abwarten der Meridianstellung."
Und mein eigener Eindruck: Ich habe das ähnlich gesehen, den Balken, und an seinen Enden jeweils die beiden etwa rechtwinklig
abknickenden Arme, alles richtig deutlich und hell.
Klare Ansätze dieser Details hatte ich schon im 9,5-Zoll "Fünfling" an gleicher Stelle in 2021 erkennen können:
'Die Durchsicht war jetzt richtig gut, das zeigte sich gleich bei meinem Einstieg, der 9 mag hellen Galaxie NGC 2903. An beiden
Enden des zentralen Balkens waren die Ansätze der Spiralarme zu erahnen, was zusammen die Form eines seitenrichtigen "S"
ergibt; den nördlichen Arm konnte ich bereits relativ deutlich ausmachen.'
Ich erinnere mich aber, mit einer Öffnung im Bereich von 20 Zoll schonmal mehr erkannt zu haben, nämlich auf beiden Seiten
jeweils einen weiteren Spiralarm. Uwe war in dieser Hinsicht wieder sehr erfolgreich, und konnte in einer extrem guten Nacht
bei fst = 7,5 + mag (Bortle 1) weitere subtile Details herauskitzeln, dabei hatte er nur vergleichsweise bescheidene 14,5-Zoll
Öffnung zur Hand - hier seine Zeichnung.
... gefiel mir der Ausflug zur Winterstube auch sehr gut. Ich hatte nur den 8x42 Feldstecher mitgenommen, und stöberte damit
in der Wintermilchstraße: Unten im Großen Hund präsentierte sich mir der "südliche Albireo" 145 CMa schon gesplittet, der
tolle Farbkontrast kam gut heraus. Bei NGC 2362 fiel mir beim ersten Blick der helle Stern Tau CMa ins Auge, mit indirektem
Sehen machte sich auch seine Entourage bemerkbar. Nach Norden hin stachen die offenen Haufen M41 und M50 hervor, und
NGC 2244 zeigte sich bereits in das Nebelkleid des Rosettennebels eingebettet. Die klassischen Sternhaufen M35, M37, M36
und M38 fielen sehr deutlich ins Auge, gleichermaßen das helle Galaxienpaar M81/M82.
Apropos M82, die wir zum Abschluss noch einmal im 20-Zöller einstellten: Diese sehr flächenhelle "Zigarren"-Galaxie zeigte
bei Vergrößerungen um 300x und 425x das erwartet chaotische Durcheinander an "zerfetzten" hellen und dunklen Strukturen
(Ralph: "Wunderbar") - einfach spektakulär !
Zum Abschluss gebe ich nochmal an Ralph ab:
"Mir gefällt die Himmelsqualität heute. Hier im Tal sind wir durch die Berge vom direkten Licht der hier nicht so starken
Lichtkuppeln gut geschützt, was der Ästhetik des Himmels sehr zuträglich ist und von Ben sehr geschätzt wird. Ben sieht
unterhalb des Löwen etwas Helligkeit. Ich kann das bestätigen. Zum einen ist da am Horizont etwas Aufhellung erkennbar
und ich habe die Vermutung, dass der Gegenschein links unterhalb von Regulus, die Verbindungslinie zwischen Regulus und
Denebola berührend, stehen könnte. ... Dann packe ich das Fernrohr wieder ein, die Autoscheiben müssen noch von etwas Frost
befreit werden. Etwa um 22h30 fahren wir wieder heimwärts. Das war eine kurzer, aber ergiebiger Sternenabend."
So ist es :)