Ein klarer Abend bei Geitau

Freitag, den 1. November 2024 - mit Johannes (HF)

Die letzten Tage hatten wir im Alpenvorland eine typische Herbstwetterlage: Zur Donau hin blieben größere Gebiete den
ganzen Tag über im Nebel, während es zu den Bergen hin meist irgendwann aufmachte, der Nebel später aber von Norden
her erneut hereinbrach. Die Frage war halt, wann das "später" sein würde, und das war kaum vorherzusehen. Zu der Zeit
habe ich auch zweimal miterlebt, wie der Nebel kurz vor der Abendführung an der VSW eintraf, und wir den Besuchern
am Fernrohr nichts mehr zeigen konnten.

Inneralpin sah die Prognose Freitagabend besser aus, und insgesamt auch deutlich weniger feucht: Ein guter Grund, das
99mm Spektiv mal wieder für ein paar Stündchen mit dem Zug nach Geitau auszuführen ! Als ich unterwegs die eMails
gecheckt habe, sah ich eine kleine Rundmail von VSW-Kollge Johannes, dass er heute auch nach Geitau unterwegs sein
und da spechteln wollte. Ob er im gleichen Zug saß ? Ich schaute mich erstmal am Bahnsteig um ...

Und schon kam Johannes, er hatte seinen rund 8 kg leichten 8-Zoll Hofheim-Dobson dabei - und schreibt dazu:

"Die Nacht verspricht tadellos zu werden - und vor allem sieht es so aus, als würde auch der Nebel keine Probleme
bereiten. Jedenfalls in jenen Gebirgstälern bei Geitau, und insbesondere am Platz wo ich schon montags mit dem 90er
dunkelnebelnd und sternhäufelnd unterwegs gewesen war. Diesmal ist der Hofheim gepackt, der ist geeigneter für
Fernlicht. Schick noch an die Gruppe um Ralph eine Mail, aber arg spät. Wird wohl nichts mehr. Und da ich nicht
über Nacht bleibe, sondern mit dem letzten Zug zurück will, möcht ich auch eher in der frühen Dämmerung dort
ankommen. Um 15:01 fahr ich los... und als ich in Geitau aussteige sehe ich da jemanden auf dem Bahnsteig, der
auf mich zu warten scheint: es ist Ben! War weiter vorn gesessen ..."

So kann es gehen ! Wir wägen Vor- und Nachteile unserer unterschiedlichen Plätze ab, und Johannes entscheidet sich
mit mir zu meinem "schon mehrmals erwähnten Beobachtungsplatz zu gehen. Der nahe Geitau liegt, um einiges näher -
und ohne die 100 Höhenmeter. Schließlich hab ich einiges an Gepäck. Und kürzerer Weg bedeutet mehr Zeit fürs
Beobachten ..."

Milchstraße mit Komet Tsuchinshan-ATLAS

Und am Spechtelplatz notiert er: "Anfänglich zeigen sich im S einige Cirren, die sich aber im Laufe der Dämmerung
auflösen. Der Komet ist immer noch gut zu sehen - sogar durch die Wolken. Erst in Bens 99mm-Spektiv, dann durch
mein Teleskop. Und schwach im Sucher. Aber durchs Fernrohr immer noch nicht schlecht, ein deutlicher nicht so
kurzer Schweif ... das rasante Entfernen von der Erde fordert allmählich schon seinen Photonenzoll. Nach der Passage
bei Beta Oph ist er nun links von 66 und 67, in einer schon recht sternreichen Gegend."

"Ben macht einige Doppelsterne, ...

... seine knackscharfe Optik bewährt sich erneut." Und dazu übernehme ich hier wieder. Rene's Astrotreff-Thread
über farbige Doppelsterne gab mir Anregungen zu einigen der folgenden Objekte, sie befinden sich alle östlich der
sommerlichen Milchstraße in Delphin, Pegasus und Wassermann; ich beobachtete sie ohne Extender im normalen
Vergrößerungsbereich des Zoomokulars (30-70x).

Ich konnte STF 2725 bei 70x gut trennen, und habe die hellere Komponente - analog Nauta - als tiefer gelb, und die
schwächere als weniger gelb empfunden. Laut Wikisky haben allerdings beide Sterne B-V Werte um die 0,9 - groß
sollten die realen Farbunterschiede also nicht sein. Viel deutlicher kamen Farben und Kontrast natürlich wieder beim
hellen Nachbarn Gamma Del (STF 2727) heraus - siehe Rene's Zeichnung . Dieses Doppelpärchen in einem Feld hat
auch Johannes gut gefallen.

Dann hab ich mich von M15 aus - durch tiefe Pampa im Pegasus - erst zu STF 2841, und weiter zu STF 2877 hin
gehangelt. Beide mit einem Abstand von jeweils über 20" natürlich einfach zu trennen, und bei beiden fand ich den
Farbkontrast spürbar: Mit einer jeweils helleren gelborangen, und einer schwächeren, Richtung weißgelb gehenden
Komponente.

Schließlich hin zu STF 2755 im Wassermann, da ging mein Starhopping von M2 aus. Auch 25" auseinander, und mit
immerhin 3 mag Unterschied (7 zu 10 mag); bei 30x erkannte ich den Begleiter erst kaum, bei 70x kam er aber deutlich
heraus. Und ich verstehe, warum dieser Doppelstern in Rene's Liste drei Sternchen bekommen hat: Ein rötlicher M-Stern
mit einem hauchzarten, ins weißblaue gehenden Begleiter - sehr nett ! Ohne Kontrast zu dem Rot des helleren Sterns
würde im 4" Refraktor bei nur 10 mag Helligkeit eine bläuliche Farbe wohl kaum erkennbar sein. Auch dazu liefert Rene
eine weitere Zeichnung:

Johannes an seinem 8-Zöller, mit Sommerdreieck


"... ich dagegen halt es heut eher mit Nebulositäten"

... sprach Johannes, als 8-Zoll Kontrastprogramm zu meinen Doppelsternen, und ich gebe ihm wieder das Wort:

" Als Einstieg ein M 27, den ich dann auch mit dem 15mm hochvergrößere. Und mit zunehmender Dunkelheit schwelge
ich in Galaxien, zu Beginn 7332 mit dem schwachen, aber deutlichen Begleiter. Im unteren Schrägast am rechten oberen
Peg-Viereck. Schon einigemale gesehen, aber auf den Begleiter machte mich erst der BAfK aufmerksam. Ben kannte
diese 7339, ist ebenfalls eine - schwächere - Spindel, rechts 45° zur helleren geneigt. Und natürlich im oberen Schrägast
7331, mit Stephans Quintett - nur 3 kann ich sicher unterscheiden.

Am rechten unteren Peg-Viereckstern liegt 7479, ein ausgedehntes gar nicht so schwaches Oval zwischen einem hellen
(oben) und einem dunkleren Sternlein unten. Ich sehe einen länglichen Balken von unten nach oben, aber auch den davon
ausgehenden Haken des Spiralarms nach links oben beim hellen Stern. Und das passt, obwohl ich vorher nicht gespickt
hatte wohin. Nur sehr kurz ist er, aber blickweise deutlich.

M 31 mit den zwei Staubbändern, prachtvoll kontrastreich. Und die Begleiter und NGC 206. Nur wegen der Kürze des
Abends verzicht ich auf eine fröhliche Kugelhaufenhatz. h+chi ist sowieso immer einen Blick wert, warum nicht einfach
nur die Prominenz angucken? 7789 im 10mm... hmm, ein Augenschmaus. NGC 891 ist prachtvoll im 10mm - aber das
Staubband nur eine Ahnung... im 5 mm leider nicht besser, alles schon zu dunkel. Ben kann es aber schon sicher sehen,
wenngleich nur im Zentrumsbereich. M 33 mit den beiden Armen und NGC 604 neben dem Stern..."

Toll dass Johannes den Arm von NGC 7479 ausmachen konnte ! Das ist mit 8-Zoll Öffnung gar nicht selbstverständlich -
ich hab den Anblick versäumt, da war ich am Spektiv wohl gerade anderweitig beschäftigt.


Sternhaufen nördlich von Caph

Wie schon letztes Jahr peilte ich nochmal die Sternhaufenkette im NNW von Beta Cas an, und übernehme meine
damaligen Aufzeichnungen dazu, die Eindrücke unterschieden sich kaum:

Während NGC 7788 und NGC 7790 als Paar sogleich ins Auge gefallen sind, musste ich bei Berkeley 58 (indirekt
gut als Nebel erkennbar), Harvard 21 (indirekt eine kompakte Sterngruppe) und King 12 (indirekt neblig um zwei
Sternchen) etwas genauer hinschauen; Frolov 1 war erkennbar, wirkte aber kaum wie ein Sternhaufen.
Apropos King-Haufen: Ein Grad weiter im NW der Kette liegt ja King 21, den hab ich nicht erkannt. Dagegen schon
King 20, rund vier Grad Richtung SW, und da machte sich indirekt ein Nebelfleck bemerkbar.

WZ Cas zeigte wieder einen tollen Farbkontrast rot - blaugrün, NGC 7789 feinsten Puderzucker, und die vertraute
Tour entlang der Milchstraße führte mich über die Kassiopeiahaufen NGC 129, NGC 225, NGC 381, NGC 457,
M103, NGC 663 & 654 bis rüber zum bekannt-famosen Doppelhaufen h+chi im Perseus.

Osthimmel mit Jupiter

Johannes übernimmt den Abschluss:

" ... immer noch ist die Durchsicht gut, aber der Himmel scheint ein wenig heller, und deutlich erkennen wir unseren
Atem im Schein der Taschenlampe, die zum Einsatz kommt als Ben die Szenerie samt Akteuren fotofiert. Die ersten
beschlagenen Optiken: es wird feucht. Aber mit Nebel hatten wir nicht zu tun. Erst um 6 Uhr morgens dringt der ins
Leitzachtal dort vor, seh ich anderntags auf den Webcams. Zwei- oder dreimal waren Autos an uns vorbeigefahren -
illuminatorisch nachteilig; auch verspätete Bergsteiger (als müssten die um Punkt 7 schon herunten sein!) mit ihren
Stirnschlampen kamen des Heimweges über die Miesebene.

Als Nachschlag noch NGC 281 - frappierend deutlich mit UHC. Und nicht zu vergessen: davor auch noch den immer
anregenden Eulenhaufen. Den ich zunehmend auch in Führungen zum Besten gebe. Ben ist ein bisschen früher dran
mit Abbauen, um 22:05 bin wie geplant ich mit dem Zusammenpacken fertig. Wir gehen gemütlich rüber, um 38 fährt
der Zug. Eine sehr behagliche Aktion, die durch die kurzen Wege ihren eigenen Reiz hatte."

So schee scho :)


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