Fast durchgehend bewölkt beim 40. ITT
Donnerstag den 3., bis Sonntag den 6. Oktober 2024
Nach drei Jahren meist trüben Wetters am ITT sahen die Aussichten auch dieses Jahr nicht besser aus:
Im Gegenteil, es sollte zusätzlich zur Bewölkung auch noch Schnee kommen, und die Wahrscheinlichkeit
eines "Null-ITT" - keine einzige Beobachtung eines Astroobjekts mit einer Optik, - schien höher denn je.
Mei, was hilfts, Haley und ich "müssen" ja eh kommen ;-) - und erst recht zum Jubiläum des 40. ITT !
Wir haben uns diesmal zusammen direkt im Haupthaus einquartiert, für die Hütte hatten sich im Vorfeld
keine weiteren Interessenten gefunden.
Ich bin am Donnerstag recht früh losgefahren, da schon für den Nachmittag Schnee am Pass Thurn und
Felbertauern angesagt wurde. Das ging alles problemlos, und beim letzten Anstieg zur Alm hoch setzte
nur ein allmählich stärker werdender Regen ein. Den Gedanken, mein Auto wie üblich auf die Westlichen
Wiesen zu stellen hab ich gleich verworfen, und vor dem Haupthaus war noch genug Platz.
Haley's Anreise versinkt im Schnee
Haley kam erst im Lauf des Abends, und bei ihm verlief die Auffahrt nicht mehr so reibungslos:
" ... Dann beginnt der Aufstieg auf die Alm. Zuerst muntert ein kleiner Felssturz die Fahrerei auf, aber man
kommt gut vorbei. Dann wirds allmählich winterlich, aber ich komme doch überraschend gut voran, trotz
erstem Schnee auf der Piste. Nun kommt der Endanstieg, aber der Schnee ist schon auf mindestens 20cm
angewachsen. Leicht schlingernd kämpft sich mein Kaeffzett bergan, nur noch drei Kehren bis zur Alm,
ich kann schon die Lichter sehen. Aber nun ist Schluß, nichts geht mehr. Zum Glück bin ich an einer Stelle,
wo man den Wagen gut stehen lassen kann. Ich melde mich mal auf der Alm, weil ja schon Abendessenszeit
ist. Thomas holt mich freundlicherweise mit dem Jimney ab, derweil das Kaeffzett jetzt einwintern darf."
Er fährt fort: "Immerhin findet sich nach der späten Ankunft um ca 20:00 noch ein Grüpplein zum Ratschen.
Die Chiemgauer sind heuer zahlreich vertreten. Der Ben ist schon gegen Mittag gekommen, das war die
richtige Wahl, da hats nämlich noch gar nicht geschneit. Heuer ist auch der Jürgen wieder da, mit dem ich
später ebenfalls noch länger ratsche, der hat sich ja auch schon etliche Jahre nicht mehr blicken lassen.
Um 02:50 wird das Heiabettchen im Dachkammerl geentert."
Freitagmorgen: Mein Auto ist kaum mehr zu sehen ...
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... und die Westlichen Wiesen sind eingeschneit
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Freitag
Sein Auto konnte Haley Freitagnachmittag nachholen: "Bei wieder einsetzendem leichten Schneefall pilgere ich mal
zu meinem Fahrzeug, ist ja auch ein schöner Spaziergang. Das Befreien des Wagens aus der eisigen Umklammerung
wird zur Tortur, schließlich hat der Schneeräumer die weiße Pracht gut rangeschoben. Ich muß fast eine Stunde
buddeln und graben und brauche mehrere Anläufe, bis ich endlich frei komme. Völlig verschwitzt ist die folgende
Dusche mehr als verdient und das Äquivalent einer kleinen Bergtour habe ich jetzt auch absolviert."
Trotz des schlechten Wetters war der harte Kern des ITT noch gut vertreten. Mit Ronald kam ich ausführlich in ein
interessantes Gespräch, wir tauschten unsere Einschätzungen zu ganz unterschiedlichen Deepsky-Objekten aus zwei
seiner Bücher aus. Ich hatte auch einen netten Ratsch mit Gerd von den Backnangern, und bei einem Frühstück mit
Kölner Tischnachbarn; von der VSW waren freitags noch Michael und Dieter mit Frau angereist. Und ich traf viele
Stammgäste: Mit Detlef, Nico aus Wien, Ingo (Köln), Christian (Chiemgau), Joe und Irmgard, Matthias und Markus
gab es ein Wiedersehen. Volker hatte sich schon die ganze Woche auf den Westlichen Wiesen einquartiert, und es ist
sein geräumiges Wohnfahrzeug das auf meinem (rechten) vorherigen Bild oben ganz allein im Schnee steht.
Das Wetter war halt wieder mal ausgesprochen suboptimal, aber die mit solcherlei Bedingungen langjährig vertraute
und wettergegerbte Besetzung auf der Sattlegger Hütte nahm es dennoch meist stoisch gelassen und teils gut gelaunt;
Wirt Thomas sprach von etwa 80 ITT-Anmeldungen.
Auf der Tombola
Samstag
Am Samstag fand wieder die traditionelle Tombola statt, bei der wir wie (fast) üblich nichts gewannen;-). Im Anschluss
präsentierte Haley zum 40jährigen einen launigen ITT-Vortrag mit vielen Bildern, bei dem ich anhand der Aufnahmen
auf meiner Homepage sekundiert habe - Haley:" Dann erzähle ich der neugierigen Meute etwas von den ITT Anfängen,
garniert mit den Früchten meiner tagelangen Scannerei daheim, vor allem der letzten Tage vor der Abreise auf die Alm.
Ich glaube, ich konnte ein wenig zur Erheiterung beitragen. Als die Konzentration nachzulassen beginnt, kürze ich ab
und zeige einfach ein paar der grandiosen Zeitraffer vom Stefan, das kommt immer gut an. Übrigens müssen wir heuer
auf Stefan und Günter verzichten, denen war das Wetter einfach zu schlecht, kann ich voll nachvollziehen."
Ja, es war das vierte ITT nacheinander mit sehr bescheidener Spechtelausbeute. Ich selber konnte mit Haley erst auf
auf einem Spaziergang in der letzten Nacht auf Sonntag gegen 1:30 sicherstellen, dass es kein Null-ITT wird: In poröser
Wolkendecke schimmerte für einige Minuten die Kassiopeia durch, und da konnte ich mit dem 8x42 Feldstecher h+Chi,
NGC 457, NGC 7789 und Per OB1 ausmachen. Später hat Haley noch bisserl bessere Wolkenlöcher gehabt, da war ich
bereits im Bett.
Aus Haley's Perspektive: "Wir pilgern grade gemütlich gen Fichtenheim, da blinken zögernd einige Sterne durch die
Nebeldecke. Wir sind vorbereitet, jeder hat ein Fernglas am Start. Ich finde mit dem Papilio h und Chi, sowie M34,
nun ist es kein Null TT mehr. Ben hat dank größerer Optik in den wenigen Sekunden mehr Glück und sieht zusätzlich
noch 7789 und die Perseus O-B Assoziation. Ermuntert und recht gut gelaunt erreichen wir wieder das Haupthaus.
Michi, Thomas und Jürgen sind am grünen Tisch verhockt und wir gesellen uns dazu. Ben verläßt uns aber schnell
gen Bettstadl. Danach tauche ich ein Stück weit in die weinselige Stimmung mit ein, will auch mal wieder ein bisserl
verhocken. Jürgen hat einen wahren Prügel von kreiselstabilisiertem Feldstecher am Start, eine schwere, robust gebaute
Ausführung fürs US Militär. Das Ding ist etwo so schwer wie der Wachter Gigant, ist aber nur ein 20x42. Passenderweise
strahlt kurz Jupiter durch den Nebel und wird mit dem Ding samt Galileo Monden rasch abgespechtelt. Danach verwöhnt
uns Thomas weiter mit Kostproben seiner Weißweine. Die nächsten zwei Stunden vergehen also praktisch wie im Flug.
Jürgen war seit 2016 nicht mehr da und es gibt einige alte und neue Geschichten zu erzählen. Michi ist mal kurz
draußen und kündet von einem größeren Wolkenloch und darin erstrahlt das Wintersechseck, sehr hübsch. Also raus mit
dem Prügel vom Jürgen. Nochmal wird der Jupiter bewundert. Ein fast schon deftiger Orionnebel zeichnet, tolle Plejaden,
macht schon Spaß, wenn die ganz ruhig drin stehen. M36 präsentiert sich kurz als kompaktes, flauschiges Wölkchen,
M35 ist richtig knackig, kristallig und M31 kann sich deftig sehen lassen. Als Jürgen auch raus kommt, zieht der Nebel
aber schon wieder zu, bis nur noch Jupiter übrig bleibt. Da es schon 04:20 ist, beschließe ich, nicht noch weitere
Wolkenlöcher abzuwarten. Ganz leicht weinselig gestimmt wird das kleine Dachkammerl aufgesucht, in dem ich mich
heuer zur Ruhe bette."
Sonntagmorgen kommt die Sonne raus: Mit Michael ...
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... und Haley bei der Sonnenbeobachtung
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Und Haley zum Abschluss: "Der Abreisetag, Sonntag, der 06.10. schaut ja direkt angenehm her, zögernd bahnen sich
Sonnenstrahlen durch Nebelfetzen. Teils herrscht herrliche Talsicht, als ich gegen 09:00 nicht mehr weiterschlafen kann
und heute auch nicht will. Nach dem Frühstück und dem Auschecken nutze ich die strahlenden, sonnigen Momente und
setze das PST auf die Feldstecherwiege. Es gibt reichlich Protuberanzen, Aktivitätsregionen und Flecken. Ein riesiger,
feister Fleck ziert zudem das Taggestirn. Den kann man sogar freisichtig mit der Obsidianscheibe aus Teotihuacan sehen,
er ist etwa 1' groß, so ähnlich wie bei einem Venustransit. Danach verratscht man sich in kleiner Runde, es ist noch ein
Abschiedscappuchino drin. Um 13:02 wird die Alm hintangelassen."
Soweit zum vierzigsten ITT - bleibt die Hoffnung, dass es nächstes Jahr mal wieder besseres Wetter gibt, schau mer mal ...
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