Beobachtung mit Philipp, Ralph und Stathis
Dort an den Mobilfunksendern ist Stathis schon mit dem 16 Zoll zugange. Die Wiese ist sehr matschig und bestens
durchfeuchtet. So ein bisschen Matsch ist für mich kein Schmutz. Meine Kameras und der Newton sind das gewohnt
und lassen sich ohne Murren ins nasse Gras stellen."
Galaxie M31 und der Komet: In der Übersicht ... |
... und im Detail (beide Bilder: Ralph Muth) |
Ralph fährt fort: "Die im Westen anrückende Bewölkung verschont uns weitgehend, welch ein Glück. Der Komet ist
in der Nähe unserer großen Nachbargalaxie M31 bald gefunden. Im 15x50 Fernglas ist recht schön Schweif zu sehen.
Im 15x50 schätze ich den Schweif auf etwa ein Fünftel des 4,5 Grad großen Gesichtsfeldes, also ungefähr 0.8 Grad.
Jetzt habe ich lästigen Kamerastress, der mich vom visuellen Beobachten erheblich abhält, nun ich möchte doch unbedingt
ein Bild mit nach Hause nehmen. Mehrfach muss ich den verstellten Fokus und andere Pannen korrigieren, ein rechtes
Theater ist das mit der Technik. Die Oly EM3 ist mit einem 85mm 1.8 bei f1.8 bestückt für eine lange Sequenz von 20s
Belichtungen. An der der Oly EPL 7 ist ein 25mm f1.4 bei f2.2 für eine Sequenz mit 8s Belichtungen.
Mit dem 8 Zoll Dobson versuche ich mit einem CCD Blue Filter am 19mm Panoptik Okular den blauen Gasschweif besser
zu sehen. Es ergibt sich aber kein Vorteil mit Filter. Ich schätze die Schweiföffnung auf ca. 30 Grad. Ich meine der Schweif
ist nicht viel besser als bei meiner letzten Beobachtung am 2. März. Ben hat jetzt für sein Spektiv die Federwirkung des
Gitzo-Neigers aktiviert, und damit bleibt sein Spektiv jetzt in jeder Position stabil, ohne extra klemmen zu müssen. So lässt
es sich sehr komfortabel damit beobachten. Die 99mm Öffnung zeigt den Kometen fast so gut wie das 8" Dobson.
Der Komet macht sich gut in Stathis' 16er Dobson. Ich habe in Kernnähe den Eindruck von zwei Schweifstrahlen. Vom
Kometenkopf in Richtung Schweif geschaut, ist der längere und deutlichere Strahl links positioniert. Auf der rechten Seite
meine ich einen kürzeren Strahl zu erkennen. Einfach ist das nicht."
Zweimal Komet: Aufnahmen von Stathis Kafalis ... |
... und Philipp Ulrich (oben: Galaxie M31) |
Zu den beiden Bildern die technischen Details:
Stathis: " ... mein Kometenbild mit dem Canon 100 mm f/2,8L Marco Objektiv auf Olympus EM10MIII, 53 min belichtet bei
200 ASA. Nachführung mit der StarAdventurer. Ich zeige ein 6°x4° Ausschnitt aus dem 7,2°x9,7° Bild: Mit DSS auf die Sterne
gestrackt (Methode Kappa-Sigma), ... diesen Stack versucht, manuell zu entsternen und in Gimp dem Sternstack zu überlagern."
Philipp: "Habe es auf eine ähnliche Art und Weise bearbeitet wie Stathis, war also nicht einfach. Dadurch dass es nur 150mm
Brennweite waren und der Komet langsam war konnte man durch Sigma und Co. den Kometen kaum entfernen (weswegen
auch hier Starnet zum Einsatz kam), bei über 30 Minuten Belichtungszeit hat er sich aber doch genug bewegt um Details beim
Stacken zu verlieren. Mit mehr Brennweite wäre das vermutlich einfacher gewesen, dann wäre aber natürlich M31 nicht mit
drauf. Im Schweif gäbe es noch etwas mehr Details herauszuholen, hatte heute aber keine Zeit mehr ein schönes Bild von
Sternen + Andromeda ohne Komet anzufertigen, damit das besser herauskommt. Insgesamt 108x20s, also auch gerade mal
36 Minuten bei 30mm Öffnung und f5 mit einem Sigma 150-600m auf Skywatcher NEQ6 und Canon 6D."
Stathis schreibt im Astrotreff: "Die beste Sicht auf dem Kometen gab es ca. 19:30-19:50 Uhr mit der Sonne ca. 14° unter
dem Horizont (ca. nautische Dämmerung). Versuche, ihn mit bloßem Auge zu erhaschen, scheiterten, dafür war es einfach
zu hell und intransparent. Mein 8,5x42 Fernglas zeigte eine helle Koma mit Schweifansatz, ich würde ihn ganz grob auf
ca. 6 mag schätzen. Im Canon 15x50 Stabi Fernglas war der Schweif am schönsten zu sehen, wesentlich imposanter als
in meinem 8,5x42.
Im 16" f/4,2 Dobson + 26 mm Nagler (65-fach) eine kräftige dicke Coma mit kurzem Schweif. Der Schweif war über eine
Länge von ca. 1/2° gut auszumachen, incl. sehr diffusem Ausläufer vielleicht 1° lang. Ab und zu erschien er mir faserig
gekämmt (unsicher, da an der Wahrnehmungsgrenze).
Es war weitestgehend klar, jedoch mit Horizontdunst und damit eine ziemliche Himmelsaufhellung Richtung immer tiefer
sinkenden Kometen. Später in der Nacht zeigte das SQML 20,85 mag/arcsec^2, NELM ca. 6,2 mag, Bortle 4, Winter-
milchstraße im Zenit deutlich aber strukturlos sichtbar. Ab 22:30 Uhr zogen immer mehr Zirren auf."
Zahlreiche interessante Beiträge und tolle Aufnahmen gibt es im zugehörigen Thread im Astrotreff.
Orion: Gürtel u. Nebel (Bild: Stathis Kafalis) ... |
Orionnebel M42 (Bild: Philipp Ulrich) |
Man hat an dem Platz von Süden bis rechts rüber nach Westen einen recht freien Horizont. Und Anfang März steht der Große
Hund gleich nach Dunkelwerden noch im Meridian: Eine gute Gelegenheit, mit meinem 99mm Spektiv noch ein paar schöne
Sternhaufen der südlichen Wintermilchstraße mitzunehmen ! Als Einstieg diente gleich der junge Haufen NGC 2362 tief im
Süden, mit dem hellen Mitglied Tau CMa in der Mitte und einem lockeren "Hofstaat" schwächerer Sterne drumherum.
Und gleich um die Ecke liegt der "südliche Albireo" 145 UMa - super Farbkontrast ! Diese Objekte gefielen auch Philipp,
und er ging in der Umgebung noch etwas spazierensehen und meldete alsbald einen weiteren Sternhaufen: Er war auf den
markanten M93 gestoßen, dessen Form mit spitzer Ecke mich an einen Faustkeil erinnert - sehr schön.
Philipp war auch noch bei der Fortsetzung der Tour nach Norden dabei: Sehr lohnend sowohl der kompakte NGC 2360 als
auch die runde Sternfigur von M46 - letztere charakteristisch mit vielen ähnlich hellen und gleichmäßig verteilten Sternchen.
Weitere Ziele waren der herzförmige M50 und - klar, muss ja sein ;-) - die bekannten Highlights M35, M38, M36 und M37.
Ich hatte mir vorab zwei einfach trennbare Farbkontrast-Doppelsterne im Struve-Katalog vorgenommen, mit jeweils einer
helleren und farblich in Richtung orange gehenden, und einer schwächeren und zu weißgelb tendierenden Komponente:
Einmal Struve 698, nahe bei M38 gelegen; mit den Helligkeiten 6,5 u. 8,4 mag; Abstand 31"; Spektr. K1 und F6. Das ist
gleichzeitig das südwestliche Auge der Sternfigur der "Grinsekatze"; diese ist in der verlinkten Liste der "Freunde der Nacht"
als "Cheshire Cat" zu finden, der Stern selber steht auf der Aufnahme Mitte rechts. Wer erkennt hierin die berühmte Katze
aus "Alice im Wunderland" ?
Und zum anderen Struve 1108 in den Zwillingen, mit den Helligkeiten 6,5 u. 9,0 mag; Abstand 11,5"; Spektr. K0 und F8.
Genauso wie bei Struve 698 konnte ich problemlos einen Farbunterschied ausmachen. Der Stern liegt gleich um die Ecke
des alten Sternhaufens NGC 2420 - im Spektiv eine lockere Ansammlung feiner Puderzucker-Sternchen, - sowie des
bekannten "Eskimonebel" NGC 2392; dort fiel der kleine helle Nebel sofort ins Auge.
Und im größeren Dobson von Stathis wurde ein schmackhaftes Astrobuffet kredenzt: Der Eskimonebel mit Ansätzen von
Details; der Wolf-Rayet Nebel "Thor's Helm" NGC 2359 mit OIII-Filter sehr eindrucksvoll mit klassischen Helm-Details;
der Haufen M35 und sein weit entfernter Nachbar NGC 2158 - dieser als wunderbar aufgelöster, superdichter Sternenball,
für Ralph "eine rechte Augenweide"; der Orionnebel M42 ein prachtvolles Nebelgemälde voller Details; und im Haufen
M46 zeigte sich der planetarische Nebel NGC 2438 sehr schön als Ringnebel.
Die Beobachter vor dem sinkenden Winterhimmel, ...v.l. Philipp, Ben und Stathis |
... unten d. helle Jupiter (beide Bilder: Ralph Muth)v.l. Ralph, Ben, Philipp und Stathis |
... übergebe ich wieder an Ralph: "Mir gefällt diese Aktion, alle sind munter am Beobachten und Fotografieren. Jetzt kommt
die Wintermilchstraße im Süden und Zenit deutlich, aber unstrukturiert heraus. Philipp misst mit dem SQM 20.8 mag, was
nicht so berauschend ist. Ich mache einige Personenbilder mit dem 7mm Ultraweitwinkel, oh das sieht schon auf dem Display
nett aus! Die Perspektive auf diesem Platz erlaubt auch den Blick nach München, das finde ich beeindruckend.
Vielleicht könnte ich sogar mein Städtchen von hier oben sehen.
Unterdessen testet Philipp meine dicken Daunen und ist zufrieden mit der Wärmeleistung. Mir reichen heute Halbschuhe und
die leichtere Ausrüstung, erstaunlich. Es gibt nur etwas Reif an exponierten Gegenständen und im Schutz des Waldes ist es
komfortabel windstill. Das Auto ist am Ende der Beobachtung allerdings ziemlich eingefroren und muss aufgetaut werden.
Ich habe gute Unterhaltung durch meine Begleiter und somit eines kurzweilige Rückfahrt. Etwa um 24h bin ich wieder daheim."
Stathis berichtete noch von einem besonderen Erlebnis: "Auf dem Nachhauseweg beobachtete ich aus dem fahrenden Auto
heraus diesen extrem hellen Boliden und meldete es an amsmeteors.org" - dazu hier der zugehörige Astrotreff-Thread.
Ja, ein toller gemeinsamer Spechtelabend mit einem schönen Kometen !