Ich schaue wie der Himmel dunkler und die Milchstraße brillianter wird. Ein Läufer kommt mit heller Leuchte vorbei und
sagt sorry und schaltet die Lampe aus, sehr rücksichtvoll. Hier sind doch noch einige Dinge zwischen den Menschen in Ordnung.
Ich mache Aufnahmen der Milchstraße im Sternenmode des S23. Markus kommt, und erzählt wie es war zuerst durch den Wald
zu gehen und dann zuerst rechts das Feld zu haben und dann an der sich öffnenden Lichtung schließlich unter einen guten
Sternhimmel zu kommen."
Mit Handy S23 , Vignettierung u. Farbfehler verringert, Helligkeit u. Kontrast angepasst (Bild: Ralph Muth)
"... hier in Richtung Süden ist der Himmelshintergrund sehr gleichmäßig, ohne jede Lichtkuppel. Nicht hell, aber gerade
so sichtbar ist der Bulge westlich des Riftes neben der Sagitariuswolke, allerdings ohne Andeutung des Dunkelnebels des
Dark Horses darin. Was für ein Himmel in solcher Stadtnähe. Ich beobachte auf Hinweis von Ben die markanten Sternhaufen
M23 und M25 mit dem 12x36, welche westlich und östlich von M24 stehen. Währenddessen ist M7 am Waldrand angelangt,
der lose Sternhaufen mit hellen Sternen sieht so bezaubernd aus, mit einem Schwenk geht zum kleineren Kollegen M6. M71
im Pfeil ist bei mir im 12x36 ein eher mattes, graues Fleckchen. Viele weitere Objekte besuche ich für einen kurzen Blick.
Wir sehen einen fette Sternschnuppe, wahrscheinlich noch ein Perseid, mit 1m und Leuchtspur in gelb. Markus und ich
erforschen parallel die Ostküste und das Mittelamerika des Nordamerikanebels. Gemeinsam finden wir drei die prächtigen
Sternhaufen IC 4756 und NGC 6633 im westlichen Zweig der Milchstraße mit dem bloßen Auge, was ich selbst noch nicht
versucht hatte. Selbst so ist zu sehen, dass NGC 6633 konzentriert ist und NGC 4756 schwächer und diffus ausgedehnt ist.
In den Gläsern sind diese Sternhaufen wirklich prachtvoll, vor allem, wenn man beide gleichzeitig z.B. in das Gesichtsfeld
des 12x36 hineinbekommt.
Um 23h30 fangen wir an zu packen, und Markus bringt uns mit dem Auto zum Bahnhof bzw. nach Hause.
Mir gefällt die gemeinsame, sehr unterhaltsame und auch minimalistische Aktion."
So ist es :)
Gegen zehn Uhr zeichnete sich eine prächtige Milchstraße ab, der Himmel entwickelte sich ausgezeichnet. Das wurde
gleich beim Kugelhaufen M13 augenfällig: Deutlich erkennbar mit bloßen Augen, und im Spektiv ungewöhnlich viele
aufgelöste Sternchen - natürlich vor allem mit indirektem Sehen -, und bis zur maximalen Vergrößerung im Zoomokular
(110-fach, mit Extender) ein knackscharfes Bild. Super Eindruck, und seine Kollegen M92 und später M15 zeigten am
Rand auch Einzelsterne, während der lichtschwächere Haufen NGC 6229 visuell ein diffuser kleiner Nebel blieb.
Rechts d.Stern HD 141653 (5.2 mag), unten die "4" und links oben d."Ring der Nibelungen"
Diesmal habe ich den "Ring der Nibelungen" anvisiert, eine kompakte kleine Sternfigur im Drachen, und Monatsthema
im Astrotreff. Die laut Wikisky 11,7 und 11,9 mag hellen Sterne an seiner Südseite fielen sofort ins Auge, und der Rest
machte den Eindruck eines diffus länglichen Leuchtens. Bei 110-fach konnte ich schließlich auch das 12,85 mag helle
Sternchen an der Nordkante indirekt eindeutig ausmachen. Kollege Andreas hatte in der Gegend auf die zusätzliche
Sternfigur einer "4" hingewiesen, diese Sternchen bis 12,3 mag waren für mich ganz problemlos zu erkennen. Und dann
steht hier noch die Galaxie NGC 6015, insgesamt zwar immerhin 11,1 mag hell, aber nicht gerade flächenhell. Ich konnte
sie indirekt eindeutig sehen, am besten bei etwa 70x als zartes flächiges Leuchten.
Und Galaxien: Von hier aus habe ich den gut erkennbaren Fleckchen NGC 5982/5985 sowie den bekannteren NGC 5907
und M102 meine Aufwartung gemacht; M102 erschien ziemlich hell, und NGC 5907 als feiner langer Strich. Das war
alles problemlos, die 400 Millionen Lichtjahre entfernte Monstergalaxie NGC 6166 im Vierzöller allerdings am Limit;
von M13 aus kann man sich recht bequem zu ihr rüber hangeln, und ich meine indirekt mal ein Nebelchen an der richtigen
Stelle habe aufblitzen sehen, bin mir aber gar nicht sicher - vielleicht nochmal im Hochgebirge probieren ...
Es war Genussspechteln angesagt, sehr sommerlich bei angenehm milden Temperaturen - laut Wetteronline nicht unter
16 Grad -, und dem geografischen Drumherum der mir gut vertrauten Berge. Ob Haley gerade oben am Wendelstein war ?
Einmal leuchtete eine markante Schnuppe auf, geschätzt venushell, und von der Richtung her wohl noch ein Perseid.
Von dem nahen Waldbuckel her hörte ich auch mehrmals das "Huu-hu" eines Waldkauzes.
Ansonsten nichts Neues, die günstig stehende Milchstraße lockte mich wieder mal auf eine Offene-Sternhaufen-Tour ;-)
Ein kurzer Abriss: Vom Schild mit M26 plus prächtigem M11 und weiter über den Adler mit "Insekt" NGC 6709 ging es
in das westliche Milchstraßenband mit NGC 6633 und IC 4756 - beide schon gut mit bloßen Augen erkennbar. Und danach
hinauf in Richtung Schwan, mit dabei so lohnende Exemplare wie M71, NGC 6940, NGC 6819, NGC 6866, NGC 7062
und NGC 7086. Und von der anderen Seite der Milchstraße bin ich bei h+chi Persei eingestiegen: Der Doppelhaufen kam für
4-Zoll fulminant rüber, ein brillanter Eindruck; seine fünf roten Überriesen waren für mich anhand der Farbe klar erkennbar.
Die Route folgte dann klassischen Pfaden, der "Schleimspur" wie es Haley sagen würde: Es ging über die sehenswerten
Haufen NGC 457, NGC 663, NGC 654, M103, NGC 381, "Segelboot" NGC 225, die drei Haufen bei Kappa Cas bis hin zum
alten und ungeheuer sternreichen Haufen NGC 7789 - feinster Puderzucker am Okular.
Zwischendrin immer wieder sehr reizvolle Farbkontrast-Doppelsterne: Albireo gelborange zu bläulich, desgleichen Alamak;
bei Ras Algethi orange zu weißgelblich; bei 70 Oph wie auch 15 Aql orange zu noch tiefer orange; bei Eta Cas der kleine
rötliche Begleiter; V Aql ein richtiger Blutstropfen.
Der "Pacman"-Gasnebel NGC 281 war gut zu erkennen, desgleichen - ganz ohne Filter, ich hatte nur das Zoomokular dabei -
die Cirrus-"Knochenhand" NGC 6992/95 und der dunkle "Golf von Mexiko" im Kontrast zum Nordamerikanebel. NGC 891
zeigte sich deutlich als feine Nadel, und M33 einen Hauch von Spiralstruktur, plus seinem hellen Knoten NGC 604. Nicht zu
vergessen M31: Der Andromedanebel mit angedeuteten Staubstrukturen und seinen beiden Begleitern - "schwebt" gewohnt
majestätisch im Raum.
So gegen drei Uhr wurde ich richtig müde, und hab das Fernrohr schon mal eingepackt. Orion krabbelte langsam über den
Horizont, und ich wollte für ein letztes Stimmungsbild zusätzlich noch Kastor und Pollux mit drauf haben: Gegen 4:15 war
es soweit, noch rechtzeitig in Anbetracht des ersten Zuges zurück um 4:55 - der Weg zum Bahnhof ist bequem in einer
halben Stunde zu machen. Die Rückfahrt hab ich dann teils verschlafen, und daheim ging es kurz vor sieben erstmal
ins Bett. Eine sehr schöne Spechtelnacht :)