Mit dem Spektiv auf der Suche nach Offenen Sternhaufen - zwei Beobachtungen


Ein Abend auf dem Wetzstein

Mittwoch, den 15. Februar 2023.

Ich wollte mit dem Spektiv noch einige Offene Sternhaufen und kleine Reflexionsnebel des Winterhimmels anschauen;
Mitte Februar ist dafür perfekt, wenn man sie abends nach Dunkelwerden gleich möglichst hoch im Meridian haben
möchte. Während es bei der nächsten Neumondphase gegen Mitte März für die südlicheren Teile der Wintermilchstraße
schon recht eng wird. Die Sonne rückt auf der Ekliptik näher, und da sie gleichzeitig immer weiter nach Norden klettert
wird es zusätzlich auch immer später dunkel.

Das Wetter versprach für große Teile Südbayerns klaren Himmel, und heute brauchte ich kein Auto: Ich fuhr mit dem Zug -
das Spektiv im Rucksack - an den Alpenrand: Dort ging es vom Bahnhof zu Fuß noch etwa 25 Minuten auf den Wetzstein,
ein Hügel mit Blick ins Ammertal; gegen halb sieben war ich oben.

Mit dem 99mm Spektiv vor den Ammergauer Alpen

Jupiter und Venus tief im Westen

Der Himmel blieb klar und trocken, und das Skigebiet stellte die helle Beleuchtung gegen sieben Uhr ab. Das wurden
gut drei Stunden schönes und entspanntes Spechteln, alles sehr bequem von einer Wanderbank aus. Gegen viertel nach
zehn hab ich wieder eingepackt, da ich den letzten Zug zurück nach München um 22:55 erwischen musste.

Egal wie oft ich sie schon gesehen habe: Jupiter, Orionnebel und Plejaden waren auch diesmal wieder ein Genuss.
Der Komet, mittlerweile an den Hyaden vorbei gewandert, stand jetzt knapp südwestlich von Aldebaran. Im Spektiv war
der V-förmige Ansatz des Schweifes nach wie vor gut zu erkennen, von einem - eventuell längeren - Gasschweif habe ich
aber nichts ausmachen können.

Klassische Wintersternbilder, mit dem Kometen nahe bei Aldebaran

Beobachtung von der Wanderbank

Mit dem Spektiv durch die Wintermilchstraße

Ich begann meinen Ausflug im nördlichen Orion, und sammelte dabei Offene Sternhaufen: Zuerst den lockeren NGC 1662,
wo ich den gerne genannten Vergleich mit einem "Klingonenkreuzer" sogleich nachvollziehen konnte.

Die Umgebung von NGC 2169

Bei NGC 2169 musste ich dagegen erst genauer nach den schwächeren Sternchen schauen, um den Umriss der "37"
gut zu erkennen - im Vergleich zum 9,5-Zöller neulich macht sich die deutlich geringere Öffnung halt klar bemerkbar.
Dieses Feld wird in einem recht aktuellen Monatsthema im Astrotreff behandelt, und ich habe dort geschrieben:

"Bei NGC 2169 konnte ich
- in STF 848 die Komponenten A und B bei 110x klar trennen, und den schwächeren C-Stern indirekt ausmachen.
- bei STF 844 die Komponenten A und B im Kontrast zu den anderen Sternen als deutlich gelblich erkennen.
Bei NGC 2194 blitzten bei 70x indirekt eine ganze Reihe einzelner Sternchen auf, darunter eine hellere Kette - sehr schön."

** Zur Position der Sterne STF 848 und STF 844 bitte den obigen Link zum Astrotreff anklicken

Der etwas südlich gelegene Haufen NGC 2151 erschien "körnig angelöst" und zeigte ein paar schwache Sternchen. Dann ging ...

Rund um den "Weihnachtsbaum-Haufen"

... es rüber in die Gegend des "Weihnachtsbaums" NGC 2264, dort konnte ich bei 30-facher Vergrößerung vier Reflexionsnebel
erkennen: NGC 2245, NGC 2247 und IC 446 als kleine Aufhellungen, und sehr schön "Hubble's variabler Nebel" NGC 2261 -
bei 70x sehr nett in der vertrauten Form als kleiner Wimpel oder "Komet". Vom entfernten Sternhaufen Trümpler 5 sah ich
nichts, während ich neulich im Ammergebirge im 9,5 Zoll Fünfling "eine Aufhellung erkennen konnte, aus der mit indirektem
Sehen einige feinste Sternchen hervorblitzten".

Am lockeren Sternhaufen NGC 2270 vorbei suchte ich den 6 mag hellen NGC 2301 auf - mit zentraler Verdichtung und teils
geschwungenen Sternketten nach drei Seiten, sehr schön -, ...

Rund um Gamma im Einhorn

... und weiter Richtung Beta im Sternbild Einhorn (Monoceros); der nahegelegene Sternhaufen NGC 2215 gefiel mir gut:
Eine rundliche, lockere Ansammlung ähnlich heller Sterne, aber dennoch kompakt und nach außen hin gut abgegrenzt.
Die um die Ecke bei Gamma stehenden Reflexionsnebel NGC 2170, NGC 2182 und NGC 2183/85 konnte ich alle erkennen,
am deutlichsten mit indirektem Sehen.

Wer findet Lorenzin 15 ?

Rund um M50

Ich kehrte mit dem 99mm Spektiv zur "Hundenase" Theta CMa zurück, die ich ja schon vor drei Tagen mit Ralph's 15x50
Feldstecher eingestellt hatte; erneut zwecks Suche nach dem Sternmuster "Lorenzin 15", das deutlich an eine runde "3" oder
ein MacDonalds Logo erinnert: Wieder sehr nett, obschon ich es bei der kleinen Vergrößerung im Feldstecher noch prägnanter
fand. Weiter nördlich erreichte ich schließlich die drei Sternhaufen NGC 2302, NGC 2306 und NGC 2309: Ersterer auflösbar,
und NGC 2306 sehr groß und locker; am besten aber NGC 2309 - sehr klein und dicht, feinster Puderzucker, echt lohnend.
Weiters kamen bei 30x die hellen Sternhaufen M50 und NGC 2343 gut heraus; locker, aber sternreich genug um sich kompakt
von der Umgebung abzuheben - NGC 2343 erinnert mich von der Form an die Hyaden.

Gegen Ende hin habe ich mir noch eine Reihe heller und sternreicher Haufen gegönnt, darunter ausgesprochen prominente
Exemplare. Hier sind fünf von ihnen auf Wikisky-Aufnahmen zu sehen - jeweils im gleichen Maßstab:

NGC 2360

M67

M46

NGC 2362

M37

Weiter geht es auf der Reise: Der bekannte Wolf-Rayet Nebel NGC 2359 hob sich auch ohne Filter schon gut als länglicher
Nebel ab, und der Sternhaufen NGC 2360 konnte mich wieder begeistern: Hell, kompakt, sternreich - wunderbar; ich bin zum
Vergleich mal schnell zu M67 rüber geschwenkt: Ähnlich eindrucksvoll, die beiden spielen für mich in der gleichen Liga.

Zum Ende hin hab ich den isDSA Sternatlas beiseite gelegt, und noch einige der bekannten Highlights eingestellt: Großartig
der Sternhaufen M46, locker aber kompakt mit vielen ähnlich hellen und gleichmäßig verteilten Sternchen; den eingebetteten,
aber räumlich vorgelagerten Planetarischen Nebel NGC 2438 konnte ich bei 70x gut erkennen. Tief im Süden NGC 2362 mit
dem hellen Stern Tau, der - als physisch zugehörig - von einem lockeren "Hofstaat" schwächerer Sterne umgeben ist; ganz in
der Nähe beeindruckte wieder der Farbkontrast des Doppelsterns 145 UMa ("südlicher Albireo"). Sehr schön M35, der ferne
Nachbar NGC 2158 fiel gleich als Nebelchen ins Auge, ich konnte ihn aber nicht auflösen. Wie gewohnt eindrucksvoll die
beiden Fuhrmann-Haufen M36 und M38, den benachbarten NGC 1907 konnte ich indirekt in einige feinste Sternchen anlösen.
Bleiben als Sternhaufen noch M37 und h+Chi Persei: Die beiden spielten visuell im Spektiv - wie schon neulich im 9,5 Zöller -
erneut in einer eigenen Liga: Fantastisch, für mich die beiden besten Offenen Sternhaufen des Nordhimmels, so gut wie M11,
der ja schon knapp südlich des Himmelsäquators liegt. Bei h+Chi Persei konnte ich die hellsten Roten Überriesen an ihrer im
Kontrast gelblicheren Farbe gut erkennen.


Noch ein Rückblick auf letzten Oktober

Ammergebirge - Samstag, den 29. Oktober 2022.

Ich hatte damals auch mit dem 99mm Spektiv Offene Sternhaufen beobachtet, aber keinen Bericht geschrieben - jetzt ist er
vom Thema eine gute Ergänzung. Am Himmel waren damals viele Zirren unterwegs, wobei für den Alpenrand gute Chancen
auf ein mehrstündiges wolkenfreies Fenster vorhergesagt wurden: Und so kams dann, von 21:00 bis 23:30 war es klar !

Der Himmel von Aldebaran bis Jupiter

Der Orion kommt über den Berg

Ähnlich wie im vorherigen Bericht hatte ich mir vorab einen groben Plan gemacht, welcher Route ich durch die Milchstraße
folgen wollte. Schwerpunkt sollte Cassiopeia & Umgebung sein, wobei ich zum Einstieg schon weiter westlich anfing.
Die hier ausgewählten WikiSky-Ausschnitte zeigen eher weniger bekannte, für mich aber allemal lohnende Ziele für
das Spektiv. Hier eine Objektauswahl dieses Abends, es sind nicht alle Haufen genannt an denen ich vorbeikam:

NGC 7086 im Schwan (relativ sternreich & kompakt); NGC 7142 im Cepheus (sehr dicht, indirekt allerfeinster
Puderzucker aufblitzend -- an der Grenze der Auflösbarkeit), den benachbarten Gasnebel NGC 7129 hatte ich
nicht bewusst probiert.

Übrigens: Im 9,5-Zöller hatten beide am Auerberg schon mal eine gute Figur gemacht, ich konnte NGC 7142 dort
"am besten mit indirektem Sehen in eine dichte Ballung kleiner 'Puderzucker-Sternchen' auflösen", und der kleine
Reflexionsnebel NGC 7129 "fiel sofort ins Auge."

M52 (hell & sternreich - sehr eindrucksvoll); NGC 7510 (klein & kompakt, erinnert mich an eine Maus);
NGC 7789 (wunderbar, mit zahlreichen feinsten Puderzucker-Sternchen); NGC 225 ("Segelboot") & NGC 189;
NGC 381 (locker aber kompakt, Puderzucker-Sternchen); NGC 457 ("Eule" oder "E.T" fallen sofort ins Auge);
NGC 663 & NGC 654 (hell & sternreich).

Und gleichermaßen angepeilt, aber für mich nicht zu erkennen waren die Haufen NGC 609 und King 1.
NGC 609 ist mit einem 4-Zöller ja schon erfolgreich gesichtet worden, ich werds nochmal probieren.

Und sonst ...

... neben einigen klassischen Highlights: Der Farbkontrast beim Doppelstern Alamak kam wieder sehr schön rüber;
M13 zeigte am Rand feinste Puderzucker-Sternchen; M33 wirkte visuell "unruhig" - eine Ahnung von Struktur, den
Gasnebel NGC 604 konnte ich ausmachen; der Reflexionsnebel NGC 7023 fiel gleich ins Auge - sehr schön.


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