Erst ganz zum Schluss machts auf der Emberger Alm auf
Donnerstag, den 29. September, bis Sonntag, den 2. Oktober 2022
Diesmal sahen die meisten Wetterberichte für das ITT ziemlich schlecht aus: Wenn überhaupt würde es allenfalls
in den beiden letzten Nächten ein paar Chancen auf größere Wolkenlücken geben, es konnte durchaus aber auch ein
Treffen mit drei "Null-Nächten" werden. Die trüben Aussichten trugen dazu bei, dass das ITT diesmal nicht gerade
überlaufen war. Und das galt auch für die Münchner Besetzung, wir waren nur zu viert in unserer Hütte: Caro, Manfred,
Marine und ich, wobei Marine erst Freitag nachmittag aus Italien kommend zu uns stieß. Haley und Gabi bezogen ihr
Quartier wieder im Haupthaus. Und beim Hochfahren hatte ich in den letzten Serpentinen hinauf zur Alm ein Auto
mit Münchner Kennzeichen im Rückspiegel gehabt, das ich nicht zuordnen konnte - und auch nicht abschütteln ;-)
Ich war neugierig, und hielt am alten ITT-Registrierplatz an: Es waren die Mertenbachers, alte VSW'ler, die
sich bei ihrem ITT-Debüt nicht von den suboptimalen Wetterprognosen hatten einschüchtern lassen.
Ich habe auch unser traditionelles Spechtelareal, die "Westlichen Wiesen", noch nie so leer wie dieses Mal gesehen.
Oben wie üblich die Kärntner, dann erinnere ich mich noch an Volker und die beiden Autos von Manfred und mir.
Anfangs fiel immer wieder mal Regen, und die erste Nacht auf Freitag blieb komplett dicht. Was aber bedeutete, dass
umso mehr Muße für den Ratsch beim Abendessen blieb: Und unser ausgedünnter VSW-Kern von nur sechs Leuten
bekam heuer ja Verstärkung durch die Mertenbachers, die sich jeden Abend zu uns gesellten.
Noch weiteres ITT-Urgestein hatte sich von den trüben Vorhersagen auch nicht abschrecken lassen: Wir trafen Christian
aus dem Chiemgau, wie immer Ingo, dazu Matthias aus Köln und Markus Ludes. Gerd von den Backnangern soll auch
drüben im Fichtenheim gewesen sein, da haben wir uns leider verpasst. Und ich kam sehr nett mit Christian aus Wien
ins Gespräch, den ich bislang nur über seine rege Aktivität im Astrotreff kannte - voriges Wochenende am Almberg
hatten wir von unserer beiderseitigen Anwesenheit nichts mitbekommen.
Wolkenstimmung auf der Alm
Wir hatten für Freitag zuerst eine Wanderung unten am Weißensee angedacht, um das mit dem Abholen von Marine am
Bahnhof zu verbinden; das hab ich wegen der niesel-regnerischen Prognose dann allein gemacht. Für die zweite Nacht
auf Samstag versprachen ein paar der Wetterberichte Chancen auf Auflockerungen, das wurde aber nichts - Marine notiert:
"[Für diese] Nacht haben wir uns immerhin einen Wecker gegen 4 Uhr gestellt und mal rausgeschaut, da war aber nix
Glitzerndes zu sehen, also schnell wieder ins Bett und weiterschlafen. Um die Uhrzeit sah die Prognose für den Rest
des Morgens auch nicht besser aus, deswegen haben wir ein zweites Weckerklingeln vermieden."
Samstag eine Wanderung auf den Knoten
Aufstieg im Lärchenwald auf der Tour ...
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... zum Knoten: v.l. Manfred, Caro, Ben u. Marine (Bild: Marine)
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Marine weiter: "Dafür gings dann auch topfit auf den Knoten am Samstag. Das Schlammfeld haben wir umgangen und sind
erst fast bei der Oberberger Alm vom breiten Schotterweg abgezweigt. Es war eine Wanderung im Nebel. Auf dem Gipfel
wurden im Dunst zwei große Vögel gesichtet, und jeder hatte dann seine eigene Theorie was das jetzt war. Sonst wärs
auch langweilig. Ich vertrete die These es waren zwei Kolkraben, weil ich doch zeitgleich ein Krächzen gehört habe."
Die Tour in frischer Luft hat uns allen gefallen und gut getan - auch wenn das mit dem Vogel eine ungelöste Frage bleibt ;-)
Wir waren mehrere Stunden unterwegs, und stießen am Rückweg noch auf die anderen vier unserer Münchner Gruppe. Eine
gute Gelegenheit ein bisserl mit Haley zu ratschen, wir haben uns heuer am ITT nicht so oft getroffen wie sonst üblich.
Am Knotengipfel (2214 m) - Bild: Marine
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Beginnender Abstieg (Bild: Marine)
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Was macht der Himmel ?
Und auch Stand Samstagabend hatte ich noch kein einziges Astroobjekt gesehen; wenn es so bliebe wäre es das erste
Null-ITT überhaupt nach 35 Teilnahmen: Was für eine Aussicht, das galt es möglichst zu verhindern; das sehe ich
mit dem Ernst eines Fußballfans, der auf keinen Fall das Lokalderby verlieren möchte - auch wenn man bisweilen
dafür etwas (nachsichtige) Frotzeleien ertragen muss ;-) Toni hatte Verständnis, und bot mir an, dass ich bei Bedarf
vor der Abreise in seinem Gerät nochmal die Sonne schauen könnte: Wenn die sichtbar wäre, wären es zwar auch drei
Nullnächte, aber eben kein komplettes Null-ITT ;-)
Noch war es aber nicht soweit, und die Wetterberichte gaben auch der letzten Nacht gewisse Chancen, dass es gegen
Morgen hin aufklaren könnte. So hab ich die gewohnt launige Runde nach dem Abendessen schon recht zeitig verlassen,
um für den Fall klaren Himmels ausgeschlafen zu sein - dann auch im Hinblick auf die Heimfahrt.
Zum Schluss ein paar Stunden mit fantastischer Durchsicht ...
Es dürfte so gegen dreiviertel zwei gewesen sein, als ich auf den Satellitenbildern gesehen habe, dass sich südlich der
Drau ein größeres wolkenfreies Fenster aufgetan hatte: Und zwar mit der Tendenz, sich nach Norden zu erweitern - was
bringt einen passionierten Sterngucker eher dazu, schnell wieder hellwach zu werden ? Ja, und dann war es soweit,
es wurde komplett wolkenlos !
Klarer Morgenhimmel mit Orion
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Gleißendes Zodiakallicht im Löwen
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An dieser Stelle übergebe ich an Marine:
"Umso größer die Aufregung als dann doch gegen 2:30 der Himmel komplett klar wurde. Ben hat uns in der Hütte geweckt und
alle haben sich noch etwas schlaftrunken fertig gemacht. Mir fiels recht schwer, aber aufraffen musste ich mich dann schon.
War später auch froh darüber.
Beim ersten Objekt in Manfreds 6 Zoll Bino fange ich fast an zu flennen. Ich habe schon länger nicht mehr die Gelegenheit
gehabt unter gutem Himmel zu beobachten und habe vergessen wie schön der Orionnebel ist. So hell, mit Farbeindruck und ich
muss immer an Spinnenweben denken, wenn ich ihn sehe. In den darauffolgenden 2.5h suchen wir einige tolle Objekte im Bino
auf und auch mit den Feldstechern wird viel geschaut, bis die Dämmerung losgeht.
Das zweite Highlight neben dem Orionnebel ist für mich Andromeda. Ich kann mich nicht erinnern die zwei Staubbänder schon
mal so gut und strukturiert wahrgenommen zu haben. Die sind überall ganz unterschiedlich dick, und dann ist an einem äußeren
Ende der Scheibe nochmal so ein etwas hellerer Blob. Toll, wie einem bei jeder Betrachtung etwas mehr Details auffallen,
wenn es der Himmel hergibt.
Weitere Ziele sind NGC891 mit Bulge und Staubband, Mirachs Geist (erstes Mal gesehen) und einige Sternhaufen in der Cassiopeia.
Die liebe ich ja, NGC457 ist super und auch NGC7789. Dann noch kurz 663 und 654. Die funkelnden offenen Sternhaufen in den
Zwillingen und im Fuhrmann klappere ich mit dem Fernglas ab. M46 mit planetarischem Nebel und M47 werden im Bino auch
angestarrt. Man sieht auch die Ringförmigkeit von NGC2438. Auch immer staunenswert sind für mich die Galaxien mit sichtbarer
Spiralstruktur. An diesem Morgen haben wir da M81 als spiegelverkehrtes S und M33 als S. [*** Wer die beiden Galaxien gut kennt
mag hier sagen: Das stimmt doch nicht, es ist genau umgekehrt. Ja, aber Manfred's Bino verwendet beim Einblick Zenitspiegel,
daher ist das Bild im Okular gespiegelt ***] M33 zeigt auch ihre schöne klumpige Struktur mit vielen Knoten. Schön, dass wir an
diesem ITT letztlich nicht nur einen Knoten gesehen haben.
Die Nacht gibt auch einige recht helle Sternschnuppen mit Nachleuchtspur her und das Zodiakallicht wird in den Morgenstunden
im Osten wirklich unglaublich hell. Der letzte Blick durchs Fernrohr ist nochmal der Andromeda-Galaxie gewidmet, die ist
nicht zu toppen. Dann bin ich sehr zufrieden und wir wandern alle zurück zur Hütte um ein paar weitere Stunden zu schlafen.
Gute Nacht!"
Ja, das war nochmal ein Superhimmel für knapp drei Stunden ! Irgendwo eine Kombination aus Rückseitenwetter und Nordföhnloch,
der Himmel freigeputzt mit fantastischer Durchsicht. Das Zodiakallicht wurde später wirklich gleißend, und ich konnte weite Teile
des Zodiakalbandes durchgehend über den ganzen Himmel erkennen. Die Farben von M42 kamen sehr deutlich rüber, und in dieser
Hinsicht ist beidäugiges Sehen erfahrungsgemäß ein zusätzlicher Vorteil. Ja, die beiden Staubbänder von M31 sprangen überdeutlich
ins Auge, wie gefräst. Marine hat noch vergessen, die Galaxie M108 und den Eulennnebel M97 zu erwähnen: Bei letzterem haben wir
auch die beiden "Augen" erkennen können, und waren uns einig über ihre Ausrichtung. Ich habe noch den grandiosen Doppelhaufen
h+chi, und bei Alamak den schönen Farbkontrast genossen.
Sonntag geht es wieder heim
In unserer Hütte: v.l. Marine, Caro, Manfred, Ben, Gabi u. Haley
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VSW-Fahne & 6-Zoll Bino (beide Bilder: Marine)
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Nach diesen tollen letzten Nachtstunden ging es nach ein bisserl Schlaf an die Heimreise ! Während Manfred und
Caro schon früher fuhren, hatten Marine und ich noch Zeit: Ihr Zug zurück ging erst gegen drei Uhr. Wir gönnten
uns bei der Angelika den legendären Emberger Eintopf, um dann noch einen Kurztrip zum Weißensee einzuschieben.
Für mich blieb die Frage, ob ich noch eine Nacht auf der Alpensüdseite anhänge - zeitlich ging es, weil Montag
ja Feiertag war (3. Oktober). So richtig prickelnd war die Wetterprognose aber auch nicht, sodass ich schließlich
heimgefahren bin: Wissentlich in den Starkregen auf der Alpennordseite hinein; ich machte mehrere Pausen, und
schätzte die gemütliche rechte Spur auf der Autobahn - sollen doch andere links mit Tempo in die Gischt brausen.
Und auch wenn die drei Stunden Superhimmel nicht gewesen wären: ITT ist ITT, und einige von uns werden auch
nächstes Jahr wieder dabei sein - egal was das Wetter macht. Schee wars :)
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