Eineinhalb klare Nächte auf dem Almberg

Donnerstag, den 22. September, bis Samstag, den 24. September 2022


Heuer bot sich für mich mal wieder die Gelegenheit, das Almbergtreffen zu besuchen, da es diesmal nicht -
wie sonst meistens - mit dem ITT zusammenfiel. Die diversen Wetterseiten im Internet waren sich ob der
Aussichten allerdings nicht ganz einig: Die einen optimistischer, die anderen skeptischer in Bezug auf die
Anzahl klarer Stunden; es sah aber allemal gut genug aus, um es zu probieren - schau mer mal. Ralph hatte
auch Lust auf den Treff, und er lud mich ein, bei ihm mitzufahren. Donnerstag ging es los, ich gebe ihm
das Wort:

"Schwieriger Start. Doch ab 13h30 rollt das heftig bepackte Auto. Die Passauer Strecke ist eine langsame,
holprige Angelegenheit! Drum kommen Ben und ich erst am späten Nachmittag an. Stathis, der später losfuhr
ist schon vor uns da. Unterwegs hatten wir einige Schauer. Winni begrüßt mich sehr nett. Jetzt jetzt bleibt
es trocken, und ich baue das Outwell-Zelt zum ersten Mal vollständig auf, das geht gut, braucht aber wegen
der vielen Heringe etwas länger."

Ralph und Stathis beim Zeltaufbau

Auf gehts zum Abendessen: v.l. Volker, Ralph, Ben u. Ralf

Eineinhalb gute Nächte zum Beobachten

Um es gleich vorwegzunehmen, die Optimisten behielten recht: Wir blieben zwei Nächte am Almberg, und haben
anderthalb davon beobachtet; in der ersten Nacht auf Freitag bei durchgehend klarem Himmel mit guter Transparenz,
und in der zweiten die erste Nachthälfte - bis es schließlich zuzog.

Bild: Ralph Muth


Stathis hat das im Astrotreff so zusammengefasst:

"Dieses Mal kam von Do. auf Fr. nach etwas Regen am Nachmittag
auch noch ein extrem transparenter Himmel hinzu. Die Milchstraße
erschien hell und stark strukturiert, nur Richtung Süden soff sie
etwas ab in den Lichtglocken Richtung Passau.

Die Milchstraßenausläufer reichten bis zur Andromedagalaxie. M31
selbst als heller länglicher Fleck von imposanter Größe. M33 konnte
ich zu 50% der Zeit indirekt halten, Ben konnte sie glaube ich leicht
ständig indirekt halten. Ralph ließ seinen 20 Zöller links liegen und
verschmolz mit seinem neuen Ultraweitwinkel-Fernglas zwischen
zwischen Isomatte und Milchstraße. Volker und ich zeigten dem Volk
im 24 Zoll Cyklopen ein Highlight nach dem anderen - endlich konnte
ich mal wieder all die Objekte, die ich aus der Stadt nur mit Kamera
erreichen konnte, auch visuell bestaunen. Ihr wisst schon, die weit
gereisten original Photonen nach nur 2 Newton Reflexionen pling
plong direkt auf die Netzhaut."

Ich hab viel Zeit bei Stathis und Volker am "Cyklopen" verbracht, und in der zweiten Nacht gesellte sich auch Viktor
zu uns, ein sehr aktiver Beobachter aus Tschechien. Ich hatte ihn 2014 schonmal auf der Edelweißspitze getroffen,
und diesmal kam er gerade von einer Beobachtung aus den Nockbergen hierher.

Die Eindrücke von Ralph

Er notiert:

"Der Himmel wird super klar mit gut strukturierter Milchstraße. Ich lasse den Newton unbenutzt, und schaue
mit dem tollen 5x25, während Ben sich an der Beobachtung am Cyclopas beteiligt. Es gibt sehr heftigen Tau,
und selbst mit Heizung am Fernglaskörper ist es schwierig. Die Beobachtung läuft noch nicht optimal, da
die Augenmuscheln so noch nicht toll sind. Ich schaue in den Zenit, der Nordamerikanebel ist unauffällig,
auffällig sind jedoch die benachbarten, sehr hellen Milchstraßenflecken. B168 am Kokonnebel ist gut sichtbar,
ein gerader, sehr schmaler Streifen. Darum ist ein Glas mit mehr Vergrößerung günstiger. Vom Cirrusnebel sehe
ich vielleicht eine Andeutung des großen Bogens, es ist nicht eindeutig.

Interessant ist auch das Vorhandensein von hellen Streifen in der Milchstraße auf deren nördlicher Seite etwas
östlich vom Cepheus, die senkrecht zur Milchstraßenachse laufen. Mindestens einen von diesen Streifen hatte ich
mit dem 5x25 schon in der Ovm vermutet, und das bestätigt sich jetzt hier im Dunklen. Recht schön ist auch der
wahre Charakter des Milchstraßensporns im Cepheus zu erkennen, der aus der Assoziation Cep OB2 besteht, von
denen vielleicht 50 Sterne im Glas zu erkennen sind.

Die funkelnden Sternbilder des Winters gehen auf. Die Perseus OB Assoziation funkelt über den Bäumen. Beim
Perseus-Doppelhaufen ist teilweise aufgelöst das Muskelmännchen Stock 1 zu sehen, ein toller, heller Sternhaufen
für sich genommen. Später kommen die Plejaden und Hyaden empor, die Hyaden sind durch den Mars dekoriert,
der gerade noch so mit in das 15 Grad Gesichtsfeld passt. Das kleine UWA-Glas spielt seine Stärken aus.
Man sollte halt den Blick auf die Mitte richten, um der recht extremen Randunschärfe aus dem Weg zu gehen.

Ben ist unweit am 24 Zöller zugange, er sieht natürlich sofort, wo das größte Gerät steht! Ich kann übrigens
bezeugen, dass der 24 Zöller-Platzhirsch massiv für ernstafte Beobachtungen eingesetzt wird. Während ich mit
dem kleinen Fernglas die Milchstraße enlang wandere, schwebt von nebenan Objektname auf Objektname in
unablässiger Folge vorüber."

Aufsteigender Winterhimmel (Bild: Stathis Kafalis)

Meine Eindrücke am Cyklopen

Das nehm ich mal als Gelegenheit, zum 24-Zöller rüber zu wechseln, und über die astronomischen Spezereien
zu berichten, die dort kredenzt wurden - dabei vermische ich die Eindrücke aus beiden Nächten. Das Publikum
wechselte immer wieder, wobei Marco und Winni oft mit dabei waren, und gelegentlich auch Ralph. Viktor hat
in der zweiten Nacht dann selber ein paar der Planetarischen Nebel eingestellt. Unsere Okulare sind meines
Wissens nicht beschlagen, wir führten das auch auf das Lüftchen zurück, das hier oben am Gipfel stärker wehte.

Es wurden bekannte Highlights wie der Kugelhaufen M13, der Doppelhaufen h+Chi und die Andromedagalaxie
M31 gereicht - wie erwartet mit sehr eindrucksvollen Details, die werden mir auch nie langweilig !
Überhaupt die Galaxien: Ganz toll das durchgehende Staubband in NGC 891; die fünf Komponenten von Stephans's
Quintett einfach "sofort da"; die Spiralstruktur von NGC 7479 erkennbar (die Sichel des Arms im SW einfacher für
mich als der im N); das fein gefräste Staubband von NGC 7814; NGC 157 mit der gut erkennbaren Supernova -
alles famose Eindrücke.

Toll auch die Planetarischen Nebel: NGC 6781 mit nach Norden offenem Hufeisen; NGC 6905 mit Schalenstruktur;
NGC 7008 mit deutlicher Embryoform und vielen Details; NGC 7009 schön mit den beiden "Ansae"-Ausbuchtungen;
der "Totenkopf" NGC 246 mit Löchern und Schalenrändern. Und gleichermaßen großartig die vertrauten Details in
Cirrus- und Crescentnebel, mit 24-Zoll halt besonders prägnant; ein toller Crabnebel M1 mit Struktur.

Und aus unserem Sonnensystem der kleine Komet 2022/E3 ZTF mit deutlichem Schweif; Jupiter mit viel Struktur in
seinen Bändern; Saturn mit einem Bogen von mehreren Monden, Stathis konnte über Enceladus hinaus auch noch
Mimas ausmachen.

Die beiden folgenden Bilder sind wieder von Ralph:

Zurück zu Ralph

Er hat noch weitere nächtliche Eindrücke gesammelt:

"Auf dem Almberg war die Ausdehnung der Milchstraße bis dicht an M31, einem Thema von Stefan, leicht zu sehen.
Im 5x25 mit 15 Grad Gesichtsfeld hatte ich den Eindruck, dass für diese Erstreckung der Milchstrasse viele relativ
nahe Sterne im Bereich von 6 bis 8m (der Grenzgröße des Glases) verantwortlich sind, und weniger ein nicht
aufgelöster Hintergrund aus schwachen Milchstraßensternen. Auch Andere aus der Muc Almberg-Gruppe haben
das gesehen. Stathis hat sich das, soweit ich mich erinnere, genauer angeschaut. M33 war für mich zu 50% der
Zeit indirekt zu halten. Ben konnte M33 ständig indirekt sehen.

Um 3 Uhr entscheide ich mich dafür trotz Müdigkeit die Olympus M5 iii mit dem 7.5mm f2.8 doch noch auf die
Sterne zu richten, wohl wissend, dass die Anstrengung sich hinterher lohnt und nicht zuletzt, um Ben mit Material für
seine Internetseite zu versorgen. Die Aufnahmen sind, wie bei Stathis, Sequatorstacks. Hier waren es 3x bis 10 x 30s,
mit Olympus OMD EM5 III und einem Fisheye 7.5mm bei f2.8 und 1600 Asa. Bei der Bearbeitung habe ich mir alle
Freiheiten gelassen, um das gefühlte Erleben der wunderbaren Szenerie auf dem Berg nachzuempfinden."

In der zweiten Nacht war ich auch an dem 25x150-Riesenfeldstecher von Wolf zugange, und konnte dort ganz
unterschiedlichem Publikum - darunter eine sehr interessierte Frau - die Sternhaufen h+chi Persei, NGC 457, NGC 663,
M103, NGC 7789 und M52 zeigen. Besonders der Doppelhaufen und der Andromedanebel kommen in Geräten dieser
Art gerne genial gut heraus.

Und bei (dem anderen) Ralf sahen wir in seinem 16-Zöller sowohl einen sehr guten Cirrus- als auch Crescentnebel.
Ralph ergänzt: "Dann läßt er das Draco-Galaxientriplet im Draco folgen. Die schwächste, oberste Gx ist ein feiner,
unauffälliger Strich, die mittlere Gx ist kompakt und recht leicht zu sehen, die unterste Gx ist die Hellste
und leichte Beute. Das sind NGC 5981/5982/5985 (v.r.n.l.) im Drachen, mit mag 12.9/11.0/11.1."

Ich erinnere mich auch an den 20-Zöller des Nachbarn von Ralf, wo die Galaxie IC 10 eingestellt war, deren Licht sich
in der Cassiopeia erstmal durch unsere Milchstraße kämpfen muss.


Schönes Wetter am Freitag

Eine tolle Aussichtsterrasse nach Süden

Ralf's 16-Zöller, mit v.l. Ralf, Robert, Ben u. Ralph

Am Freitag hatten wir tagsüber blauen Himmel, und blieben ganz gemütlich oben auf der Alm. Die ursprüngliche
Ambition, vielleicht noch eine Wanderung auf den Lusen zu unternehmen, wurde in beiderseitigem Einvernehmen
fallengelassen ;-) Wir kamen sehr nett mit anderen Teilnehmern ins Gespräch, wie mit Marco, der vom Herzberger
Teleskoptreffen hier herüber gekommen war. Oder mit Winni, dem Veranstalter, und Wolf, den ich schon seit anno
Tobak von den frühen Vogelsberg-Treffen in Stumpi her kenne.

Der 24-Zöller von Volker, re. Winni

Ralph schreibt:

"Großartig sind die drei 2900m Gipfel des Dachsteins,
die sich über die Wolkenschicht erheben. Sieht fast aus wie
die drei Zinnen oder die Berner Alpen vom Schwarzwald
aus! Auch können wir den Doppelgipfel des Großglockners
ausmachen. Ben und ich schauen uns das ausgiebig an.

Wunderbar. Wir gehen zum Ratschen mit Ralf und Robert.
Robert hat eine Unmenge Feldstecher dabei, und so habe ich
mit ihm eine ausführliche Fachsimpelei. Auch bekomme ich
den sehr schönen, fehlerfrei und unverschnörkelt effizient
gebauten Busch 16" von Ralf zu sehen."

Und abends gingen wir wieder zu dem gemütlichen Gasthaus
hinunter, das bequem zu Fuß erreichbar ist. Es folgte ja noch
eine halbe Spechtelnacht, bevor es schließlich zuzog. Wir sind
bereits am Samstag wieder heimgefahren, da es für die letzte
Nacht auf Sonntag keine realistischen Aussichten mehr auf
weitere klare Stunden gab.

Das war ein sehr familiäres, gemütliches Treffen - echt griabig -
an einem schön dunklen Standort, und das Wetter passte.
Hat uns sehr gut gefallen, schee wars :)

Zum Almbergtreffen gibt es im Astrotreff noch einen Bericht mit vielen schönen Bildern.


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