Ein Abend am Taubenberg

Mittwoch, den 24. August 2022 - mit Ralph.

Ralph und ich fuhren mit seinem 20-Zöller zum Beobachten auf den Taubenberg, bei klarem Himmel -
Highlight des Abends war der Jupiter.

Ralph und sein 20-Zöller

Das große Fernrohr in Aktion

Ich übergebe an Ralph, er hat zu dem Abend einen ausführlichen Bericht geschrieben:

"Ich bin mit Ben schon in der frühen Dämmerung auf dem Taubenberg. Dort ist alles leer, wie gut! Das Fernrohr ist schnell aufgebaut
und ich installiere die wichtigen Ventilatoren. Ich schaue ein Weilchen mit den Ferngläsern in die Berge. Der Hochsommer ist noch
immer da, vorbeifahrende Autos ziehen dicke Staubwolken. Dann stelle ich mal Epsilon 1/2 in der Leier ein. Es wird recht schön
dunkel, und bald glänzt eine sehr hübsche Milchstraße vom Firmament.

Dann kommt Bernd, mit Wiener Akzent zum Fotografieren. Wir stellen fest, dass wir uns im März schon hier trafen, als auch Stathis
dabei war. Wir laden Bernd ein mitzuschauen, was er dann mit Begeisterung macht. Saturn steht noch niedrig. Ich demonstriere am
tief stehenden Saturn für Ben, welche dramatischen Auswirkungen der ADC auf die Abbildung hat. Der Planet sieht jetzt mit Korrektor
schon ansehnlich aus, was auf ein gutes Seeing weist. Bernd meint, dass Meteoblue ein Seeing von 1-2 vorhergesagt hat, könnte passen!"

Jupiter ist das Highlight des Abends

"... Dann meldet sich Bernd und sagt, dass der GRF günstig steht. Und so wird Saturn noch fertig geschaut und dann gewechselt,
Jupiter steht noch recht niedrig, nur unwesentlich höher als Saturn. Doch der GRF ist ein Spektakel, welches wir gemeinsam genießen.
Die grauen Linien am GRF sind überaus auffällig. Ein dunkles Band biegt sich zuerst mit Abstand nördlich um den GRF, um diesen
dann auf der Südseite voll zu tangieren. Dieses Band verlässt den GRF ev. minimal leicht kräuselnd. Am Ansatz der großen Wirbel-
schleppe ist ein kleiner heller Bereich zu sehen, der ev. einen gerade ablösenden Wirbel darstellt. Das zeigt auch die fast
zeitgleiche Sw Aufnahme von Wolfgang:"

Jupiter (Bild: Wolfgang Bischof)

Diese Aufnahme von Wolfgang Bischof stammt vom
Morgenhimmel der vorhergehenden Nacht, wurde also
weniger als 24 Stunden vor unserer Beobachtung gemacht -
er notiert:

"Zum Anfang habe ich mir wie kaum anders zu vermuten den
Jupiter vorgenommen. Mein Steckenpferd ist seit einiger Zeit
die multispektrale Differenzierung meiner Beobachtungsobjekte.
So auch hier! Am 24.8. gab es morgens ein hervorragendes Seeing,
mit Abstand besser als je zuvor in meiner langjährigen astronomischen
Betätigung. Es hat mich förmlich aus dem Sessel gehauen. Von 4 Uhr
bis zur Morgendämmerung stand der Jupiter absolut stabil am Monitor.
Siehe beiliegendes sw Bild."

Zurück zu Ralph:

"Diese Auflösung haben wir visuell nicht ganz erreicht, jedoch fehlte nicht so unmäßig viel, und ich muss sagen, der Live Anblick
der nicht kontrastverstärkten, zarten Strukturen ist etwas Besonderes.

Inzwischen hat der Jupiter fast den Meridian erreicht, die Adc Einstellungen und die Justage des Newton passe ich an. Und, wow, das
ist jetzt nochmals eine große Steigerung in der Auflösung !! Ich bin begeistert. Der GRF ist schon an den Rand gewandert. Südlich der
Wirbelschleppe des GRF sieht man etwa 4 bis 5 weiße Ovale im SEB, das letzte davon in Richtung Planetenrand sitzt direkt am
nördlichen Rand des SEB. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Die Wirbel in der Wirbelschleppe sind als solche nicht zu erkennen.
Auffällig sind 3 oder 4 weiße Ovale, die den Kern der einzelnen Wirbel darstellen könnten. Welche Okus haben wir benutzt?
Ich glaube 14mm und 9mm. Das wären Vergrößerungen mit der Barlow im Adc von 340 und 540 x.

Es gibt einge auffällige, braune, kleine Flecken im NEB. Die pastell bräunlich gelb grüne Nordkalotte oder wohl eher das NEB zeigt
schwer zu sehende Strukturen am Südrand. Vielleicht sind das auch Wirbel. Und da kommt unerwartet ein Mondschatten auf die Kugel
gewandert. Der Schatten wirkt groß, tiefschwarz, völlig scharf berandet, wie ausgestanzt. Plötzlich wirkt das auf mich dreidimensional,
mit dem Mond selbst im Vordergrund schwebend. Bisweilen kommt eine Rauhigkeit ins Bild, wenn die Luft noch ruhiger ist.
Ben empfindet das als 3 dimensional. Was für ein tolles Seeing. Auch die Monde selbst bilden saubere, scharfe Scheibchen.

Ben und ich sind der Meinung, dass wir Jupiter noch nie so gut gesehen haben. Einzig die Beobachtung der Red Junior Passage vor
etwa 20 Jahren in Peter Wickelmeiers 20 Zoll mit Bino könnte hier gleichwertig gewesen sein, das war damals auch toll von seinem
Garten aus. Der Jupiter ist diese Nacht 47" groß und erfährt die gerinste Oppositionsentfernung im 21 Jahrhundert am 26.9.2022
mit 49,8"! Jupiter hat eine recht hohe Differenz von Aphel zu Perihel, die erhebliche Unterschiede in den Oppositionen hervorruft."

Der Blick nach Norden ...

... und Nordosten

Und sonst ...

"... Ich schaue mir den Blinking Planetary NGC 6826, 8 mag, an, als Folgebeobachtung zur Feldstechersichtung aus der Ovm gedacht.
Wir gehen bis 800x, das Bild ist sauber und stabil, wunderbar! Ich sehe in der Scheibe einen helleren Fleck und weitere, undefinierte
Strukturen. Ich hätte gerne noch höher vergrößert, habe aber kein Oku dafür.

Ich checke unter besseren Bedingung die Grenzgröße des 15x50 an Sternchen, die ich zuvor in der Ovm auf der Terasse herangezogen
hatte. Hier draußen sind der 10.6 und der 10.8 m Stern konstant sichtbar. Ich vermute, dass die Grenzgr. etwa bei 11.0 liegt. In der Kürze
der Zeit hat es für die Suche nach solchen, weiteren Referenzsternchen nicht gereicht. Ich schaue auch durch Bernds Nikon Konverter,
die ich nicht scharf stellen kann. Trotzdem ist die Milchstraße so überwältigend, viel besser als im Kasai 2.1x40 Gläschen!!! Und Ben
zeige ich meinen privaten Asterismus, den Thermosbecher. Der ist für den heißen Tee unter dem Sternhimmel bei harschem Frost.

Stathis hatte mich nach einer Beobachtung der Balkenspirale NGC 7479 im Pegasus gefragt. Er hatte diese vom Balkon mit 10 Zoll
abgelichtet. Es gelingt mir die Lage der zwei Spiralarme zu erspüren. Der eine legt sich per scharfer 180 Grad Kehre fast an den langen,
recht hellen Haupteil und Balken an. Sichtbar ist ein dunkler Bereich, der den lichtschwachen, kaum wahrnehmbaren Arm abgrenzt.
Der andere Arm biegt sich um ein Sternchen in größerem Abstand vom Galaxienkörper herum und macht auch eine 180 Grad Kehre.
Ich kann den Arm ganz selten blickweise bis auf Höhe des Sternchens erahnen. Keine leichte Beobachtung! Dazu wechsle ich zwischen
dem 19mm und 14mm Okular. Ben zeigt den hübschen Planetarischen Nebel 7026, welcher einem Hamburger ähnelt, die interessante
Struktur ist hell und sehr leicht zu sehen.

Ben fotografiert heute, er hat das Fotoreporting übernommen und ich habe die Technik als Schwerpunkt. Jetzt steht Mars wunderbar
zwischen den gerade aufgegangenen Hyaden und den Plejaden, wunderschön. Ben bekommt den Auftrag diese glanzvolle Szene mit
seinem Foto einzufangen. Mars ist nur 9 Bogensekunden groß und zeigt trotzdem wieder schön die winzige südliche Polkappe und
heute auch zusätzlich etwas Albedosstrukturen.

Ich bin jetzt doch müde geworden und packe zusammen. Ben wird von Bernd direkt nach Hause gebracht. Beide sind wir etwa
um 4 Uhr wieder zu Hause."


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