20:15 MESZ: Das 99mm-Spektiv wartet auf die Nacht |
Die Mondsichel in der Dämmerung |
Ich hab gleich mal den Extender angeschraubt, der im Zoomokular Vergrößerungen von 48- bis 110-fach erlaubt. Das war
in doppelter Hinsicht dem Mond geschuldet: Einmal um ihn selbst anzuschauen, bei knapp 100x steht er schön bildfüllend
im Okular. Und zum anderen zwecks Beobachtung von Doppelsternen: Das einzige an Deep-Sky Objekten, was bei dem
hellen Mondlicht vernünftig geht, und höhere Vergrößerung können viele auch gebrauchen. Knackscharfe Details auf dem
Mond: In dieser Phase die Krater Aristoteles und Eudoxus markant nahe des Terminators, die Bergketten Montes Caucasus
und Montes Haemus als leuchtende Bögen vor noch dunkler Umgebung, und die Rima Aridaeus-Rinne schön zu erkennen.
Schon im Dunkeln kamen noch zwei einheimische Wanderinnen vorbei, denen der Mond gefiel ("Mei die Krater, alles so
deutlich"); und später noch ein Wanderer, der selber auf SQM-Werte zu sprechen kam - ein Freund ist Astrofotograf.
Und zu den Doppelsternen: Mit "Otto Struve 358" im Herkules hatte ich einen engen Teststern ausgeguckt, zwei fast gleich
helle 7 mag-Sterne in 1,7" Abstand - bei 110x haarfein getrennt. Ansonsten Genuss-Spechteln mit klassischen Farbkontrast-
Doppelsternen: Alpha Her (Ras Algethi), 95 Her, 70 Oph, Beta Cyg (Albireo) und "Otto Struve 525" (nah beim Ringnebel
in der Leier) - und später auch noch Gamma And (Alamak) und 15 Tri, als die im Nordosten höher gekommen sind.
Mal war der Farbkontrast deutlicher, mal eher subtil
Nach dem Untergang des Mondes kam die Milchstraße prachtvoll heraus, ein hervorragender Himmel ! Eines meiner
Hauptziele waren für diese Nacht Offene Sternhaufen. Dazu war ich in ganz unterschiedlichen Regionen unterwegs,
mit Schwerpunkt im Schwan. Ich hatte keinen Atlas dabei, und musste bisweilen etwas herumrühren, bis ich das Objekt
gefunden hatte - zwei kamen dabei eher zufällig des Weges. Alles mit dem Zoomokular (30-70x), hier eine Übersicht:
Objekt | Helligkeit | Eindrücke aus dieser Nacht |
---|---|---|
M11 | 5,8 mag | Ein absolutes Highlight, dicht gepackt mit vielen Sternen |
NGC 6709 | 6,7 mag | "Insekt mit den zwei Augen" gut erkennbar |
NGC 6633 | 4,6 mag | sehr hell und locker, am besten im Feldstecher |
IC 4756 | 4,6 mag | bildfüllend groß und locker, am besten im Feldstecher |
NGC 6819 | 7,3 mag | Foxhead-Cluster, bei 70x etliche feinste Puderzucker-Sternchen |
NGC 6811 | 6,8 mag | locker strukturiert; "Sternhaufen mit Loch" als solches gut erkennbar |
NGC 6866 | 7,6 mag | Kite-Sternhaufen; "Windschirm" sticht heraus, erinnert mich an Haifischgebiss |
NGC 6940 | 6,4 mag | am besten bei kleinster Vergrößerung, locker & recht sternreich |
NGC 6991 A/B | ? | lockerer Haufen, Verdichtungen erkennbar - Reflexionsnebel nicht erkannt | IC 1369 | 8,8 mag | bei 70x indirekt Einzelsterne, längliche Sterngruppe; naher Dunkelnebel B361 deutlich |
NGC 7062 | 8,3 mag | sehr kompakt, einige Einzelsterne erkennbar |
M39 | 4,6 mag | Dreieck aus wenigen hellen Sterne, am besten im Feldstecher |
NGC 7086 | 8,4 mag | kompakt, in etliche Sternchen aufgelöst |
NGC 7789 | 6,7 mag | feinste Puderzucker-Sternchen vor nebligem Hintergrund, großartig |
NGC 457 | 6,4 mag | Eule gut sichtbar, sehr schön |
NGC 663 | 7,1 mag | viele Einzelsterne, sehr schön |
NGC 654 | 6,5 mag | erst wie ein Nebel, indirekt angelöst |
h+chi Persei | 4,3 + 4,4 mag | bei jeder Vergrößerung genial gut |
Außerdem hab ich ein paar Kugelhaufen mitgenommen: Wunderbar aufgelöst M22 unten im Schützen, während bei
M13, M12 und - schwieriger - M10 erst mit indirektem Sehen eine größere Anzahl feinster Puderzucker-Sternchen
zutage getreten ist; den besten Eindruck machten sie so im Bereich von 70- bis 100-facher Vergrößerung.
Sehr gut präsentierten sich die bekannten hellen Gasnebel M8, M20 und M17, sowie auch der Nordamerikanebel
(NGC 7000) und der Pakmannebel (NGC 281) - letztere jeweils mit OIII-Filter bei 20-facher Vergrößerung im 24er
Panoptik. Dieses Okular hatte ich eigens für den OIII-Filter mit dabei, da der beim Zoomokular gar nicht verwendet
werden kann. Das Highlight war in dem Zusammenhang der Cirrusnebel: Trat mit OIII bereits der "Sturmvogel"
beiderseits des Sternes 52 Cygni deutlich hervor, so präsentierte sich die "Knochenhand" (NGC 6992-95) richtig
eindrucksvoll, mit vielen Details und feinen Verästelungen- sehr nett im kompakten Kleinformat, wenn sie auch mit
dem überaus spektakulären Eindruck in großen Dobsons natürlich nicht mithalten konnte.
Zum Morgen hin hab ich schließlich noch drei Galaxien aufgesucht: Sehr schön der Andromedanebel (M31) mit seinen
beiden Begleitern bei kleiner Vergrößerung, das erinnert an mir bekannte Eindrücke in Großfeldstechern. M33 zeigte
schon eine gemottelte Struktur, und der helle Knoten NGC 604 war gut auszumachen. NGC 891 war als schmale Nadel
vor allem indirekt gut erkennbar. Und nicht zu vergessen die Planeten Jupiter (mit Wolkenbändern und seinen Monden)
und Saturn (der Ring schon bei 30x sehr deutlich) - ein sehr vertrauter Anblick.
Apropos M33: Der Himmel war so gut, dass ich die immer höher steigende Galaxie zum Morgen hin recht problemlos
mit bloßen Augen ausmachen konnte - blickweise mit indirektem Sehen. Auf der folgenden Aufnahme kann man M33
auch als Fleckchen erkennen, zusammen mit M31 und den Sternhaufen h+chi Persei und NGC 752:
Die waren echt neugierig, und wie es Haley schon mal ausgedrückt hat: Für die passiert den lieben langen Tag
nicht viel, da ist eine kleine Abwechslung sehr willkommen. Manchmal standen zwei oder drei direkt bei mir
am Zaun und fragten sich vielleicht, was ich hier so treibe ;-). Ich hörte sie schnaufen, kauen, husten und alles
was wir Säugetiere auch sonst so tun müssen. Viel Stress dürften sie nicht haben, alles sehr entschleunigt ;-)
3:50 MESZ: Sommerdreieck inzwischen im Westen |
Rückweg in der Dämmerung
Ich hab es so eingerichtet, dass gegen vier Uhr gleich ins Bett zu hauen. Schee wars, mit einem sehr guten Himmel :) |