Bald ist es dunkel, und unterhalb der Plejaden und über dem Berg ist das Zodiakallicht trotz des Dunstes deutlich
zu sehen. Wie beim letzten Ausflug auf den Taubenberg versuchen wir uns am tollen Triplestern Beta Mon. Die
recht engen drei Komponenten sind im kleinen 70mm f7 Achromaten schön auflösbar. Das kleine Gerät sitzt auf
einem leichten Carbonstativ und ich habe dazu eine sehr leichte azimutale Neiger-Adaption aus Holz gebastelt,
so dass das Fernrohr mit Stativ, Amici-Prisma und 20mm Okular auf rucksackfreundlichste 1.92 kg kommt.
Gegenüber Bens optisch feinem 99mm Spektiv, mit dem wir Beta Mon die Tage zuvor auf dem Taubenberg
angeschaut haben, fehlt es im Vergleich aber dann doch an Helligkeit.
Dann wechsele ich für den Rest der Nacht auf den 20" Newton. Ich beginne mit NGC 2903, und kann gut den
Balken und die Armansätze sehen. Ordentlich zu sehen sind NGC 4631, der Fisch und NGC 4656/57, der Haken.
In Summe fehlt es mir da aber heute an Brillanz für dieses Galaxienpaar. Bei M67 in Cancer schaue ich mir den
hellsten Blue Straggler an, der direkt neben einem roten Riesen steht. Der Riese ist gelblich, der Straggler eher
farblos als blau.
... "Am 20" f4 setze dafür ich Brennweiten von 9mm bis 19mm ein:
Die fast sternartige, sehr helle Kernregion scheint balkenartig verlängert in Nord-Süd-Richtung, wobei der
südliche Teil heller erscheint. Die Arme bilden ein sehr flaches S, welches von Nordnordwest nach Südsüdost
ausgerichtet erscheint. Der auffällige (innere) nördliche Arm ist etwas knotig. Der südliche (innere) Arm ist
kontrastschwächer und hier gibt es keine klare Grenze zu der östlich anschließenden Helligkeit der inneren
Galaxie. Ich versuch herauszufinden ob und wo die inneren Arma ansetzen. Ich kann jedoch keine Ansatzpunkte
im Zentrum der Galaxie wahrnehmen. Ben entdeckt im südlichen Arm ein indirekt sichtbares "Sternchen".
Ich muss etwas suchen, und kann es dann auch schwach sehen. Der Vergleich mit dem Foto lässt mich allerdings
vermuten, dass das "Sternchen" ein großer Sternhaufen mit Emissionsnebel im Arm ist. Ich schaue mir das Foto
der Galaxie genauer an, um nach den äußeren Armen zu suchen. Bei größerer AP mit dem 19mm Panoptik
vermute ich den südlichen, äußeren Arm als schwache Aufhellung zu sehen. Ben bestätigt das. Auf der nördlichen
Seite kann ich vom äußeren, nördlichen Arm einfach gar nichts erkennen, obwohl dort 3 Sternchen die Position
hilfreich anzeigen und auch die helle Begleitgalaxie NGC 4248 als zusätzliche, hübsche Orientierungshilfe dient."
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Zurück zu Ralph:
"... nämlich die Messung des Auskühlverhaltens des 46mm dicken Spiegels; dafür verwende ich zwei kleine
Temperaturfühler. Die anfängliche Temperaturdifferenz von Glas zu Luft von 11 Grad baut sich erst im Laufe
von 4 Stunden auf tolerierbare Temperaturdifferenz von 2.7 ab. Das ist viel zu langsam! Ventilatoren werden
bald bestellt und der Spiegel vor dem Einsatz nach Möglichkeit gekühlt!
Trotz des trockenen Wetters tut der unmittelbar benachbarte Fluss seinen Job, indem er einige Bereifung
provoziert, der ich mit der Okularheizung entgegen arbeite.
Perseus und Cassiopeia |
Großer Wagen |
Ben zeigt NGC 4111, den "Sonnenuntergang über dem Meer", hübsch. Der Galaxienkern spielt hier die Rolle
der Sonne und die Galaxienscheibe den Reflex der Sonne auf dem Meer. Das Bild kann ich mir gut vorstellen.
Ich vermutete zuerst ein Dunkelband zu sehen, doch das ist bloß die recht scharfe Kante der Galaxie."
Ich ergänze hier kurz den Bericht von Ralph, weil mir noch ein weiteres Objekt einfällt, dass ich da eingestellt
habe, nämlich NGC 4013: Die Galaxie mit dem Staubband, der ein heller Vordergrundstern vorgelagert ist. Das
Staubband habe ich indirekt zwar erkennen können, war aber klar schwieriger als letztes Jahr im gleichen Gerät
an gleicher Stelle - damals hatte ich notiert:' ... liegt mit NGC 4013 eine schmale edge-on Galaxie: Bei diesem
guten Himmel ein Leckerbissen im 20-Zöller, weil ich bei 220-fach das zentrale Staubband im Kernbereich
indirekt eindeutig ausmachen konnte. Und dann steht hier noch der auffällige, 12,5 mag helle Vordergrundstern,
der einen etwas von der Mitte weg versetzten Galaxienkern suggerieren kann - tolle Galaxie ...'.
Zurück zu Ralph's Bericht: "Dann stellt Ben das Objekt NGC 4244 von Axel Mellinger, eine große, gemottelte
Edge on, ein, wunderbar. Ben und ich verbleiben eine Weile bei M51, und die Arme sind trotz des vielen Dunstes
ganz gut zu erkennen.
Der Astro-Ausflug ist heute doch gescheit anstrengend und ich bin um Mitternacht sehr müde. Ben zeigt noch
den sehr hellen M5, was ein guter Abschluss ist. Ich packe das Fernrohr ins Auto. Jetzt muss noch die Biwak-
ausrüstung über die Schneewand auf den Flussdamm gebracht werden. Um 6h Uhr wache ich zum ersten mal
auf und bin etwas unruhig, bleibe aber bis 7h30 noch liegen. Dann muss das Auto aufwendig enteist werden
und gegen 8h30 geht es dann im Sonnenschein heimwärts."
Merkur hatte eine gute Abendsichtbarkeit, und ich konnte ihn zusammen mit dem gerade noch kompletten
Wintersechseck ablichten - Rigel verschwindet Mitte-links unten gleich hinter den Bäumen, und Merkur
ist unten rechts zu erkennen:
Ich hatte mir eine Reihe von Doppelsternen vorgenommen. Ihre Trennung ist allgemein umso schwieriger, je
enger sie zusammenstehen, und je größer die jeweilige Helligkeitsdifferenz ist. Zudem spielt dabei das Maß
an Luftunruhe ("Seeing") eine große Rolle.
Hier eine Übersicht der Objekte, die ich im Spektiv bei Vergrößerungen bis 110-fach aufgesucht habe -
mit allgemeinen Daten sowie meinem Eindruck am Okular:
Objekt | Helligkeiten | Abstand | Eindrücke aus dieser Nacht |
---|---|---|---|
Struve 644 | 7,0 + 6,8 mag | 1,6" | im Fuhrmann, Spektr. B2,K3; Farben ! - als "länglicher Stern" mit oranger u. blauer Hälfte |
Epsilon Hya | 3,4 + 6,9 mag | 3,0" | schwierig, aber zu trennen - viel schwächeres Sternchen blickweise erkennbar |
38 Lyn | 3,9 + 6,2 mag | 2,7" | nicht leicht, aber klar getennt |
Iota Leo | 4,0 + 6,2 mag | 2,2" | bei 110x sehr harte Nuss, vermutlich blickweise getrennt -- bin nicht ganz sicher |
88 Leo | 6,3 + 9,1 mag | 15" | Spektren F7, K6 - mit Farbkontrast, hab den Begleiter als etwas oranger gesehen |
90 Leo | 6,3 + 7,3 mag | 3,5" | bei 110x klar zu trennen |
Gamma Vir | 3,5 + 3,5 mag | 3,1" | Porrima, bekannter Doppelstern; sehr schön -- Abstand derzeit wachsend |
Struve 1825 | 6,5 + 8,2 mag | 4,4" | im Bootes, nur ein Grad nördlich v. Arktur; gut getrennt |
Pi Boo | 4,9 + 5,8 mag | 5,5" | einfach, schöner Doppelstern |
Xi Boo | 4,7 + 6,9 mag | 5,0" | Spektr. G8,K4; leicht zu trennen, Farbkontrast erkennbar |
Epsilon Boo | 2,5 + 4,9 mag | 2,9" | Izar, Spektr. K0,A2; bei 110x gut getrennt, wunderbarer Farbkontrast orange-bläulich |
Mu Boo B | 7,0 + 7,6 mag | 2,2" | B-Komponente von Mehrfachstern Alkalurops: gut zu trennen |
Zeta CrB | 5,0 + 6,0 mag | 6,3" | leicht zu trennen, genauso wie nebenan Hauptkomponenten v. Struve 1964 |
... habe ich noch einige klassische Deep-Objekte eingestellt. Mit dem Zoom-Okular und einem
1,6-fach Extender kann ich die Vergrößerung zwischen 48- und 110-fach verändern, ohne den Extender
liegt der Spielraum zwischen es 30- und 70-fach. Die offenen Sternhaufen M35 und M37 kamen bei dem
klaren Landhimmel schön rüber, genauso wie auch M67. Unter den Galaxien stellte ich das Leo-Triplett,
NGC 2683 und die Nadel NGC 4565 ein - war alles gut zu erkennen.
Im März hatte ich das Spektiv schon einmal zum Taubenberg mitgenommen, da waren auch Ralph und Stathis
mit am Platz. Damals konnten wir den Kugelhaufen M3 mit indirektem Sehen schon schön in eine Vielzahl
von Puderzucker-Sternchen auflösen. Das war hier in Geltendorf schon am Limit, der Himmel kam an die
damalige Nacht nicht ganz heran - ich denke auch vom Seeing her. Den Puderzucker-Eindruck bekam ich
diesmal dafür bei M13, der hat ja auch etwas hellere Einzelsterne - sehr schön.
Gegen 23:30 hab ich dann eingepackt, um den Zug kurz nach zwölf zurück in die Stadt zu erwischen.
Ein schöner Beobachtungsabend !