Meist im Nebel auf der Emberger Alm
Donnerstag, den 7.Oktober, bis Sonntag, den 10. Oktober 2021
Es stand das nunmehr 37. ITT auf dem Programm, zum 26. Mal in Folge auf der Emberger Alm. Die Wetterpronose
war dieses Mal von vornherein nicht gut, gerade mal der Nacht Samstag/Sonntag wurden noch ganz gute Chancen
eingeräumt. Wobei der Nebel - wie hier schon oft erlebt - die große Unbekannte war: Würde er die Emberger Alm
dieses Mal einhüllen, oder uns doch ein paar klare Stunden lassen ?
Haley und Gabi waren bereits seit Mittwoch auf der Alm, er hatte in der ersten Nacht "trotz des schlechten Wetters
gewohnheitsmäßig bis etwa 03:00 ausgeharrt, es rieselte aber nur leise der Schnee." Der große Schwung von uns
reiste wie gewohnt am Donnerstag an: Marine nahm Caro mit, ich hatte Johannes dabei und Michael kam abends
noch dazu. Da es laut Prognosen zum Felbertauerntunnel hin auch schneien könnte, bin ich diesmal hin über die
Tauernautobahn gefahren.
Anfangs waren wir an unserem Stammplatz auf den Westlichen Wiesen ganz unter uns, ohne unsere traditionellen
Nachbarn - mei, die sehr durchwachsenen Aussichten hatten halt so manchen abgeschreckt. Wobei Stefan ja schon
am letzten Wochenende gekommen war, und auch eine gute Nacht erwischt hatte; danach hatte er noch tagelang bei
trübem Regenwetter oben ausgeharrt, bis es ihm letztlich doch zuviel wurde und er heimfuhr. Etwas höher auf den
Wiesen platziert dann vertraute Gesichter: Stathis und Volker waren wieder mit dabei. Und schließlich hatte sich
auch Manfred noch entschieden zu kommen, und komplettierte am Freitag unsere Münchener Runde.
An Manfred's 6-Zoll Bino
v.l. Johannes,Stathis,Manfred,Caro, Marine,Michael und Ben
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Johannes am 16-Zöller (Bild: Christoph Ries)
Am Samstag Nachmittag
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Haley hatte wieder seinen 16-Zoll "Hodor" im Gepäck, während Marine dem an der VSW gebauten 13-Zoll Dobson
die ersten hochalpinen Photonen spendieren wollte. Zudem brachten Manfred seinen 6-Zoll Bino, und ich meinen
9,5-Zoll "Fünfling" mit auf die Alm. Die erste Nacht auf Freitag sollte es aber noch nichts zu sehen geben - Haley
notiert: "Zum Abendessen klumpte die Sternwarten und Spiegelschleifgruppe auf 2 Tischen zusammen. Es war
tatsächlich mal wieder wie früher, wegen des bedeckten Himmels setzte kein plötzlicher Aufbruch ein und es
wurde bis ca 00:40 geratscht. Ich blieb dann noch bis 02:20 auf und der Himmel blieb dauerhaft bedeckt."
Freitag
So galt es am Freitag, die Gefahr eines "Null-ITT" frühzeitig abzuwenden: Das wurde gegen Mittag sichergestellt,
Haley berichtet: "Vor dem Abmarsch zur Wanderung kommt tatsächlich die Sonne heraus! Immerhin war ich schlau
genug, die Teile vom Hodor und die EQ für das PST schon draußen aufzustellen, somit ist das PST schnell einsatz-
bereit und durch Wolken zeichnet der Sonnenball mit einem auffälligen, fetten Fleck, in kurzen, klareren Momenten
sogar mit etwas Aktivität und einem Hauch von mehreren Protuberanzen. Fast alle können an dem Anblick
partizipieren ..."
Haley und Gabi (Bild: Christoph Ries)
An der Wanderung hab ich dann bis kurz vor der Oberberger Alm teilgenommen, um schließlich mit Gabi zurück-
zugehen; während Caro, Haley, Johannes, Marine und Michi noch eine größere Tour über den Knoten und die
Hohe Grände unternommen haben.
Am Abend treffen wir uns wieder bei Sattlegger, und Haley weiß zu berichten:" ... und alle versammeln sich
wieder in der Alm und die Knurrmägen werden gefüllt. Heute freue ich mich besonders auf die Gulaschsuppe, mmh.
Schließlich war die Tour 7h lang. Beim Abendessen hat sich wieder eine schöne Truppe kristallisiert, neben der
Belegung der Hanser Hütte, kommen noch Stathis, Rüdiger, Bernhard vom Schleifkurs und schließlich sogar der
Frank dazu, der am Abend ebenfalls eingetroffen ist und seinen 36Zöller dabei hat."
Später lockert der Himmel deutlich auf, Haley fährt fort:
"Endlich klart es mal auf! Um 23:40 hat es so viele Lücken, daß sich der kleine Spaziergang zu den Kaeffzetts lohnt.
Vor der Tür wird Papilio gezückt. Trotz bescheidener Adaption locken M31, Epsilon Lyrae und das winzige Jupiter-
scheibchen nebst Monden. Also schon mal keine Nullnacht mehr. Oben bleibt mein Kram weitgehend verpackt, für
die Lücken reicht der Papilio ... Beim Manfred gibts im Bino M31 zu sehen. Der ist superextrem kompaktschrill mit
M32 und 205 in einem Gesichtsfeld. Dafür sind solche Geräte ideal. Absoluter Wahnsinn, auch die Staubbänder von
Andromeda. In den Lücken ist die Durchsicht exquisit, die „Wurst“ vom nördlichen Kohlensack bis zum Pol zeichnet
durchaus üppig. Meist hats 3/8 bis 7/8 Stratocumulus. Im Papilio gucke ich fleißig Plejaden, M33, M34, M36, M37
und M38. Hyaden sind auch schön. In Manfreds Bino gabs die Plejaden, die sind derb diamantig und knallig. M1
wurde uns noch präsentiert, ein sehr deftiges, knuffiges Wölkchen, das hat sich richtig gelohnt. Ben und Carolin
können noch 7789 abgreifen, dann wölkt es wieder so stark, daß Manfred seine Kiste abbaut. 7789 im Papilio ist
sehr grenzwertig, daheim hat das schon mal geklappt. Im kleinen Glas kann ich noch h und Chi bestaunen. Schnell
zerstreut sich die kleine Gruppe."
Ja, sehr schöne Eindrücke in Manfred's Bino ! Wir hatten sehr wechselhaften Himmel mit wandernden Wolkenlücken,
sodass bei Bedarf schnelles Schwenken des Fernrohrs gefragt war.
Samstag: Wanderungen ...
Ich hab wie tags zuvor eine kleinere Wanderung bis kurz vor die Oberberger Alm gemacht, und traf dabei Johannes,
der noch weiter bis zum Ochsentörl hochgestiegen ist. Wogegen Caro, Frank, Manfred, Marine, Rüdiger und Stathis
viel sportlicher unterwegs waren: Sie unternahmen eine längere Tour zum Einsee, Stathis schreibt dazu:
"Für mich war es schön, all die Leute wieder zu treffen. Highlight war ein Traillauf zum Wasserfall und die
obligatorische Wanderung mit den Münchenern zum Einsee. ... Die Mädels heldinnenhaft und unerschrocken
sind in den eisigen See gesprungen, ich nicht mal mit dem großen Zeh, brrrrr." -
Am Einsee
v.l. Frank, Stathis, Caro, Manfred, Rüdiger u. Marine
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Caro erfrischt sich
beide Bilder von Stathis Kafalis
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- nachzulesen mit Bildern auch als Stathis Rückmeldung zu dem ITT-Bericht von Christian aus Wien. Christian war
schon das Wochenende zuvor auf die Alm gekommen, und konnte einerseits nur berichten: "Allein das Wetter spielt
nicht mit und der Himmel ist seit 5 Tagen total zu mit dichten Wolken und als Draufgabe auch noch Regen und
Schneefall." Andererseits aber auch: "Dennoch ist die Laune tagsüber und beim Abendessen bei allen gut und
die spannenden Gespräche und Erfahrungsaustausche kompensieren - ein wenig zumindest - die nicht
existenten Beobachtungsnächte."
... und der Verlauf des Abends
Am Samstag Nachmittag zeigten sich immer größere Lücken am Himmel, sodass Hoffnung auf zumindest ein paar
klare Stunden aufkeimte. Wie Haley und ich den Abend erlebt haben, dazu im Folgenden ein chronologischer
Bericht mit mehrmaligem Wechsel zwischen unseren Perspektiven - bisserl so wie die Schaltkonferenzen
während eines Bundesliga-Spieltags ;-):
Zuerst Haley:"Höhepunkt des Nachmittags ist das Rollout von Franks 36Zöller 'Gustl', der auf dem alten Standplatz
von Wolfis Stand positioniert wird. Das ist schon äußerst beeindruckend. Es ist jetzt nur noch gering bewölkt. Schnell
ist der Klampfer von Neugierigen umlagert und sogar Timm ist da, der ist sogar schon ein paar Tage vor Ort, wir haben
uns bloß nicht gesehen, weil er meist im Fichtenheim weilt."
Am 36-Zöller: Aufbau durch Frank ...
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... und später in der Dämmerung (Bild: Stathis Kafalis)
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Ja, ich war auch sehr gespannt auf Frank's "Dicken". Als ich zum unteren Platz kam, war Frank bereits am Aufbauen.
Wirklich ein sehr eindrucksvolles Gerät ! Unter den Umstehenden traf ich nicht nur Haley und Gabi, sondern auch
Günter aus Wien, Matthias aus Köln und Timm.
Nach interessantem Ratsch in der Runde schloss ich mich Timm an, um ihn zu seinem tollen 28-Zöller am Fichtenheim
zu begleiten. Da gab es ein launiges Wiedersehen mit Gerd von den Backnangern: Die hatten ja schon in den frühen
90ern ihren -damals riesigen- 30-Zöller zum ITT am Dobratsch ausgeführt; der stand damals oben am P10, Julius
war da intensiv zugange - mei, Nostalgie ;-)
Timm an seinem Leichtbau 28-Zoll Dobson
Haley war wieder oben: "Noch vor dem Abendessen will ich Hodor ganz aufbauen, solang es hell ist. Grund ist auch
die Konstellation Mond und Venus, die sich vorab schon in Ingos Refraktor kurz bestaunen läßt und verlockend tief
am Westhorizont steht. Da ist es 17:30 und es ist jetzt klar und schon mal keine Nullnacht mehr. Hodor ist am Start,
rasch justiert und rein mit dem 21er Ethos. Eine stark wabernde fast Halbvenus zeichnet, ganz nett. Die schmale,
zarte Mondsichel ist sehr schön und paßt ganz ins Gesichtsfeld."
16-Zoll "Hodor" mit Blick auf die Emberger Alm
v.l. Haley und Gabi
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Aufbau des 13-Zöllers
v.l. Marine und Gabi
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Auch ich machte mich schließlich auf, wieder zu unseren Wiesen aufzusteigen; Hodor war oben bereits startklar.
Ich war dabei, als Marine den 13-Zöller aufbaute, und freute mich gleichermaßen darauf, ihn in Aktion zu sehen.
Für 19:00 war das Abendessen im Gasthaus angesagt; ursprünglich für 19:30 geplant hatten wir es wegen des
aufklarenden Himmels um eine halbe Stunde vorverlegen können. Ich hatte die Spechtelklamotten schon vorab
angezogen, um danach gleich startklar zu sein. Denn so gut das Essen, und so griabig der Ratsch am Tisch auch
war: Mich hat es schon bald wieder nach draußen gezogen. Niemand konnte sagen, wie lange die Bedingungen
so gut bleiben würden, es konnte auch wieder Nebel kommen.
Samstag abend: Es schaut vielversprechend aus ...
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... und anfangs ist es klar
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Am Hinterausgang empfing mich ein fast komplett klarer Himmel. Ich hatte aber die Lampe nicht dabei, so hab ich
mich im Dunkeln den kleinen Wiesenpfad zur Straße herunter getastet. Unten hab ich gleichmal ein Stimmungsbild
mit Sternenhimmel gemacht.
Erstmal gings zum Fichtenheim: Timm war bereits fleißig dabei, dem Publikum Astro-Schmankerl zu kredenzen.
Bei den folgenden Objekten war ich mit dabei, ich zitiere Timm: "Es folgten M51 mit wunderschönen Spiralarmen,
dann M101, ebenfalls mit Spirale, aber nicht so kontrastreich wie die Whirlpool-Galaxis. Die unglaublichen Details
im Cirrus und in der Knochenhand im OIII-Filter erzeugten ein lautes Schnaufen bei den Beobachtern." - entnommen
Timm's Bericht im Astrotreff. Ja, die "Knochenhand" kam wunderschön und detailreich rüber ! Schließlich meinte
jemand, dass Nebel aufzieht. Das klang nicht gut, ...
... und ich hab mich gleich rüber zum Frank aufgemacht: Um wenigstens noch bisserl was in dem riesigen Fernrohr
mitnehmen zu können. Es langte für mich dann gerade noch für ein Objekt bei klaren Bedingungen, dem Ringnebel
M57 bei kleinerer Vergrößerung. Indirekt blitzte der Zentralstern sofort auf, sehr schön ! Ja, und als Frank die höhere
Vergrößerung drin hatte, machte sich der Nebel bereits stark bemerkbar. Bald darauf machte der Himmel praktisch
dicht, und blieb es für den Rest der Nacht. Wie schade !
Nachts im Nebel am "Gustl" (Bild: Stathis Kafalis)
Haley erwischte gerade noch den Ringnebel, ich gebe ihm für den Rest des Abends das Wort:
"Nach dem Essen zieht schon wieder Nebel herum! Die Luft ist kalt und klamm und feucht, wie in Ottendichl. Um den
36Zoll Gustl schwärmen noch Leute herum, Mathias, Bernhard, Ben, Ingo und einige, die ich nicht kenne. Ah, da kann
man noch M57 spechteln. Immerhin kriege ich den letzten Hauch des Ringnebels mit. Durch den Nebel wirkt er nur
noch, wie im Zehnzöller, welche Verschwendung. Ich gehe wieder hoch zum Hodor. Es wuselt allenthalben auf der
Wiese, immer wieder blinzelt Jupiter durch den Nebel. Es ist furchtbar feucht, das Auto ist total zugereift. Wegen dem
Jupiter wird kurz Wilhelmine aktiviert, eine schöne Scheibe mit Monden, sehr unspektakulär, aber immerhin. Bevor das
Klampferchen zureift wird es schnell wieder weggepackt. Wir hocken noch ca eine Stunde im Nebel herum, na dann
wird halt geratscht. Weil es richtig kalt ist, betten wir uns um in die Alm, mei gibts halt nochmal Jagatee, ein netter
Ausklang des Abends. Im Übrigen klart es nicht mehr auf. Gabi hält mit durch und der Abend endet um 02:20."
Ja, und am Sonntag ging es wieder heimwärts. Nach viel klarem Himmel in den 10er Jahren war die Spechtelausbeute
am diesjährigen ITT ziemlich bescheiden. Aber griabig wars auch wieder, ITT ist -seit über 30 Jahren- halt ITT ;-)
Zeitraffervideo von Michael
Michael hat zum ITT 2021 ein Zeitraffervideo erstellt,
auf dem gut zu erkennen ist, dass der Himmel in den beiden
letzten Nächten auch klare Momente hatte.
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