Großartiger Himmel am Sölkpass

Die beiden Nächte Dienstag/Mittwoch 6./7., und Mittwoch/Donnerstag, 7./8.Juli 2021

Mit Ralph Muth.

Ralph und ich hatten schon länger mal wieder mit dem Gedanken an eine gemeinsame Beobachtung in den
Bergen gespielt, gerne auch für zwei Nächte in den Zentralalpen. Schon die Woche zuvor zeichnete sich eine
günstige Wetterlage für den Osten und Süden Österreichs ab, und ich konnte kurzfristig ein paar Tage
innerhalb der Woche freinehmen. Bei uns daheim sah das Wetter schlechter aus, sonst hätten wir uns wohl
mit einer heimischen Nacht in den Bayerischen Alpen beschieden - die bequemere Variante. So aber gab es
keine "Ausreden" mehr ;-)

Am besten sahen die Vorhersagen für Kärnten aus. Wir aber entschieden uns für ein neues Ziel, das wir
bereits länger im Hinterkopf haben: Den Sölkpass, ein potentiell sehr dunkler Standort auf fast 1800 Metern
Höhe, schon relativ weit östlich gelegen. Er verbindet das Enns- mit dem Murtal, direkt über den Alpen-
hauptkamm, der hier in den "Niederen Tauern" aber nur noch auf gut 2500 Meter Höhe kommt - und nach
Osten immer niedriger wird. Keine größeren Orte in der Nähe, und das Gebiet liegt - zumindest im Sommer -
weit abseits der großen Touristenströme. Die Wetteraussichten sahen auch dort vielversprechend aus, wir
rechneten uns schon einiges an klarem Himmel aus.

Ralph ist bei mir mitgefahren, wir hatten meinen 9,5-Zoll "Fünfling" und mehrere Feldstecher an Bord.
Wir wollten jeweils draußen im Schlafsack übernachten, bedeutet wieder zwei eher "archaische" Tage ;-)
Große Teile des Berichtes habe ich dieses Mal aus den Aufzeichnungen von Ralph übernommen, das ist
jeweils durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Ich gebe Ralph gleich mal das Wort:

"Bis auf einen Stau bei Oberhaching läuft die Fahrt zügig und glatt. Am Inntal kommt der Großvenediger
in Sicht, dann begegnet uns der zackige Hochkönig und der massive Dachstein. Der Sölkpass liegt in der
Nähe einer Wetterkampfzone, es ist nicht ganz sicher, was sich ergeben wird. Bald fahren wir durch das
großartige, stark bewaldete Sölktal. Die Nordseite des Zentralkammes, der hier noch 2599m am Knallstein
erreicht, ist schroff und sehr majestätisch anzuschauen. In St. Nikolai hat Ben eine Wirtschaft ausgemacht
.. [Einkehr, schmatz] .. Wir haben viel Zeit und erkunden den Pass, dann fahren wir zu einer Kehre auf der
Nordseite, mit großem Blick auf das Tal, und dem leuchtend grün mit Farn und Erlen bewachsenen steilen
Abhang an der Kehre."

An der Kehre auf der Nordseite

An der Südseite

Pausebank nahe am Sölkpass (1790m) - Bild: Ralph Muth


Wo stellen wir uns hin ?

Zur Platzsuche meint Ralph: "Zuerst versuchen wir uns in einer kleinen Parkbucht, 100m tiefer, südlich unter
dem Pass zu platzieren, um dem starken Südwind am Pass auszuweichen. Der Platz ist eng, aber sehr hübsch
gelegen. Die Raben machen übermütige und artistische Flugspiele. Im Abendlicht wirken die charakteristischen,
kleinen Zirbengruppen am Abhang besonders urig und plastisch. Auf der Westseite identifizieren Ben und ich die
Berggipfel ... Doch da sehen wir etwas entfernt eine kleine Gruppe Kühe, die sich gemächlich und unterwegs
beiläufig grasend, zielsicher auf uns zu bewegen. Bald bedrängen uns ultimativ neugierige und sehr gesellige
Kühe. Ich habe gelernt, dass Kühe gefährlich sind, und darin nur vom Grizzly und der Schwarzen Witwe
übertroffen werden. Also weichen wir letztlich doch aus ..."

Der 9,5-Zoll "Fünfling" wäre ja bereit gestanden; ...

... so sind wir aber dem neugierigen Besuch gewichen

Also wieder hoch, Ralph fährt fort: "Oben am Pass, an einer Bank, sind wir ungestört, aber auch einer deftigen
Brise ausgesetzt. Wir treffen hier Marvin aus Bocholt, der seinen 8-Zöller zum fotografieren vorbereitet. Das gute
Wetter hatte viele Ausflügler und Motoradfahrer angezogen, die inzwischen fast alle wieder verschwunden sind.
Die Schönwetterwolken sind nahezu aufgelöst, das sieht gut aus! Mit dem 6x15 schaue ich mir die Grasberge
weiter im Süden an ... An einer Stelle sind weit im Süden sogar die steilen Kalkberge der Karnischen Alpen
zu erkennen, möglicherweise ist der slowenische Grintovec mit 2558m dabei."


Erste Nacht

"Nun, ganz langsam wird es dunkel. Ich bin sehr gespannt auf die Milchstraße, für die ich mich besonders
interessiere. Das Wetter ist gut, aber es gibt einige Wolkenschleier. Die Milchstraße kommt zum Vorschein,
sie verläuft groß und ausgedehnt fast parallell zum Abhang der 2277m hohen Hornspitz, welche sich mächtig
über unserem Beobachtungsplatz auftürmt. Ich achte besonders auf den Dunkelnebel 'Das Tänzelnde Pferd'
oder 'Dark Horse' im Ophiuchus, um das mit der letzten, grandiosen Nacht in Münchner Vorland zu vergleichen;
das kann bis in die tiefe Dämmerung in der Sichtbarkeit für das bloße Auge mithalten, doch dann kommt der
dunkle Standort hier so richtig zum tragen. Jetzt muss ich nicht mehr nach den einzelnen Gliedern des tänzelnden
Pferdes suchen, sondern kann diese sofort und auf einmal wahrnehmen."

Gleißende Milchstraße am Sommerhimmel (Bild: Ralph Muth)

"Im Süden ist eine leichte Aufhellung in der Villacher Richtung zu sehen, die aber gering ist. Die Milchstraße ist
jetzt über die ganze Erstreckung mehr als gewohnt strukturiert. Die Schwanwolke wirkt leuchtkräftig, Ben weist
auf den Glanz der Schildwolke und des Zentrums der Milchstraße hin. Er sieht diese als grünlich. Ich selbst sehe
keine Farbe. Mit fällt auf, wie weit und unabhängig das Milchtraßenzentrum über dem Horizont schwebt. Das
hängt vor allem damit zusammen, dass es nicht durch Lichtglocken von unten bedrängt wird. Und es hilft auch,
dass wir hier auf 47,2 Grad Nord noch einen kleinen Tick weiter südlich sind.

Ich finde, dass der Himmel nicht schwarz, sondern grau ist, da war meine Erwartungshaltung etwas zu hoch. Ben
stuft die Milchstraße und die Dunkelheit des Himmels als das Beste oder mindestens gleichwertig mit anderen
'besten' Alpenstandorten ein, die er bisher besucht hat. Ich mache mit dem 15x60 Fernglas einen Spaziergang.
Besonders die Milchstraße im Schwan ist sehr kontrastreich. Ich sehe den Cirrus-Nebelbogen mit Knochenhand.
Bei 52 Cygni sehe ich den breiten Fächer von NGC 6960, der nach unten zum Horizont zeigt. Ich sehe nichts
vom westlichen, schmalen, spitzen Nebelteil von NGC6960. Um so schöner ist dieser in Ben's 5ling."

Sternwolken vom Adler bis zum Schützen (Bild: Ralph Muth)

"Großartig ist das Gewirr der Dunkelnebel um 37 Cygni, Sadr. Diese erscheinen im 15x60 als schwarz. Der
Nordamerikanebel ist leicht und bildfüllend. Die Abgrenzung zu den noch helleren, kleinen Milchstraßenwölkchen
westlich davon ist nicht so klar, 2 Dunkelnebel bilden eine nicht so starke Abtrennung. Weiter westlich schließen sich
runde und langgezogene Dunkelnebel an, die sich sehr kontrastreich absetzen. In diesen ist bisweilen kein Stern zu
entdecken. Die Dunkelheit des Standortes eröffnet hier große Möglichkeiten. Die Milchstraße erinnert jetzt an manche
etwas übertrieben strukturierte Zeichnung der Milchstraße, die die Milchstraße in viele kleine Wolken und Ausläufer
zerlegt. Die kann man bei schlechterem Himmel nicht sehen, hier aber schon.

Mit Marvin komme ich tiefer ins Gespräch, das ist auch angesichts meiner erheblichen Müdigkeit angenehm anregend.
Marvin hatte die Lichtverschmutzungskarten genau studiert und ist so zum ersten mal in den Bergen, und dann gleich
an einem so guten Standort, gelandet. Zeitweise haben wir im Norden Wolkenschleier. Mir fällt das daran auf, dass
plötzlich der eine oder andere Stern des Großen Wagens abgeschwächt ist und daran, dass der Himmel etwas heller
wirkt. Konturen der Schleier sind nicht auszumachen. Hier kommt eben doch noch etwas künstliches Licht zu den
Wolken. Später kommt Jupiter in Sicht. Mir fällt die große, dominierende Leuchtkraft auf. Jupiter wirkt wie Venus
an meinen mittelguten Standorten, das gefällt mir."

v.l. Ben und Ralph am Fernrohr (Bild: Ralph Muth)

Das sehe ich wie Ralph: Der Himmel war wirklich großartig, mit wunderbarer Milchstraße bei auffällig dunklem
Hintergrund ! Ich habe schon andere tolle Nächte in den Hochalpen erlebt, zumindest kann ich mich an keine
erinnern, wo die Milchstraße noch besser herausgekommen ist. Vermutlich spielt auch die allgemeine Situation
wegen Corona und dem damit verbundenen reduzierten Flugverkehr eine Rolle: Wir hatten seit letztem Jahr ja
ungewöhnlich viele gute Nächte !

Ich zeigte Marvin am Fünfling einige der klassischen Highlights: M13 machte sich für die Öffnung ganz prächtig,
desgleichen auch der Cirrusnebel und h+Chi im Perseus. Zudem war ich längere Zeit in der südlichen Milchstraße
unterwegs: Großartig M22 und M8, wie auch M17 und M16 - mit OIII-Filter trat das zentrale, dunklere 'v' der
'Starqueen' deutlich hervor. Schön auch die Kugelhaufen M5 und M92, der Ringnebel M57, der Crescentnebel
NGC 6888 sowie das Paar NGC 6939/NGC 6946; bei NGC 6946 konnte ich den zentralen Spiralarm erkennen.
Immer wieder habe ich auch den Feldstecher zur Hand genommen, um einfach in der Milchstraße zu stöbern -
oder den tollen Himmel mit bloßen Augen zu genießen.

Von M13 wechselte ich hinüber zu den zwei rund 400 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen Abell
2197 und Abell 2199, nicht weit von M13 entfernt. Gut zu erkennen die kleine Ellipse von des Blazars NGC
6146, sowie NGC 6173 und NGC 6166; bei letzterer Riesenellipse konnte ich nebenan auch NGC 6158 sehen.

Ralph's Überlegungen zur Milchstraße

"Ich habe den Eindruck, dass der nach Ophiuchus abzweigende, auffällig hell leuchtende Milchstraßenarm eine
schwache Fortsetzung über die große Dunkelwolke im Ophiuchus haben könnte. Auch vermute ich sehr schwach
etwas Milchstraße über den Scheren des Skorpions. Letztlich kann ich das nicht klar entscheiden. Hier ist es auf-
schlussreich sich das tiefe Milchstraßenpanorama des Gaia-Satelliten anzuschauen. Es zeigt, dass in diesen
Bereichen die Milchstraße noch sehr präsent ist. Es zeigt auch, wie die Dunkelwolken im Ophiuchus vom Adler
über Antares zum tänzelnden Pferd miteinander über Filamente verbunden sind ... Auf meinen kontrastverstärkten
Stacks mit dem 7.5mm Fisheye aus dieser Nacht lassen sich die wesentlichen Teile dieser Dunkelnebel und deren
Verbindung untereinander auch nachvollziehen. Generell ringe ich noch um das Verständnis, welches Sternlicht
hier von den Armen oder den Bulge-Sternen stammen könnte. Allerdings sieht man, dass die Dunkelwolken recht
weit von der Milchstraßenebene entfernt noch auftreten. Das dürfte bedeuten, dass entprechend auch viele Sterne der
Armpopulation dort entstanden sind und zum Licht beitragen, welches sich mit dem Licht der Bulge-Sterne mischt."

"Auf meinen kontrastverstärkten Stacks ..." (Bild: Ralph Muth)

Ralph fährt fort:

"Um 6 Uhr ist es taghell und für mich die Nacht zu Ende. In der Nacht hat der Wind von Süd auf Nord gedreht.
Der kühle Nordwind weht Nebelschwaden heran, für eine ganze Weile bleibt die Sonne verdeckt. Die Bergpieper
sind ständig am singen, hohe, laute Pieplaute werden während der auffälligen Flüge laut und in schneller Folge
ausgestoßen. Ihr Gesang und der starke Wind dominiert die ganze Geräuschkulisse hier auf dem Pass. Keiner der
Vögel kommt nahe genug heran, um sie mit dem 6x15 genau identifizieren zu können."


Übertagen

So, nun galt es, den ganzen langen Tag zwischen den beiden Nächten irgendwie herumzukriegen ;-). Das kennt so
mancher Beobachter: Von der Vornacht übermüdet hat man nicht die Energie, groß etwas zu unternehmen, zumal
es ja noch eine weitere schlafarme Nacht unter freiem Himmel geben dürfte. Da bot sich ein geruhsamer Tag an,
am besten mit noch bisserl Schlaf an einem schattigen Fleckerl irgendwo in der Pampa.

Übertagen: Schöne Landschaft ...

... zwischen Sölkpass und Murtal (Bilder: Ralph Muth)

Wir unternahmen eine kleine Spritztour ins Tal nach Süden, grob in die Gegend zwischen Murau und Tamsweg.
Sehr schöne, ruhige Gegend, wäre gut für einen entspannten Urlaub geeignet ! Dabei haben wir uns auch ein paar
Stunden in die Wiese gelegt, und außerdem zwei verschiedene Gasthäuser zur Stärkung aufgesucht. Zur Erfrischung
hab ich auch mal kurz in einem Wildbach gebadet. Und denkwürdig folgende Geschichte: Als ich mein orangefarbenes
Auto nahe an einem kleinen See abstellte, wurde es sofort von einem Schwarm Bremsen überfallen. Wir vermuten,
dass die das Auto für eine Kuh gehalten haben, die eine saftige Portion Blut zum saugen versprach.

Ein kurzer Blick auf die Wetterseiten sagte eine erhöhte Regenwahrscheinlichkeit für den frühen Abend voraus,
danach aber wohl klaren Himmel. Ein Trip zu den Nockbergen rüber wäre vom Wetter sicherer, wir wollten es
hier aber nochmal probieren !


Zweite Nacht

Ralph notiert:

"Wieder oben auf dem Pass ist nur der tiefe Süden frei von Wolken, und wir warten. Nach längerer Zeit fängt die
Wolkengrenze an sich nach Norden zu verschieben. Das sieht jetzt gut aus für die Nacht. Dann kommt Marvin, er hat
seine Freundin Verena mitgebracht, um ihr die Milchstraße zu zeigen. Ich erkläre den Erdschatten und auch was mich
an der Natur- und Sternbeobachtung so fasziniert. Ist es so doch möglich in einer solchen Nacht Vieles von dem, was
die Wissenschaft herausgefunden hat, mit dem eigenen Auge nachzuvollziehen, gar nicht zu reden von der Vielfalt der
ästhetischen Naturstimmungen und Eindrücke. Ben erklärt, wie es zu Tag und Nacht, zum Jahreslauf der Sternbilder
und zum Zodiakallicht kommt. Wir unterhalten uns weiter sehr angeregt. Der Wind allerdings weht so straff von Süd
durch den Windkanal des Passes, dass Ben den Fünfling gar nicht erst aufstellt. Es gibt immer wieder Wetterleuchten,
dem ich keinen Bedeutung beimesse."

Vor der zweiten Nacht: Blick nach Norden ...

... und Süden

Wieder eine tolle Nacht - eigene Eindrücke

Ja, die Durchsicht war zwar erneut hervorragend, aber bei dem Wind hab ich nur mit dem 8x42 Fernglas beobachtet.
Dazu bin ich den Hang etwa 20 Meter höher hinauf gestiegen, um dort eine bequeme und etwas windstillere Kuhle
zum Liegen zu finden: Wunderbare Eindrücke im Fernglas beim Streifzug entlang der Milchstraße, mit vielen hellen
und dunklen Strukturen; dazu mit einer sehr augenfälligen "Knochenhand", und auch Teilen des "Sturmvogels"
im Cirrusnebel. Genuss-Spechteln pur :)

Sehr eindrucksvoll auch die Spaziergänge zur Kapelle rüber und zurück: Mit den abschirmenden Bergen links und
rechts, und dazwischen eine ungewöhnlich gut konturierte Milchstraße im Kontrast zu einem ungewöhnlich dunklen
Himmelshintergrund ! Wie schon früher an der Bielerhöhe konnte ich auch hier das 7,1 mag helle Sternchen nahe am
Polarstern mit indirektem Sehen blickweise ausmachen.

Ralph schlief schon draußen im Schlafsack, als ich gegen 2:00 in meinen Schlafsack gekrochen bin. Es waren
einzelne Wolken aufgezogen, die sich ungewöhnlich dunkel vom Hintergrund abhoben; das kenne ich als Merkmal
für einen richtig dunklen Standort, da kommt von unten kaum Licht an die Wolken. Ich dachte aber noch: Ob das
schlechte Wetter jetzt wohl von Norden herein schwappt ? Bei der Müdigkeit kümmerte mich das aber nicht weiter,
und bald schlief ich auch. Ich wachte auf, als der Regen auf den Schlafsack prasselte. Das brachte mich allerdings
schnell wieder auf den Beine ...

Plötzlich liegen wir im Regen

Ich übergebe wieder an Ralph, er beschreibt die Situation sehr genau: "Mitten in der Nacht werde ich von Ben's
Rufen wach, es hat angefangen heftig zu regnen. Der Wind kommt jetzt aus Nord. Ich raffe so schnell es geht meine
Sachen zusammen und quetsche mich mit diesen in das praktische, aber kompakte Auto. Ich war zuvor zu faul gewesen
meine Biwaksäcke zu suchen und über den Schlafsack zu ziehen. So hatte ich keine andere Chance als die Flucht. Dann
fehlt mir meine Brille und die Lampe, ich schaue im Regen nach draußen, da liegt aber nichts. Dann bemerke ich, dass
ich auf dem Etui der Brille sitze. Auch die Lampe findet sich wieder ein. Da sitze ich mit Ben mit viel Adrenalin und
schlechten Aussichten für Schlaf in der Nacht. So würde eventuell die Heimfahrt mit zu zu großer Müdigkeit nicht
gelingen. Ich positioniere mich im Sitz quer und lege das Kissen an den Türpfosten zu und versuche zu dösen, in der
Hoffnung mich wieder abzuregen. Luft gibt es auch nicht viel, denn wenn man die Fenster aufmacht, regnet es herein.

Zu meinem Glück hört der Regen nach etwa 30 Minuten auf und einige Sterne sind zu sehen. Ich warte noch etwas und
lege dann meine Schlafsachen nach draußen und ziehe den Tyvek Selbstbaubiwaksack darüber. Dieser ist für einen
echten Regen für die lange Thermarest zu kurz und auch vom Material nicht ganz geeignet. Den anderen Biwaksack
suche ich nicht, denn mein Gepäck füllt die Stauräume vollständig aus, und ich müsste alles durchwühlen. Ben wechselt
auf den Beifahrersitz und und kippt diesen so weit möglich, er ist das Schlafen auf diese Weise gewohnt. Der Biwaksack
flattert im Wind an meinem Ohr, doch es kommt kein Regen und ich schlafe ein."

Am Morgen

Ralph erzählt:

"Um 5 Uhr wache ich unruhig wieder auf. Welches Insekt summt da unter meiner Matte, direkt an meinem Ohr, und
stört meine Ruhe? Ich hebe die Matte an und lasse das Untier entweichen. Doch was geschieht über mir? Hier fliegen
Insekten in dichter Folge und schnellem Flug gegen den Südwind an, offensichtlich, um auf die Südseite des Alpen-
hauptkammes zu kommen. Ich döse noch ein wenig, und höre den Bergpiepern und dem Wind zu. Die Recherche im
Internet ergibt, dass das eventuell eine Migration von Schwebfliegen gewesen sein könnte. Bei Gegenwind versuchen
diese nämlich möglichst dicht am Erdboden zu ziehen, wo die Windgeschwindigkeit kleiner als in der Höhe ist."

Es ist Zeit den schönen Platz und das kleine Abenteuer hinter sich zu lassen. Ben ist fit genug für's Fahren und bewegt
sein Auto mit Freude den Pass hinunter. Um um 12 Uhr Mittags kommen wir nach 270km Fahrstrecke zu Hause wieder
an."

Ja, schee wars - ein sehr interessanter Beobachtungstrip :)


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