Nach dem Abendessen taten sich erste Lücken am Himmel auf, und es ging es zu den "heiligen Spechtelgründen"
(Haley) hoch. Die Wolken und Zirren zogen sich zunehmend zurück, und die Nacht entwickelte sich vielversprechend.
In den dunkleren Himmelsbereichen dürfte die Grenzgröße später in der Gegend von fst= 7.0 mag gelegen haben; als M33
höher stand, konnte ich die Galaxie indirekt eindeutig ausmachen, am besten war der Himmel wie üblich gegen Westen
und Norden hin - da wo es in Richtung Kreuzeck-Gruppe kaum Licht gibt.
22:25 MESZ: Schlange am 24-Zoll "Kyklopas"v.l. Stathis, Caro, Saad und Johannes |
Das Sommerdreieck im WestenWechselndes Publikum auf den Wiesen |
Haley hatte seinen 16-Zoll Dobson "Hodor" dabei, und Manfred nahm wieder mal seinen 6" Bino-Refraktor mit. Und
gleich neben uns waren Stathis und Volker am legendären 24-Zöller "Kyklopas" zugange. Volker hat das Teil ja von
Stathis übernommen, zum Fernrohr selbst hier eine Info auf der Homepage von Stathis. Das war schon eine Sammlung
edler Geräte, ideal um unsere Leute - teils mit noch wenig Alpenhimmel-Erfahrung - mit tollen Eindrücken am Okular
zu verwöhnen. Da hab ich mich auch gleich dem gemeinschaftlichen Spechteln angeschlossen, und so blieb der Fünfling
für diese Nacht im Auto. Im Rahmen des Buffets war das ein Pendeln zwischen den verschiedenen Geräten, es bildeten
sich wechselnde Gruppen aus - mal lag der Schwerpunkt mehr auf Beobachten, mal mehr auf Ratschen - halt typisch
ungezwungenes "ITT-Flair" ;-) Ein munteres Treiben, zu dem sich nachts noch weitere Beobachter gesellten.
Manfred zeigte an seinem Bino einen schon strukturierten Mars mit markanter Polkappe. Sehr gut kam wie erwartet der
Andromedanebel M31, ein Paradeobjekt für große Feldstecher. Und dann hab ich mir das Gerät auch mal für eine kleine
Sternhaufentour in der Milchstraße geschnappt: Bei h+chi Persei konnte ich die fünf roten Überriesen bereits gut an ihrer
gelblicheren Farbe erkennen, ungewohnt für mich war dabei das Umdenken wegen des spiegelverkehrten Eindrucks am
Fernrohr. Und von hier eine Tour durch die Cassiopeia, an diversen sternreichen Haufen wie NGC 457 oder NGC 663
vorbei, bis zum tollen Puderzucker-Eindruck bei NGC 7789, mit dem Farbkontrast-Doppelstern WZ Cas in der Nähe.
Ein tolles Fernrohr, beidäugig beobachten hat sehr viel für sich !
Am 24-Zöller: Unter den Sternwolken im Schwan ...Ben am Okular |
... und mit Perseus und Mars (beide Bilder: Stathis Kafalis)Caro am Okular |
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand diesmal Kyklopas, und hier hat vor allem Stathis prächtige Astroschmankerl
kredenzt. Der Kugelhaufen M13 musste sein, eine funkelnde Krake voller Einzelsterne - großartig; die Galaxie NGC 6207
daneben zeigte Struktur. Dann ein guter Ringnebel M57, den Zentralstern hab ich indirekt blickweise aufblitzen sehen -
Stathis hat den Eindruck bestätigt. Wunderbar auch das "Epsilon" des Crescentnebels NGC 6888 mit OIII-Filter, "ist so
deutlich wie auf Bildern" (Johannes).
Genial gut der Cirrusnebel mit OIII-Filter, da waren alle begeistert - Johannes notiert:" der ist unverschämt schön. Besser
als jede Photographie. Der Sturmvogel sieht eher schlauchartig aus: überall feine Filamente, die äußeren hellen erwecken
diesen Eindruck." Haley ist nicht minder angetan: "Das artet zu einer Orgie aus, die allen Anwesenden Verzückung ins
Gesicht zaubert. Mit dem 21er Ethos werden hier alle Highlights in überbordender Pracht abgefahren. Kralle, die Knochen-
hand mit DNS Struktur, Pickerings Triangle stehen gleichzeitig zart und feist definiert im Okular. Dazu kommen noch
zarte Rauchschwaden von weiteren Strukturen zwischen den Hauptkomponenten. Ein epischer, terafeister Anblick.
Abschnallinger!!!!"
Und die Galaxien: Toll M31 mit den Staubbändern, und die Spirale von M33 mit etlichen Knoten. Sowie das 'Sandwich
hinter den Sternen', NGC 891 - Johannes schreibt dazu: "Man sieht ein deutliches Mottling in dem hellen Brötchen, aber
ich würde die eher als Tortillas bezeichnen, so dünn ist das Ganze. *Dieses* Sandwich würde wahrscheinlich zerbrechen,
griffe ich es an der Seite." Genauer haben wir uns auch NGC 7331 mit den umliegenden Galaxien sowie Stephan's Quintett
um NGC 7320 angesehen. Toll, wie einfach alle fünf Komponenten des Quintetts mit 24 Zoll sofort ins Auge fallen !
Und neben der hellen M81 konnte ich auch die benachbarte Zwerggalaxie Holmberg IX klar ausmachen.
Bild: Stathis Kafalis
Johannes ergänzt: "Carolin lernt den Umgang mit diesem Fernrohr. Natürlich hat es ihr Caroline's Haystack [NGC 7789]
besonders angetan, immer schön. Sie stellt ihn sogar mehrmals ein, um in Übung zu kommen. Im Feldstecher auch schon
sehr deutlich - bin halt nicht in der Stadt". Johannes hatte sich zur Beobachtung mit dem Feldstecher ins Gras gelegt, und
kam zur Erkenntnis:" Was eigene Gefahren mit sich bringt: der am Boden Liegende sollte sich deutlicher kennzeichnen,
etwa mit Ketten dunkler Rotlicht-LEDs. Aber dann sähe man ja fast aus wie ein Balrog."
Das klassische ITT-Highlight am Morgenhimmel ist natürlich der Orionnebel M42: Mit Kyklopas auch in noch recht
tiefer Position wunderbar, sehr strukturiert, hohe Flächenhelligkeit, intensive Farben - türkis oder rostrot je nach Areal.
Egal wie oft ich ihn schon beobachtet habe, er wird mir nie langweilig - 'a spectacle unequalled anywhere else in the sky'
wie schon Burnham schrieb; eine Einschätzung, die ich von unserem Südafrikatrip her auch so teile, als M42 im direkten
Vergleich mit dem Eta-Carinae- und dem Tarantelnebel für mich auch die Nase vorne hatte.
Nach und nach haben sich Johannes, Caro und Saad in die Hütte zurück gezogen, dafür aber Irmi und Joe zu uns gesellt.
Sie waren auch dabei, als der Pferdekopfnebel B33 eingestellt wurde. Über das, was am Okular zu erkennen war, wurde
munter diskutiert, Hinweise gegeben - für mich war die Einbuchtung deutlich auszumachen.
Der 16-Zoll Hodor (links) und das 6-Zoll Bino (rechts) |
2:42 MESZ: v.l. Stefan, Günter und Haley am 16-Zöller |
Wie schreibt Haley: "Die VSWler halten sich größtenteils eh beim Kyklopas auf, da bleibe ich mit Hodor meist allein,
nur Ingo spechtelt derzeit mit." Ja, das galt auch für mich, daher habe ich die meisten der Objekte aus Haley's Bericht
gar nicht am Fernrohr mitbekommen. Bei einem der tollen Marse war ich aber dabei, Haley notiert: "Nun Mars: Gleich
mal im 6er Ethos. Der hat schon gut Potential, das Seeing dürfte schon bei knapp über 1“ gelegen haben. Sinus Meridianii
kommt voll preßfeist rüber, dazu Chryse Planitia und die extrem cremige, strahlend helle südliche Polkappe. Auch wieder
dabei, die blauweißen Dunst- und Frostschleier angrenzend nahe dem nördlichen Pol, der im Schatten liegt. Auf dem Mars
bin ich länger geblieben, waren ja auch genug Interessenten da, um mit zu spechteln."
Und bei diesem Objekt war ich wie immer gerne dabei - Haley: "Nun 891, der ist recht knackig, schon kameldornschrill
mit dem üblichen, handgefrästem Staubstreifen." Er fährt fort: "Dann landen wir wieder beim Mars. Die Caro übernimmt
kurz den Hodor, die wollte den Wüstenplaneten auch im Dicken sehen. Caros Trip endet bei den Plejaden, die strahlen
blendend gleißend und mit markantem Meropenebel, der ist schon recht knackig."
Die Nacht war auch nicht ganz trocken, und die Katze über den ganzen Platz gut zu vernehmen: "Nach einer Ratschpause
und dem Besuch einer Katze, die maunzelnd Schmus begehrt, ist das 13er Ethos beschlagen. Das mit der Katze war niedlich,
hat irgendwie den Abend noch versüßt. Während das 13er im Auto trocknet, wird also das 20er Nagler ausgepackt, darin
erscheint ein knuffiger M1, der im 6er Ethos näher beäugt wird und richtig gut kommt, sogar gemottelt mit Ansätzen
der verwobenen Innenstruktur. M33, ein deftiger, kontrastreicher Anblick, schön spiralig, 604 knallt richtig."
Ich hab dann irgendwann kurz vor vier Uhr Schluss gemacht, und war nicht mehr dabei, als Haley am Ende den besten
Mars der Nacht im Okular hatte:" Das Schlußhighlight ist ein letzter Blick zum Mars heute. Er kulminiert und steht klar und
scharf wie ausgestochen drin. Im UHC ist der Anblick durch etwas Dämpfung und eigentlich wunderschöne Farbgebung
kubikgeil! Vielleicht einer der besten Anblicke seit Urzeiten, auf jeden Fall seit 2003. Der Planet hat sich auch weitergedreht,
Sinus Meridianii ist auf der Nachtseite, Chryse Planitia schon im Westen, nun dominiert die Gegend um Solis Lacus. Extrem
markant sind zwei dunkle Einbuchtungen, die wie Canyons oder Fjorde in das helle Umland hineinragen. Eine davon bildet
das Innere von Solis Lacus. Zudem erscheint auch Chryse und der helle Teil im Norden, der schon zum Tharsis Hochland
gehört, teilweise mit zarten Feinstrukturen verziert, die aber doch vage bleiben. Die Polkappe ist extrem markant und
blendend weiß, ihr Rand leicht unruhig. Ich gehe hoch bis zum 4.8er, das geht bei dem Seeing problemlos. Da werden
nochmal Maßkrüge ergriffen. Nach dieser tollen Spechtelnacht ist es fast 05 Uhr, bis ich im Bettchen lande."
Freitag nachmittag: Mit Körben voller Pfifferlingev.l. Haley, Gabi, Stefan und Günter |
Beim Studium des Interstellarum Deep Sky Atlasv.l. Johannes, Saad und Caro |
Über dem Nebel (Bild: Stathis Kafalis)v.l. Johannes, Caro, Saad, Marine und Ben |
Die glorreichen Sieben ...... stellen sich der alpinen Herausforderung ;-) |
Im AufstiegAn dieser Stelle wurden Sicherungen angebracht |
Auf der Hochtristen (2535 m)v.l. Ben, Caro, Manfred, Johannes, Stathis, Saad (vorne), Marine und Haley |
Blick vom Gipfel nach Südenv.l. Stathis, Marine, Christian und Haley |
Beginnender Abstiegv.l. Manfred, Stathis, Caro, Christian und Johannes |
Der Einsee vor der Grafischen Tristen (2553 m) |
Im kühlen Nass: Saad ... |
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... und Marine |
"Es ist schon nach Mitternacht, als ich meinen nächtlichen Ausflug zur MABS mache. Oh, es locken ein paar Sternchen.
Ich gehe an der Hanser Hütte vorbei, aber da ist alles still, anscheinend schlafen alle. Die Lücken werden größer, aber
wieder spechtelt keiner, kommt schon unerwartet. Ich genieße im Stuhl die Stimmung und schließlich wird doch der
Papilio aktiviert, damit diese 3. Nacht keine Nullnacht wird. Da wird der tiefstehende M13 kurz abgecheckt und M92
zeichnet auch als zartes Bällchen. M31 und M33 sind sogar richtig feist, dazu h und Chi, nett die Glitzerdiamanten.
Plejaden sind ideal für das kleine Glas. Es ist gerade fast wolkenlos. Ich schreibe mal der Marine eine Mail, weil ich
in der Hanser Hütte keine Panik auslösen will, zumindest sollte ein Versuch der Kontaktaufnahme gemacht sein. Marine
war noch am aufgedrehtesten und ihr war vorhin nicht nach schlafen. Schon werden die Wolken wieder dichter, so solls
das für heute gewesen sein. Aber diese Nacht konnte ich noch nutzen, das ist doch schön. Heia ist um 02:00 herum."
v.l: Haley, Marine, Saad, Ben, Manfred, Stathis (vorne), Johannes und Caro.
Rückfahrt: Pasterze-Gletscher und der Johannisberg drüber
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Mittagessen auf der Edelweißspitze
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