Bei mir kamen wohl gut drei Stunden zustande, schön gemütlich in milder Nacht im Schlafsack auf der weichen
Matte. Ralph hat mich gegen 2:00 geweckt, und schon bald darauf hielt ein Auto bei uns an. Es war Markus, den
Ralph genau über unseren Standort informiert hatte.
Tief im Norden fiel der helle Fuhrmann-Hauptstern Kapella sofort ins Auge. Er steht so nördlich, dass er auch in
Südbayern gar nicht mehr untergeht. Und nicht weit links war auch der 2 mag helle Menkalinan gut zu erkennen.
Der Komet stand in der Verlängerung der Verbindung Kapella - Menkalinan, etwas unterhalb. Ralph hat den
steil nach oben ragenden Schweif zuerst im Feldstecher gesehen, und bald darauf konnte ich ihn auch indirekt mit
bloßen Augen ausmachen. Die nächsten rund anderthalb Stunden, bis etwa vier Uhr, war der Komet gut mit bloßen
Augen zu sehen, und krabbelte im Nord-Nordosten allmählich etwas höher. Ein zunehmend spektakulärer Anblick !
Der Komet Neowise ...Bild: Ralph Muth |
... über den leuchtenden NachtwolkenBild: Markus Nobis |
Der Kern erschien schon freisichtig als heller Punkt, und im 6-Zöller zeigte die zentrale Region von Anfang an eine
deutlich orange Färbung. Wenn wir das auch nicht systematisch geprüft hatten, so haben Ralph und ich im Nachgang
den Schweif mit bloßen Augen bei etwa 2-3 Grad, und im Feldstecher bei 3-4 Grad Länge verortet. Mit 6" erschien
der Schweif in Kernnähe deutlich U-förmig gefächert, und insgesamt gut kollimiert; gerade an der Ostseite fiel mir
der sehr gut definierte, ausgeprägt scharfe Rand ins Auge.
Mit fortschreitender Dämmerung, als die Landschaft drumherum an Farbe gewann, zeigte auch Neowise im Fernrohr
einen noch deutlicheren Farbkontrast zum Hintergrund: Der Himmel erschien bläulicher, und der ganze Komet noch
oranger. Mit der zunehmenden Aufhellung kommen die Zapfen der Netzhaut, und mit ihnen das Farbsehen wieder
stärker ins Spiel; zudem sind blau und orange Komplementärfarben, das Gehirn hilft da schon noch nach.
Wir waren ganz froh, dass anfangs keine leuchtenden Nachtwolken (Abk. NLC von engl. "noctilucent clouds") zu
sehen waren, und wir so den Kometen ungetrübt beobachten konnten. Andererseits fanden wir es aber toll, dass sie
später doch noch auftauchten - praktischerweise nur unterhalb des Kometen, und damit perfekt im optischen
Nebeneinander.
Komet, Kapella, Plejaden und Venus bilden ein Viereckv.l. Markus, Ben und Ralph (Bild: Ralph Muth) |
Wie man sich einen Kometen vorstellt ...Bild: Ralph Muth |
Markus und Ralph haben sehr schöne Bilder gemacht. Ralph schreibt: "Interessant, dass der Gasschweif nachweisbar
ist, den hatte ich vorher schon auf Aufnahmen gesehen, die mich auf die Idee brachten es selbst zu versuchen. Visuell
ging das nicht, obwohl ich am 100mm Bino Blaufilter eingesetzt hatte. Was es in der Nacht alles zu sehen gab, Venus,
Mars, Mond, Jupiter, Saturn, Plejaden, NLCs und ein Komet, alles von unserem guten, alten Sonnensystem.
Und auch etwas von weiter draußen, nämlich die roten Überriesen in h+chi, wobei der Farbfehler des Objektivs hier
mitgeholfen hat deren rote Farbe durch einen Farbsaum zu betonen:"