Hinfahrt: Den Auerberg direkt im Blick |
v.l.: Ben und Ralf mit ihren 9,5-Zoll "Fünflingen" |
Ralph freut sich: "Es hat ein gewisser Wolkenaufzug stattgefunden und mit der jetzt kräftigen Dämmerung und
den ersten Sternen ergeben sich nur kleine Lücken für diese! Ben meint, dass der Wetterbericht vorhersagt, dass die
Wolken nach 23 Uhr verschwinden würden. Wie von Spukes Hand geschieht das auch, die Aufhellung über Füssen
und Reutte zieht sich zurück und bald scheint die Milchstraße zu meiner und unserer großen Erfreuung. Die südlichen
Teile der MW werden etwa so deutlich, wie beim letzten, exzellenten Besuch südlich der Stadt. Die restliche
Milchstraße bis Cassiopeia ist jedoch wesentlich besser, der Himmel kontraststark. Super."
Auch Ralf hatte seinen Fünfling dabei, und er meldete schon bald einen sehr guten Jupiter: Wir sahen ein scharfes
Bild mit vielen Details in den Wolkenbändern, was ich in meinem eigenen 9,5-Zöller bestätigen konnte. Im Laufe
der Nacht hat sich zudem der GRF ("Großer Roter Fleck") ins Blickfeld hinein gedreht. Ja, das Seeing war sehr gut !
Das meldelten übrigens auch andere Beobachter, die in der gleichen Nacht etliche hundert Kilometer von uns entfernt
unterwegs gewesen sind.
Die Kirche ist bis elf Uhr beleuchtet |
Das Milchstraßenzentrum rückt nach Süden (Bild: Ralf Hentschel) |
Wie man es vom Auerberg kennt, wird die Kirche noch bis 23:00 beleuchtet. Ende Juni fällt das kaum ins Gewicht,
da wird es ja gerade einmal dunkel. Dennoch kann man dem ganz gut begegnen, indem man sich so platziert, dass
eine Baumgruppe die Kirche verdeckt - Ralf hat das so gemacht.
Die Nacht blieb durchgehend trocken und recht mild, die Optiken sind nicht beschlagen; bei einem wirklich guten
Himmel - so schee scho ! Ich hatte mir gar keine Pläne für die Nacht gemacht: Einfach bisserl stöbern, am Himmel
alte Bekannte besuchen, das Drumherum genießen - Hans-Georg hat dafür den Begriff Genuss-Spechteln eingeführt :)
Der gute Horizont im Süden lockte mich für einige Zeit in die hellen Sternwolken im Schützen: Immer wieder reizvoll
Lagunen- und Trifidnebel mitzunehmen, mit zahlreichen Details, und den hellen Kugelhaufen M22 - im Fünfling sehr
schön aufgelöst, großartig !
Von meinem Sternhaufen-Projekt mit dem 120mm Refraktor habe ich etliche Pfade noch so ungefähr in Erinnerung,
und bei Bedarf konnte ich ja einen Blick in den "Interstellarum Deep Sky Atlas" werfen - hab ich schon mal gesagt,
dass ich den für ausgesprochen praxisnah halte, und so richtig gut finde ? ;-) Als Guckloch für die Reise entlang
der Milchstraße diente mir das 24er Panoptik-Okular: Bei 45-facher Vergrößerung ging es bei etlichen Sternhaufen
vorbei, ob Messiers oder unbekannteren wie NGC 6568 (nahe My Sgr) oder Trümpler 35 (nahe M11). Außerdem
auch durch Bereiche von Adler und Schwan, z.B. mit den Sternhaufen NGC 6709 (mit zwei "Insektenaugen") oder
NGC 6866 (schön mit "Windschirm" der Kite-Surfer).
Zu den Highlights haben wir uns öfters gegenseitig besucht; und ein interessanter Vergleich, wenn Ralf in seinem
9,5"er das 9er Nagler drin hatte, und ich bei mir das 11er - bei gleichen Objekten, aber etwas unterschiedlicher
Vergrößerung. Ich erinnere mich an einen tollen Gasnebel M17, die Kugelhaufen M13 und M92 schön im Fünfling
aufgelöst - dabei M92 deutlich kleiner und dichter gedrängt. Und Cirrus- und Nordamerikanebel offenbarten mit
Filter zahlreiche Details.
v.l. Saturn, Jupiter und Skorpion entlang des Horizonts |
v.l Ralf und ich an meinem Fünfling |
Ralph über seine Beobachtungen: "Ich sehe mit dem 70er auf den Trifid, und erkenne beide Teile recht deutlich.
In M24 kann ich den kleinen, extrem kompakten Sternhaufen ausmachen, den ich letztlich im 20-Zöller angeschaut
hatte. Ein 70er ist schon ein richtiges Fernrohr und meinen Begleitern gefallen die feinen Sterne auch. Etwas länger
habe ich mich mit M17 beschäftigt. Direkt darüber fällt mir eine kleine, dekorative Sterngruppe sehr auf, die wie
ein sparsamer Sternhaufen aussieht. Ich kann allerdings keine Informationen dazu finden. Zwar ist M17 selbst ein
großer Sternhaufen, viel größer als der Orionnebel, wo junge Sterne im Hunderterpack entstehen, doch könnte die
kleine Sternengruppe auch Vordergrundsterne sein. Immerhin ist M17 ca. 5000 Lj entfernt im Sagittarius Arm
gelegen, und über die lange Strecke lassen sich leicht einige Sternchen zufällig so zusammenfinden.
Der Cirrus im 70er ist ein flaue Angelegenheit und hier ohne Filter nur der große Bogen zu sehen. Im Feldstecher
finde ich die kleine, hübsche Raute von NGC6888, natürlich ohne Nebel. Es plagt uns einiger Wind, und dort vor
allem die leichten 5 lings-Segler, die sich je zwei Zusatzgewichte wünschen. Jupiter strahlt jetzt schön weiß und
ist im Fünfling fein scharf.
Die Zeit schreitet voran, und die Milchstraße wölbt sich über mir. Wir schauen im 70er mit 24mm Pano auf den auf
den Nordamerika, der ist auch recht schön zu sehen, auch wenn hier mehr Helligkeit sein dürfte. Bei f7 ist die AP
halt nur gut 3mm. Schon auch im kleinen Fernglas schön sind die kleinen, konzentrierten Dunkelnebel nördlich
des Nordamerikanebels."
Ich habe gegen 3:00 Schluss gemacht, als sich die Dämmerung spürbar bemerkbar machte. Mein Nachtlager schlug
ich an der östlichen Bank auf, Ralph hatte sich bereits gebettet - er schreibt: "Gegen 2h30 lege ich mich an der Bank
schlafen, ich tauche ab wie ein Stein ..."