Merkurtransit am Schwarzenberg

Am Nachmittag des 11. November 2019

Mit Johannes (HF) und Ralph

Nach dem Transit vom Mai 2016 stand für den 11. November 2019 ein erneuter Vorübergang des Merkur vor der
Sonne an. Johannes, Ralph und ich wollten dieses Ereignis miterleben, zumal der nächste Merkurtransit ja erst 2032
stattfinden wird. Wir hatten eine für November typische Inversions-Wetterlage: Unten viel Nebel, und darüber teils
klar. Die Wetterberichte legten einen Trip in die Bayerischen Alpen nahe, wobei im Detail aber nicht abzusehen war,
wo genau es Nebel geben, und wie hoch hinauf dieser steigen würde.

Johannes und Ralph hatten jeweils ein kleines Fernrohr sowie eine Kamera mit, während ich bei dem Ereignis rein
"touristisch", ohne eigene Ausrüstung, dabei war. Insgesamt sind wir 300 Höhenmeter zu Fuß hoch gestiegen, da auch
der Nebel jederzeit höher kommen konnte. Für lange Zeit war es gar nicht absehbar, ob wir von dem Merkurdurchgang
überhaupt was mitbekommen würden: Denn den Himmel überzog ein großes Wolkenfeld, unten Nebel, und dazwischen -
wie ein Sandwich eingeklemmt - nur ein schmaler Saum teils blauen Himmels; ob die Sonne diesen vor ihrem Untergang
noch kreuzen, und ob dieser so lange bestehen würde ? Um es kurz zu machen, alles lief perfekt. Gegen 16:15 kam die
Sonne raus, und wir konnten auch den Merkur noch sehen. Das krönte für die letzte Dreiviertelstunde ein ohnehin tolles
Naturschauspiel: Denn das Zusammenspiel von Sonne, Wolken und Nebel, dazu die schöne Bergkulisse, war für sich
schon ein wunderbares Erlebnis !


Der Bericht von Ralph

Zwei der Bilder stammen von Johannes, die habe ich gekennzeichnet; die anderen Bilder sind alle von Ralph Muth.
Ralph hat seine Eindrücke in einem kleinen Bericht festgehalten, ich gebe ihm das Wort:

Aufstieg durch herbstlichen Buchenwald

"Eigentlich hatte ich nicht so viel erwartet von einem Merkurtransit. Wir treffen uns um 11:00 in der OVM. Und der Hochnebel hat Bestand, so dass ich für den Geminidenplatz statt Flachland oder Aufstieg am Spitzing plädiere, um den super schmalen Fönstreifen am Alpenrand zu nutzen. Ab Miesbach kommen erste Sonnenstrahlen, bei gemischter Bewölkung. Etwa bei Aurach beschleichen mich Zweifel, denn nördlicher ist es freier. Und so entscheiden wir uns für den Aufstieg zum Schwarzenberg.

Ich informiere Frank von der Richtungsänderung. Mein Rucksack wiegt etwa gut 12kg und belastet mich nicht und so steigen wir gut gelaunt auf. Doch inzwischen hat uns eine große Wolke überdeckt und das durchgehend von Ost nach West. Im Norden sehen wir die Kante des Hochnebels. Bald erreichen wir die idyllische Bank am Hang unter dem Baum, aber da sind wir vom Hochnebel noch nicht sicher. Wir steigen weiter, und da wir den Erstkontakt um 13h35 wegen der Wolken nicht schaffen, lassen wir auch die nächsten Bänke hinter uns, um mehr Abstand vom potentiellen Nebel zu bekommen. Wir gehen gemütlich durch den herbstlichen Herbstwald."

Die untere Bank liegt schön, aber zu tief und nebelgefährdet

Obere Pausebank: v.l. Johannes, Ben und Ralph


"Auf etwa 1080 gibt es auf der oberen Lichtung ein paar Büsche in der Kehre mit Bank und herrlicher Aussicht auf
Hochmiesing, Wendelstein und so weiter. Mir wird gleich kühl und ich ziehe meine Daunenhose und die 2kg Daunenjacke
an, das ist kommod! Johannes baut seinen 60iger mit Selbstbaufilter auf. Ich mache das gleiche mit dem 70mm und dem
nagelneu gebastelten Sonnenfilter. Hübsch sehen die altmodischen Achromaten aus!

Ist bloß keine Sonne da. Und so wird des doch richtig spannend. Ben geht zum Aufwärmen einige Schritte. Auch machen
wir schöne Stimmungsbilder, ich vor allem mit dem Handy, das ist so leicht handhabbar und kann HDR. Johannes macht
die HDRs manuell, was sicher gute Ergebnisse bringt."

Oben Wolken, unten Nebel, dazwischen ein klarer Saum -
wird die Sonne diesen noch erreichen ?

Der Nebel droht höher zu steigen -
also müssen auch wir noch weiter hinauf (Bild: Johannes)


"Ohne Sonne fängt der Nebel sich an zu bilden, wie hoch er wohl am Ende reichen mag. Viel sind wir nicht drüber.
Die Szenerie ist einfach prachtvoll, mit dem blauen Fönsaum über den Bergen, über uns die kräftig strukturierten Fön-
wolken. Direkt über dem südlichen Gebirgskamm sitzen kurios geformte Fönfische und andere Strukturen. Jetzt gibt es
vereinzelte helle Stellen wo man etwas später sekundenweise schemenhaft Teile der Sonnenscheibe erkennen kann, aber
bei so wenig Kontrast keinen Merkur. Inzwischen hat sich die Nebeldecke geschlossen und der Nebel beginnt mächtig
auf und nieder zu wallen."

Am oberen Platz - li. Wendelstein und Breitenstein, weiter rechts u.a. Hochmiesing, Aiplspitz, Brecherspitze u. Wallberg


"Ben, Johannes und ich sind begeistert von den Natureindrücken, und selbst wenn der Merkur verdeckt bleiben sollte,
hätte es sich schon gelohnt, großartig. Ich bin genau auf der Spur der Dinge, die mir wichtig sind. Als sich erste Nebel-
schwaden in Richtung unserer Bank schieben werde ich nervös, packe meine Sachen. Johannes und Ben schließen sich
an und jetzt treiben schon Schwaden über uns weg. Bei gut 1100m halten wir an, da kommt der Nebel nicht hin. Und
jetzt versucht es die Sonne unter den Wolkenstreifen ins Blaue zu krabbeln, ..."

Gegen 16:15: Die Sonne kommt raus ! Tolle Stimmung mit Sonne, Nebel und Wolken

Links steht ein vorbei kommender Wanderer


" ... die Sonnenscheibe wird sichtbar, überdeckt von dünnen Wolkenfasern, ich sehe Merkur als kleines braunes Fleckchen,
das Seeing ist sehr unruhig, alles tanzt umher, der Sonnenrand flimmert farbig. Ob es nicht doch ein kleiner Sonnenfleck ist?
Ich war nicht so ganz sicher, meine Begleiter glauben, ich will sie auf den Arm nehmen. Wir haben viel zu lachen. Jetzt
beobachten wir eifrig. Ich schieße Merkur mit dem Handy in Okularprojektion durch davor halten, das funktioniert ganz gut!"

Der Merkur ist vor der Sonnenscheibe ...

... als kleiner schwarzer Fleck zu erkennen

Linkes Bild von Johannes.

"Ich kann die Szenerie drumherum auf dem Foto besser sehen, als mit dem bloßen Auge, weil die Sonne gar so hell blendet.
Die Sonne sinkt tiefer und alles wird golden beleuchtet, die Wiese, der Nebel. Es dauert eine ganze Zeit, wir können in Ruhe
schauen, bis die Sonne in die Wolken über dem Gebirgskamm eintaucht. Ich bin bei bester Laune und ich schätze Johannes
und Ben haben die gleiche großartige Stimmung. Welch ein Reichtum das sehen zu dürfen!"

Die Sonne trifft wieder ...

... auf mehr Wolken

Tolle Wolkenstimmung bei Einbruch der Dämmerung


Dann ging es wieder runter, Ralph schließt ab: "Langsam steigen wir hinab in den Nebel. Wir halten in Aurach und gehen
zum Wirt auf der Nordseite und bekommen gutes Essen. Dann gemächlich und zufrieden nach Hause. Eine Aktion wie aus
dem Bilderbuch."

Kann ich nur bestätigen - so schee scho :)


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