Donnerstag: Kleine Wolkenlücken über den westlichen Wiesen |
v.l. Marine, Johannes H., Stefan, Günter, Haley, Ben, Petra, Gabi |
Ja, auch diesmal sollte es kein Null-TT geben: Während Haley diese "Gefahr" für sich schon in der Vornacht
ausgeräumt hatte, bin ich bei den ersten Wolkenlücken gleich mit dem 8x42-Feldstecher auf die Pirsch gegangen.
Zuerst zeigte sich der Doppelstern Epsilon Lyrae - das war noch mager -, aber als ich M51 als kleines Fleckchen
ausmachen konnte, war das schon mal abgehakt. Und gegen unsere Erwartung - und der fast aller Wetterberichte -
machte es dann für etwa zweieinhalb Stunden voll auf, und zwar gscheit: Richtig dunkel, gute Durchsicht, keine
erkennbaren Zirren und auch sehr brauchbares Seeing; M33 konnte ich indirekt bald schon gut ausmachen. Die
Wolken strömten teils aus Nordwest / West, teils aus Südwest heran, und dürften an einem der vielen Bergkämme
aufgerissen worden sein, und es hatte sich ein größeres Wolkenloch gebildet: Der Himmel freigeputzt wie bei
klassischem Rückseitenwetter !
Marine schreibt dazu:"Oben ist die Stimmung recht entspannt. Die Erwartungen sind aufgrund des Wetterberichts
nicht hoch. Zunächst sitzen und stehen also alle zusammen herum (Ben, Haley, Michael, Caro, Johannes, Stefan,
Johannes, Günther…). Feldstecher werden herumgereicht und Wolkenlochspechteln findet statt. Anfangs sind die
Feldstecher noch sehr begehrt, keiner will mit einem Null-ITT nach Hause kommen."
Bild: Michael Holzner
Haley und Marine haben unsere spechtlerischen Aktivitäten gut dokumentiert, und ich habe Teile aus ihren
Berichten miteinander kombiniert. Marine schreibt: "Es wird immer besser und irgendwann stellt sich raus,
Günters 16er stand die ganze Zeit einsatzbereit und sogar präzise ausgerichtet neben uns. Darauf gibt es
Gelächter und alle raffen sich auf um durchs Teleskop M51 anzusehen. Als es komplett aufzieht, nimmt auch
Haley seinen 16er in Betrieb. Die Bedingungen sind in den zwei darauffolgenden Stunden so gut, dass wir
noch eine richtige Ausbeute an Objekten zusammen bekommen. Abwechselnd wird in Günters und in Haleys
16er ein Objekt nach dem anderen eingestellt." Dazu Haley: "Die Löcher werden mehr, Brezen [Günter] macht
seinen 16er startklar. Dort erblicke ich einen satten M92. Im Papilio gehen noch Saturn und sogar M8, M20,
M16, M17 und M24, dann noch M11. Während es so immer mehr aufklart zischt ein ziemlich feister Meteor
quer über Westhorizont, der macht schon gut Laune! ... In Gucki ist übrigens die Region M31 bis M33 ganz
phantastisch, wie auch der Milchstraßenverlauf von der 'Wurst' bis runter zur Schildwolke, einfach
grenzgeschmeidig."
Haley: "Jetzt ist es Zeit für Hodor, Plane runter, 13er Ethos rein und sogleich erscheint M57 in großer Brillanz.
Im 6er Ethos erahnt Ben sogar den Zentralstern, ich konzentriere mich mehr auf IC 1296, die ich aufblitzen
zu sehen meine. Ich stelle später aber fest, daß ich wieder mal die genaue Stelle verwechselt habe, echt kacke."
Dazu Marine: "M57: Knallig, ich versuche den Zentralstern zu sehen, Ben hat ihn blickweise gesehen. Ich denke
ich habe ihn auch immer wieder blickweise aufblitzen sehen. Aber weil ich von der Schwierigkeit dieses Zentral-
sterns eingeschüchtert bin traue ich mich erst gar nicht zu sagen ich habe ihn gesehen, sondern bin mir unsicher.
Junge Spechtler haben schon interessante Sorgen und Probleme."
Wieder Haley: "Dafür nun 7293 mit OIII. Das Auge des Ra zeichnet schon ohne Filter extrem markant, mit dem
OIII dann richtig knallig mit Feinstrukturen. Weil der Filter schon drin ist, geht’s mal rauf zu M27. Superextrem
kompaktschrill und obszöner Kontrast. Im 6er Ethos ebenfalls mit riesigen Ohren und voller Sterne." Und der
Eindruck von Marine: "ngc7293: riesig im 6er-Okular und leicht elliptisch (mit O3 glaube ich) ... M27: wir
haben vergessen den O3 Filter nach 7293 rauszunehmen, der Hantelnebel ist deswegen verdammt hell und hat
riesige Ohren aus schwachen Nebelschwaden, Zentralstern ist gut erkennbar."
Haley:"Auf Marines Wunsch hin stelle ich 6946 und 6939 ein, beide kommen recht deftig rüber, 6946 mit Spiralen,
die L Form des 6939 Stadtplans ganz massiv." Dazu Marine:"Es stellt sich heraus, dass ich diese Galaxie mag. Ich
sehe im Teleskop zwei sehr weit ausschweifende Spiralarme. Sie winden sich gegen den Uhrzeigersinn weg vom
Kern. Der Haufen zeigt auch deutlich mehr Sterne als beim letzten Mal am Taubenberg."
Marine fährt fort: "ngc7331 und 7335, 7338, 7340: 3 Begleiter sind erkennbar, haben leicht verschiedene Formen
und Helligkeiten ... Stephans Quintett: ich find‘s immer wieder toll mehrere Galaxien auf einmal wahrzunehmen,
alle fünf gehen indirekt gut, direkt nur 3 oder 4, die hellste und die zwei Dichten haben die hellsten Kerne, die
anderen zwei sind flächiger." Wieder Haley, neues Objekt: "Nun 7332 und 7339, die sofort gefunden werden
und prachtvoll zeichnen. Da werden richtig Maßkrüge ergriffen, ganz exzellent im 13er Ethos."
Alle Bilder: Michael Holzner
Haley schreibt: "Ein gigafeistes Highlight in seinem 16er ist der Cirrus Nebel. Zuerst die DNS Knochenhand.
Todesgeiler Kontrast, beim Schwenk rüber gen Kralle taucht Pickerings Triangle fast schon obszön hell auf.
Die Kralle ist nur noch feist!!" Auch Marine ist beeindruckt:"ngc6960: sehr anmutig mit dem helleren Stern in
der Mitte; ngc6992/5: Beim Betrachten im 16er und mit O3 Filter bekomme ich eine wahnsinnige Lust diesen
Nebel mal zu zeichnen. Da sind so viele Details, die kann man sich gar nicht alle merken. Auch neben den
hellen Bereichen, z.B. oberhalb der Finger der Knochenhand, erahnt man ganz viele schwächere Flecken und
Fetzen. Den kann ich lange anschauen ohne dass mir langweilig wird; Pickerings Triangle: diesmal mit ein
wenig Struktur gesehen, das Dreieck ist quasi ein Rahmen aus helleren Teilen, in der Mitte dunkler ..."
Marine notiert: "M11: Hallo Wall-E ... ngc7789: Schön. Carolin will den selbst einstellen können und übt das
immer wieder mit Günters 16er ... m103: Die Farbe und Konstellation der Sterne mag ich an diesem Haufen
so gerne. Oh, das hat sich gereimt ... ngc457: Der Günter ruft, er habe 457 drinnen. Da freue ich mich gleich,
genauso der Haley. Beide wuseln wir die fünf Schritte rüber zu ihm, zwischen den anderen herumstehenden
Beobachtern hindurch. Die Eule befindet sich im Sturzflug, ist aber trotzdem prachtvoll."
Haley berichtet:" Brezen hat den M15 drin, schön kompakt und brillant, schon leicht gelblich im Zentrum ... "
wird kurz darauf 891 präsentiert. Sie steht noch nicht besonders hoch, es ist auch nicht ganz cirrenfrei, trotzdem
ziemlich kameldornschrill ... Im Papilio sehe ich B142 und B143. 7662 im 6er, schon knallig mit Brezenform. 7006
geht günstig her, ein kleiner Watteflausch im Himmel ... M71 schwebt als Sternenbällchen im Raum." Dazu Marine:
" M71: Ich entnehme dem Bericht vom letzten Jahr, dass ich den nicht zum ersten Mal sehe, aber erinnern kann ich
mich nicht. Gefällt mir wahnsinnig gut. Wunderschöner kompakter Kugelsternhaufen, mit noch mehr Sternen außen
rum. Glitzert unendlich. Den will ich mir merken, deswegen noch der Blick durch den Sucher. Der Haufen befindet
sich im Pfeil, nicht ganz mittig, sondern ein wenig zur Spitze des Pfeils hin."
Ja, und auch die großen Highlights wie M51, M13, h+Chi, M31 und M33 haben nicht gefehlt. Alle zeigten die
eindrucksvollen Details, wie man sie unter diesem tollen Alpenhimmel erwarten konnte. Den Fünfling habe ich gar
nicht mehr aufgebaut - niemand wusste, wie lange das Wolkenloch halten würde, und wir waren mit den beiden
16-Zöllern ja sehr gut versorgt. Und irgendwann kamen vermehrt Wolken auf, und ...
Marine erlebte es so: "Gegen 12 zieht es dann ganz zu und die meisten suchen bald die Wärme der Stube auf. Dort
wird zum einzig wahren Gott, dem Kamerakku, gebetet, damit meine Kamera selbstständig weiterklicken kann. Das
heißt ich tausche den Akku aus. Danach verbringen wir Zeit in der Stube, quatschen, schauen Fotos vom Michael an
und sind dann auch müde. Gegen 2 Uhr morgens bete ich nochmal, lasse die Kamera dann einfach stehen und gehe
ins Bett."
Und Haley: "Auriga ist gerade komplett aufgegangen und es ist im Wesentlichen schon wieder am zuziehen. Also
M36, da wird auch der kleine, kompakte 1907 mit abgegriffen, dann noch M37 im 20er Nagler. Schließlich hat sich
der Himmel weitgehend mit Cirren bezogen, Plejaden und Hyaden funkeln grandios im Gucki, aber es lohnt nicht mehr
mit dem Dicken weiter zu machen. So war der noch tief stehende M37 Betthupferl. Wir ratschen aber noch eine Weile."
Michael hat einen schönen Zeitrafferfilm dieser Nacht auf YouTube veröffentlicht.
MorgenstimmungBild: Michael Holzner |
AbendstimmungBild: Carolin |
v.l. Johannes, Haley, Caro und Marine |
'Weitere schöne Motive: eine kleine Berghütte' |
Farbenspiele - beide Bilder ... |
... von Carolin |
'Eine Landschaft, die ein wenig an Schottland erinnert' |
'Mount Caroline' mit Caro |
Vor dem Sattel wird es steiler |
Pause am See: v.l. Marine, Caro, Ben und Haley |
Nebelstimmungen: Am großen Zweisee ... |
... und oben am Schwarzstein |
Bild: Johannes (HF)
Unsere Hütte ist griabig: Ob auf dem Balkon oder ...Bild: Marine |
... drinnen: v.l. Michael, Haley, Johannes, Caro, Dieter, Ben u. MarineBild: Michael Holzner |
Haley wird geehrtbeide Bilder von Michael Holzner |
Mit der VSW-Fahne beim Abschiedv.l. Ben, Caro, Marine, Dieter und Michael |
Nach dem Abendessen zeigte die Wolkendecke ein paar poröse Stellen, und Haley konnte Marine und mich
nochmal hoch auf die Westlichen Wiesen locken; wir hatten dabei auch ein sehr nettes Gespräch, in dem es
primär um das Beobachten ging - Spechtler(innen) unter sich :)
Haley erzählt:" Es sind alle schon drin und ich adaptiere mich ein bisserl und erblicke alsbald mehrere
Sterne, die sich zaghaft den Weg durch den Siff bahnen. Nachdem ich M31 im Gucki gesehen habe, den ich
vorsorglich in der Jackentasche habe, ist bei Ben und Marine das Interesse geweckt und wir betten uns nochmal
um auf die Wiesen, wo unsere Kaeffzetts stehen. Zum Glück habe ich Sitzgelegenheiten für uns drei und wir
bewaffnen uns mit Feldstechern. Tatsächlich gibt es mehr Lücken und ich sehe M31 sogar gut kontrastreich,
bald h und Chi, hole mir den Papilio raus, damit geht dann Epsilon Lyrae recht deftig, sowie Collinder 399. M34
wird erblickt und ganz zart 7789 und M52. Stellenweise ist es in kleinen Löchern so gut, daß M33 durchaus ge-
schmeidig im Gucki zeichnet, sogar der Nordamerika Nebel läßt sich erahnen. Mit dem Blick nach Süden entgeht
mir die recht deftige Schnuppe nicht, die teilweise von den Wolken gedimmt wird und im Bereich des Walfisch
parallel zum Horizont zieht. Dann kommen noch die Plejaden raus, das rundet das Ganze noch ab, bis es wieder
ziemlich zuzieht. Wir bleiben aber noch ein Weilchen, bevor wir uns wieder in die Hütte zurückziehen."
Ben, Marine und Caro mit dem Großglockner (3798 m) |
Pasterze mit Großglockner (li. in Wolken) und Johannisberg (re.) |
Die Edelweißspitze (2570 m) - "der Paranal der Alpen" |
Oben am Gipfelparkplatz, mit Wiesbachhorn (re., 3564 m) |
Einkehr mit Aussicht |
Von Süden schwappen Wolken an den Hauptkamm |