Von der Bergstation geht es rund 40 Höhenmeter hinauf ... |
... und über einen Hügel zu unserem Platz - ein kurzer Weg |
v.l. Ben und Ralph, im Vordergrund Spektiv und Refraktor |
Blick zum Karwendel |
Später betrachten wir von dem Hügel aus den sehr schönen Sonnenuntergang. Im Folgenden gebe ich Ralph das Wort:
"Wir haben kräftigen Dunst, der auch höher ist als unsere 1500 hm und so erfährt die Sonne eine überaus intensive Rot-
färbung, später erglimmt der Horizont in tiefrot und darüber sehe ich eine pinke Verfärbung des Himmels, das kommt
auf den Aufnahmen mit der Kamera in Vivid-Einstellungen natürlich noch etwas kräftiger rüber."
19:44 MESZ |
Sonnenuntergang |
Ralph weiter: "Wir haben auch unsere Spektive aufgebaut und bald kann man schon Jupiter und Saturn sehen und einen
ersten Blick auf Saturn nehmen. Da bietet es sich an mit dem zirkulären Fisheye zu experimentieren, um gleichzeitig die
rote Dämmerung im Westen und die ersten Sterne über der Gebirgslandschaft im Osten zu erfassen und Ben und ich als
kleine Fernrohr-Gucker am Rand als Schattenfiguren zu erkennen sind."
20:34 MESZ |
"Kleine Fernrohr-Gucker am Rand als Schattenfiguren" |
"Kurz darauf fängt die Milchstraße an sich auf den Aufnahmen zu zeigen und jetzt werde ich noch ein bisschen
aktiver, um die immer kräftiger werdende Milchstraße passend einzufangen. Die Milchstraße etwa oberhalb der
Schildwolke ist sehr brillant, die Dunkelwolken kommen wunderbar zur Geltung, aber der Bereich etwa in Höhe
des Milchstraßenzentrums, welches gerade kulminiert, ist merklich abgedämpft. Das Zentrum erscheint nicht
heller als die Schildwolke, was immer ein Zeichen für merkliche Absorption ist."
21:17 MESZ |
21:35 MESZ |
"... Mit dem Achromaten mache ich eine kurze Tour zu den üblichen Verdächtigen, M16, M17, Trifidnebel, M8 und
M22. Dann nehme ich mir den Dunkelnebel LDN 810 den Sue French in S+T ausgegraben hat und erst ist meine Suche
nicht erfolgreich, doch später sehe ich ein sehr unauffälliges, kleines "Sternenlos". Interessant ist, dass in der Mitte ein
kleiner Emissionsnebel steht, der aber mit der kleinen Optik nicht sichtbar ist. Mit dem fein justierten 70 mm Refraktor
bin ich sehr zufrieden, auch leistet das Panoptik 24mm an der f7 /500mm Optik fast punktförmige Sterne bis zum Bild-
feldrand. Das ist schon sehr ästhetisch. Bisweilen nehme ich auch das kleine Weitwinkel 2,4 x Bino zur Hilfe, welches
recht nette Blicke auf die Milchstraße bietet. Später vergleichen wir auch die Optiken, und da kann der 70mm Achromat
gut mithalten. Ben und ich haben beide Spaß an den kleinen Geräten."
22:40 MESZ: Kontrast zwischen dem dunkleren Süden ... |
22:47 MESZ: ... und dem viel helleren Alpenvorland im Norden |
Ralph ergänzt noch:"Ben nimmt sich hier diverse Objekte vor, darunter zwei Kugelhaufen im Delphin, die ich
auch aufgesucht habe: NGC6934 Kugelhaufen, nicht hell, aber leicht; NGC7006 ist weit, weit draußen und ziemlich
lichtschwach, da muss man genauer hinschauen und die Stelle wissen. Ich stelle fest, dass ich auch ohne Sucher und
mit dem mit dem Handy + Skysafari ganz gut die Objekte finde, die Ben einstellt. Das geht flott und das spiegel-
verkehrte Bild macht mir nicht so viele Schwierigkeiten."
Zu den Kugelhaufen angeregt hatte mich Dominik's Bericht
im Astrotreff, der einige davon mit 76mm beobachtete.
Einer steht nah bei Beta Ophiuchi ('Cebalrai' - dt. 'Schäferhund'), ich hab notiert:" NGC 6426 war dagegen absolut
am Limit: Wenn dann hab ich nur indirekt blickweise etwas erahnen können, ich bin mir aber gar nicht sicher. Ich
hatte allerdings nur den 'interstellarum DeepSky Atlas' dabei, und keine Detailaufnahmen zur Hand. Nach meiner
Erinnerung blitzen indirekt wohl auch die beiden Sternchen auf, die man auf der Aufnahme im S und SW von NGC
6426 sieht." Dabei hab ich 40- und 60-fache Vergrößerung verwendet, mit dem Hyperion-Zoom 8-24mm Okular.
Zudem habe ich probiert, den 'Eggnebel' mit dieser kleinen Öffnung zu erkennen. Ich habe mich wieder ausgehend
vom Stern 61 Cygni zu diesem protoplanetarischen Nebel hingehangelt, und tatsächlich: Auch mit nur 80mm Öffnung
ist er indirekt immer wieder blickweise aufgeblitzt.
Den Eggnebel habe ich übrigens schon öfters mit diversen Fernrohren beobachtet. Im 120mm Refraktor (" bei 100x
eindeutig als länglich zu erkennen"), mit dem 10-Zöller (" ... bei 235-facher Vergrößerung als zweigeteilt erkennen
konnte: Die eine Hälfte heller, und klar durch ein dunkles Band von der anderen getrennt.") und mit 16-Zoll "war das
dann bei 300x und 380x noch deutlicher zu erkennen". Richtig spektakulär habe ich den Nebel von Uwe's 27-Zöller her
auf der Edelweissspitze in Erinnerung.
Ich bin im Lauf der Nacht noch an vielen weiteren Objekten vorbei gekommen, speziell erwähne ich drei:
Da ich wegen der beiden Kugelhaufen NGC 6934 und NGC 7006 eh schon im Sternbild Delfin unterwegs war, habe
ich da bewusst noch zwei weitere Objekte mitgenommen: Der Stern Gamma - gemäß diesem Bild das Auge des Delfins -
ist ein sehr schöner Doppelstern: Bei 20-fach war er bereits ganz fein getrennt, und bei 40-fach zeigte sich recht gut,
dass die hellere Komponente im Kontrast etwas gelber erscheint. Und anderthalb Grad östlich von NGC 7006 steht die
Sternfigur des "Krötenstuhl": Bei 40-fach konnte ich das Wesentliche sehr nett erkennen, wie es auf der Seite der
"Freunde der Nacht" unter dem Sternmuster "French 1"
detailliert beschrieben wird.
Schließlich habe ich den "Struve-Vierling" in der Leier aufgesucht, das sind Struve 2470 und Struve 2474: Ich konnte
ihn als doppelten Doppelstern erkennen. Volker führt dazu im Astrotreff aus: " ... bei V=70x sieht das gesamte System
beinahe aus wie Epsilon Lyr bei V=250x, nur dass die Komponenten der Struve-Doppelsterne schon bei V=70x deutlich
weiter auseinander stehen. Ferner sind die Positionswinkel bei den Struves fast gleich: Die Sternenpaare stehen parallel
zueinander (bei Epsilon Lyr senkrecht). Die Helligkeitsangaben der Sterne sind je nach Quelle unterschiedlich, etwas
gerundet sind es zwei Paare mit Komponenten von 6.5m und 8.5m, die 14" bzw. 16" auseinander stehen."
Ich gebe wieder Ralph das Wort: "Ich genieße diese wunderschöne Sommernacht, immer wieder machen Ben und ich
kleine Spaziergänge in die Gegend, um die Perspektiven von anderen Standorten aus zu sehen, auch schauen wir uns die
Aufhellungen an, die insbesondere von Innsbruck im Süden kommen, aber auch der Achensee zeichnet sich schwach ab.
In Summe ist diese Ostseite doch super ästhetisch. Immer wieder Wetterleuchten im Süden, dazu gehe ich auf den nörd-
lichen Hügel, ich schätze die Gewitter liegen schon in Italien. Zwischendrin sitze ich friedlich an Ben´s Spektiv und
versuche mich in der Beobachtung. Plötzlich falle ich auf den steinigen Boden. Ben´s Stuhl ist auseinander gebrochen,
ein ganz guter Schreck, ist aber nichts passiert und so geht's weiter im Beobachtungs-Programm ...
So etwa um 1:30 Uhr Sommerzeit verschwinde ich meinen Schlafsack und schlafe auch sehr geruhsam und entspannt auf
der Unterlage."
Mein Schlaflager |
Bergkette mit Guffert (mi. links) und Juifen (rechts) |