Zwei schöne Mondfinsternisse

Wir hatten 2018/2019 zwei totale Mondfinsternisse, die ich beide zusammen mit Ralph angeschaut habe.
Beim ersten Mal südlich von München war auch Margret mit dabei, beim zweiten Mal im Bayerischen Wald
dann Johannes - mit einer Übernachtung draußen im Schlafsack.

Mondfinsternis bei Ebertshausen

Freitag abend, den 27. Juli 2018

Mit Margret und Ralph


Mit der S-Bahn kam ich bei Ralph in der Münchner Vorstadt vorbei, und wir haben zwecks MoFi einen Platz
südlich von München gewählt, nicht weit von Ebertshausen weg. Die Bilder des Berichts stammen alle von
Ralph Muth, und ich übergebe auch was den Text betrifft jetzt komplett an ihn - Ralph notiert:

"Eine superlange Finsternis von 1h44, zusammen mit dem genauen Tag der Marsopposition. Was wird da wohl
zu sehen sein unter Dämmerungseinfluß? ... Margret fährt Ben und mich auf das Hügelchen. Über den Bergen
stehen Wolken, so, dass ich froh bin, nicht so nahe an den Alpen zu sein. Die Wiese ist zum Glück gemäht,
und man hat genügend Platz mit sehr idyllischem, grünen Landblick und etwas Alpen im Dunst. Die Sonne
beginnt sich zu senken und weitere Besucher kommen, die sich in Richtung Sonnenuntergang orientieren."

Margret und ich ...

... warten ganz gemütlich auf den Mond

"Fotogene Wolkentürme stehen im Norden und die Sonne beginnt sich zu färben, um in einen farbenprächtigen,
roten Untergang über dem Kornfeld zu münden. Das gefällt schon mal sehr gut. Es kommt auch Markus mit Sohn
Adrian, der einen typischen 60mm Refraktor dabei hat, so wie Ben und ich in der Jugendzeit. Somit weitere gut
vertraute Menschen in der Idylle. Bald lassen sich Jupiter und Venus sehen, wie immer findet Margret diese als erste."

Sehr schön die Wolkenstimmung ...

... und der Sonnenuntergang

"Unerwartet früh, knapp über dem Wäldchen um ca. 21:10, also 18 Minuten nach dem geometrischen Aufgang sehe ich den
teilverfinsterten Mond als blasse und von Wolken beschnitte Sichel. Ich lasse das Tele Zoom meist mit 150mm darauf los.

Schnell schreitet die Finsternis voran und zwischenzeitlich verschwindet der Mond hinter der Wolkenbank, um bald darauf
wieder zu erscheinen. Trotz Dämmerung wird der verfinsterte Teil recht gut sichtbar. Alles das spielt sich in Breitleinwand
angenehm niedrig vor uns ab, und weckt Begeisterung! Die ganze Totalität ist bestens zu sehen."

Das Publikum bestaunt den verfinsterten Mond ...

... und kurz darauf kommt noch der Mars dazu

Ralph fährt fort: "Gegen 22:00 kommt der direkt unter dem Mond stehende Mars zum Vorschein, und bald sieht man diesen
glutrotorange unter dem rotorangen Mond glimmen. Margret gefällt die Planetenparade von Venus, Jupiter, Saturn und Mars,
die schön die Ekliptik anzeichnen. Ben macht eifrig Führung am Bino und lockt Besucher an. Mitte der Finsternis ist der Mars
sogar deutlich heller als der Mond, und so ein rotes Paar habe ich noch nie gesehen. Früher hätte man darin Unglücksboten
gesehen, was heute freudig beobachtet wird. Der Mond hat keine hellere Seite mehr, und das Licht ist wirklich fahl, was mir
gut gefällt.

Ich bin froh, das mit neuer Linsenzentrierung und Staubabdeckungen an den Auszügen versehene 100mm Bino mitgenommen
zu haben. Es zeigt mit 24mm Pano den Mond prachtvoll und farbenfroh im hübschen Sternfeld. Besonders gut zu sehen sind die
weichen Kontrastverläufe an der Grenze Kernschatten zu Halbschatten und im Halbschatten selbst. Inzwischen stehen sehr
viele Beobachter an der Straße, und es fahren viele Autos entlang. Den Auflauf hätte ich nicht erwartet. Unter der schönen
Eiche macht ein Grüppchen Picknick. Ich versuche den Mond mit Mars im Geäst der Eiche festzuhalten.

Es wird richtig dunkel und die Milchstraße steht über dem Mond-Mars Doppelgestirn, was ich auch mit dem Foto mit 12mm f2
einzufangen versuche. So ein schöner Platz unweit von meiner heimatlichen Hütte! Bisweilen entferntes Wetterleuchten über
den Alpen."

Mond und Mars: Am 4-Zoll Bino ...

... und zwischen den Ästen

Eine sehr schöne MoFi !

Ralph schließt ab: "Trotz der schönen Länge ist das alles zu kurz, und mit die schönste Phase ist der Übergang zur partiellen
Phase mit dem schmalen Silberglanz am Mondrand. Zuvor war gut zu sehen, wie der Mond in der Totalität an Helligkeit
zunahm und eine gelbe Farbe bekam.

Zum Schluss noch ein Blick mit 160x auf Mars, mit angedeuteter Südpolkappe und kaum wahrnehmbaren Schattierungen.
Etwa bei 1/3 in der partiellen Phase fahren wir wieder heim. Das war definitv eine der schönsten Mondfinsternisse überhaupt.
Ich setze Ben am Bahnhof ab. Noch ist der Mond etwas angeknabbert."



Mondfinsternis bei Ahornwies im Bayerischen Wald

Nacht Sonntag, den 20. Januar, auf Montag, den 21. Januar 2019

Mit Johannes (HF) und Ralph


Die Bilder stammen wieder alle von Ralph Muth, und er hat erneut sehr schöne und detaillierte Aufzeichnungen erstellt.
So übergebe ich gleich wieder an ihn:

Wo fahren wir hin ?

"Ben und Johannes kommen um 3 Uhr zu mir nach Hause, um herauszufinden, wohin die Reise geht und ob wir überhaupt
losfahren. Die Wetteraussichten sind extrem durchwachsen, von Westen drückt ein Tiefdruckgebiet in Richtung München.
Die Lage ist undurchsichtig. Wir erwägen zwei Möglichkeiten. Zum einen eine Fahrt nach Norden aus der Störung heraus,
aber mit der Gefahr von Hochnebel und unter Umständen sehr vielen Kilometern. Zum anderen der Bayerische Wald, wo
wir erhebliche Höhen erreichen können, um eventuellem Hochnebel auszuweichen. Mitterfirmiansreut scheiden wir aber aus,
weil von Tschechien hochnebelartige Wolken über den Hauptkamm drücken. Aus diesem Grund halten wir zum Hauptkamm
Abstand und entscheiden uns zur Ahornwies bei St. Englmar zu fahren, wo man die 900m Marke in der Nähe des Pröllers
erreicht. Gut vorbereitet entscheiden wir uns ohne langes Zögern, die Initiative liegt bei uns und das heimische Sofa
hat schlechte Karten.

So fahren wir ab 16:30 bei leichtem Schneefall langsam in die Dämmerung hinein. Unweit von Deggendorf beginnt sich die
Hochnebeldecke zu lichten. Der Vollmond wird sichtbar, und die Hoffnung die Mofi zu sehen zu bekommen, macht mich
sehr optimistisch. Wir fahren nach St. Englmar und gehen dort in einer einfachen Dorfwirtschaft essen, um Energie für
die kalte Nacht zu bekommen ..."

An der Ahornwies

"Und dann geht's die letzten Kilometer aufwärts zur Ahornwies und wir begegnen dort einer orographischen Wolke über
unserem Berg. Das lässt uns überlegen, ob wir einen anderen Ort im Lee wählen sollten. Wir bleiben aber zuversichtlich
auf Ahornwies, und bald ist auch von der Wolke nichts mehr zu sehen. Die Bedingungen sind optimal mit super klarer,
eiskalter Luft. Ben ist über den Schneewall am Parkplatz geklettert und findet dort ein idyllisches Übernachtungs-Plätzchen
im tiefen Schnee und Eiskristallen. Das passt zu meinen Biwak-Ambitionen. Von der tief winterlichen Schneelandschaft, die
sich im Licht des Vollmonds ausbreitet, bin ich begeistert. Ich freue mich schon, den neuen anziehbaren Schlafsack auszupro-
bieren. Zuerst muss jedoch eine Liegefläche getreten werden, damit sich eine ebene Auflage für die Matte ergibt. Jeder richtet
es sich auf seine Weise gemütlich ein."

Unser Lager nachts im Mondlicht, ...

... und drumherum tief verschneite Bäume

Ralph fährt fort: "Dann muss ich mit Erschrecken feststellen, dass ich die Speicherkarte der Olympus-Kamera aus Versehen mit
einem Backup zugemüllt hatte und jetzt keine Fotos machen kann. Zum großen Glück hatte ich mir ein neues Handy zugelegt,
welches ich zu Hause auf der Terrasse an den Sternen ausprobiert hatte. So habe ich jetzt einige wichtige Workarounds parat,
um dem Handy unter den Sternen ein halbwegs brauchbares Bild zu entlocken. So kann ich doch eine kleine Fotoexkursion
durch das Schneegeglitzer zu den wild eingeeisten Sträuchern und Bäumen beginnen. Im Schnee hat es eine Eisschicht, die
das tiefe Einsinken verhinderte, und man kann unbeschwert herumspazieren."

Ralph ist dick eingepackt


"Ich mache es mir mit dem Mantel-Schlafsack unter dem antiken Celestia Schlafsack, der als Decke ausgebreitet ist, bequem.
Auf der Oberseite habe ich so in Summe gut 12cm Daunendicke. Das kleine elektronische Thermometer neben mir im Schnee
hat solchen Schutz nicht, und hat sich von der Kälte beleidigt, in den Off Zustand begeben. Die Eisschicht im Schnee überträgt
Trittgeräusche so, dass man auf der Matte liegend, die Schritte der Anderen direkt neben sich wähnt, obwohl diese viele Meter
entfernt sind.

Um 1 Uhr gehe ich in den Moonboots einige fotogene, vereiszapfte Büsche anschauen. Mir ist im Mantelschlafsack gut warm
und so brauche ich fürs Fotografieren keine störenden Handschuhe. Dann stelle ich mir den Wecker für 4h45 Uhr und schlafe
auch schnell wieder ein. Beim Aufwachen vom lästigen Handyweckton bin ich etwas verdattert und blinzle erstmal verwirrt in
das noch helle Mondlicht."

Während der Vollmond hier noch hell strahlt ...

... versteckt er sich morgens zur MoFi im Erdschatten

Zur beginnenden Finsternis ist Ralph wieder wach: "Bald sieht man schon deutlich mehr Sterne als vorher und der Halbschatten
der Mondfinsternis wird direkt wahrnehmbar. Um mich herum glitzert es prachtvoll. In der Schneefläche gibt es etwa 1cm große,
flache Kristalle, die das Mondlicht intensiv zurück werfen, ein Augenschmaus. Ich rufe kurz rüber zu Ben und Johannes, damit
auf keinen Fall jemand die Finsternis verschläft. Ich weiß ja, wie gemütlich es in einem Schlafsack sein kann. Schon ist der
Eintritt in den Kernschatten zu sehen und es wird zusehends finsterer. Dieses Erscheinen der tiefen Nacht bei vollem Mond
ist eines der Dinge, die mich bei Mondfinsternissen so faszinieren.

Zwischendrin musste der eingefrorene Feldstecher für eine Stunde am Körper getragen werden, damit man damit überhaupt
etwas sehen kann. Das funktioniert und so tut mir der 8 x 25 IS gute Dienste. Die Finsternis erscheint mir relativ dunkel, zum
Kernschatten hin grau-orange und am Rande des Kernschatten orange, mit einer Spur von Rot vielleicht. Ben und Johannes
sehen eine Sternschnuppe direkt beim Mond, die mir leider verborgen bleibt.

Mit der schönste Moment der Mondfinsternis ist es, wenn der Mondrand gerade den Kernschatten verlässt und in das weiße
Licht der Sonne gelangt. Zusammen mit der verschneiten Umgebung und dem tief stehenden Finsternismond ergibt sich ein
Anblick, der mir sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Für viele Jahre war die Mofi 2019 die letzte totale mit guter
Sichtbarkeit bei uns.

Die Finsternis endet in der Morgendämmerung


Tief eingeschneit


"Um 8:30 Uhr stehe ich auf und flöße mir erst mal heißen Tee ein. Dann mache ich das völlig vereiste Auto wieder straßen-
tauglich. Das Autothermometer zeigt minus 9,5 Grad Celsius an. Wir drei glauben, dass die -12 Grad, so wie vom Wetterbericht
vorhergesagt, auf der Schneefläche wohl erreicht wurden. Dass es richtig kalt ist, merke ich auch daran, dass meine Finger
am Aluminiumstativ kleben bleiben."

Der Morgen ist kalt: Ich stehe auf ...


... und erklimme den Schneewall am Parkplatz


Ralph abschließend:
"Wir fahren in Richtung Autobahn nach Schwarzach, finden dort leider kein Cafe, und nehmen daher mit der profanen Bäckerei
im Netto Markt vorlieb. Die Rückfahrt zieht sich, das Isartal ist doch ganz schön lang. Eine tolle Unternehmung, bei der Ben,
Johannes und ich gemeinsam den Wettergott und auch die eventuell aufbegehrenden inneren Schweinehunde überlisten konnten."

Ja, das war ein tolles Erlebnis ! Und ich schätz mal, dass die Schneedecke, auf der wir schliefen, so etwa ein Meter dick war.
Die war bei den zapfigen Temperaturen aber so fest, dass keine Gefahr bestand, nachts im Schnee zu versinken.

Andere Sternwärter waren nicht weit weg ...

Wie wir später erfuhren, hatten Carolin, Marine und Martin die Mondfinsternis nur rund zehn Kilometer Luftlinie von uns entfernt
beobachtet - am Grandsberg, weil ihnen die dortige Webcam verraten hatte, dass der Parkplatz geräumt war: Tolle Bilder dazu nebst
Link zur Webcam gibts auf der Seite von Martin.


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