Ralph weiter: "Ich suche zuerst das Astrotreff OdM Galaxien Trippel NGC 2964, NGC 2968 und NGC
2970 auf. Der Versuch ist es, bei NGC 2964 mehr zu sehen als zuvor am Taubenberg. Das erscheint zuerst
schwierig. Es wollen sich keine Details klar zeigen. Ben findet die äußeren Kanten recht klar abgegrenzt
als Anzeichen für die Arme. Es macht keinen Sinn beliebig lange ins Fernrohr zu schauen. Überraschend
erfolgreich ist jedoch der Versuch einer spontanen '10 sec Skizze', und zu meiner Verblüffung kann ich
etwas zeichnen. Offensichtlich sehe ich einen Balken und an den Seiten je einen Arm, wobei der rechte
Arm am Ende mit einem Wölkchen versehen ist. Das passt gut zu Fotos und auch zur
Zeichnung von Uwe [siehe obiger Link zum Astrotreff].
NGC 4438 und NGC 4435 'The Eyes' hatte ich anhand von einem Foto im Astrotreff wegen der Gezeitenschweife ausgesucht. Ich war sehr überrascht und sehr erfreut, denn sowohl im 24mm Pano als auch bei höherer Vergrößerung (13mm Ethos?) zeigte sich für uns beide die eine äußere an 4438 ansetzende Gezeitenfahne deutlich und klar, in etwa 1.5 bis 2 mal so lang wie die Galaxie selbst. Erst bei weiterer Inspektion schälte sich ein weiteres leuchtendes Wölkchen relativ deutlich 'unterhalb' der gedachten Verbindung beider Gx, und etwas näher an 4435 liegend Gx heraus. Ich hatte den Eindruck, dass eine Verbindung zu NGC 4438 da sein könnte und habe das auch wieder mit einer 10 sec Skizze festgehallten. Der Versuchung auch eine Verbindung zu NGC 4435 zu sehen konnte ich widerstehen, und auf den Fotos ist da ja auch nichts zu erkennen. Nichts sehen konnte ich von dem am Wölkchen ansetzenden Gezeitenschweif, der zwischen den den Galaxien hindurchgeht und ganz grob parallell zu dem anderen Gezeitenschweif verläuft, ich wusste auch nicht, dass da etwas sein könnte. Es wäre ein Versuch in den Hochalpen wert! Eine sehr befriedigende Beobachtung, unsere Augen sind offensichtlich noch ganz brauchbar." |
Toll auch ein weiteres OdM-Objekt, NGC 3521: Die mit 9 mag ziemlich helle Galaxie liegt abgelegen im
südlichen Löwen, und ist weniger bekannt. Ihre längliche Westseite erschien wie abgeschnitten, ein Hinweis
darauf, dass das die uns zugeneigte Kante ist, an der sich aus unserer Perspektive dann ganz besonders viel
dunklerer Staub aufsummiert. Das war bei 300x sehr deutlich zu erkennen, und die ganze Galaxie erschien
"mottled"; dabei fiel uns auch ein hellerer Bogen nördlich des Zentrums auf, sowie ein zusätzliches
Staubband - auch auf der Westseite, aber innerhalb des hellen Galaxienkörpers und viel näher am Kern.
In der ersten Nachthälfte haben wir auch einige der großen Highlights eingestellt: Ganz toll die Whirlpool-
Galaxie M51, die Spiralarme kamen mit diversen Knoten fantastisch heraus; schöne Spiraldetails in M66.
Wunderbar das Staubband in NGC 4565, oder die Knoten in "Fisch und Haken", NGC 4631 und NGC 4656/57.
Desgleichen das "schwarze Auge" von M64; oder M82, die sich bei 420x in viele chaotische Details "zerfetzt"
zeigte. Nebenan waren bei M81 die Spiralarme recht gut zu erkennen - diese Galaxie erscheint dann ungewohnt
groß im Vergleich zur viel kleineren, aber sehr flächenhellen M82. Ich hatte dann auch noch M101 drin,
großartig mit den vielen Konten und Armen. Toll auch der Abstecher zum Coma-Galaxienhaufen, mit dem
Gewimmel von Fleckchen um die beiden Hauptgalaxien NGC 4889 und NGC 4874; nicht allzuweit weg waren
auch die "Ankerhaken" von NGC 4725 gut zu sehen, jeweils an beiden Enden des markanten Balkens.
Ralph schreibt noch: "Der Sombrero super leuchtstark; mit sattem Dunkelband und knapp darüber lugender
Kern der Gx entsteht ein räumlich plastischer Eindruck, sehr stark. Das war in Summe eine echt beeindruckende
Galaxien Überdosis, mit sehr viel besseren Bedingungen als auf dem Taubenberg. Umgehauen hat mit mich der
Hamburger NGC 3628, das Stauband ist formatfüllend fast entlang der ganzen Galaxie sauber und klar zu sehen,
erst an den sich verbreiterenden und ausfransenden Außenenden, die für sich genommen beeindruckend sind,
zeichnet das Band nicht mehr. Die Bedingungen müssen sehr gut sein, denn auch die äußeren, lichtschwächeren
Teile der Gx kontrastieren sehr schön. Die Galaxie schießt im Leo Triplett den Vogel ab!"
Ja, die Durchsicht war in dieser Nacht sehr gut, das gibt es ja oft bei einer föhn-nahen Südwestströmung.
Typisch dabei das eher mäßige Seeing, obschon man bei einigen Galaxien durchaus auf 300- bzw. 420- fache
Vergrößerung gehen konnte, um teils immer noch einen lohnenden Zugewinn an Details zu bekommen. Jupiter
in seiner tiefen Position lohnte dann allerdings weniger - Ralph meint: "Später erscheint Jupiter links vom
Schildenstein, die Luft ist so schlecht, dass man gerade so die Hauptbänder sieht. D.h. auch, dass wir die
Galaxien Details bezüglich Seeing nicht ausreizen konnten."
Ralph erläutert: "Zwischendrin mache ich Aufnahmen mit EPL7 und 7.5mm f2.8 mit adaptiertem Diffusor
Cokin P820, so dass sich die helleren Sterne und Sternbilder besser abzeichnen. Ich fand die Sternbilder
Löwe und Großer Wagen wunderbar dominierend. Für den Süden zuständig der Löwe und der Große Wagen
im Zenit, dort mit hohen Bäumen im Vordergrund. Der Diffusor beschlägt sehr schnell und musste geheizt
werden. Außerdem bekam ich Reflexe von den grünen Leuchtstreifen an den Beobachtungsschemeln."
Ralph überkam irgendwann nach ein Uhr die Müdigkeit, und er verabschiedete sich in seinen Schlafsack.
Ich fühlte mich noch recht fit - und mit der Aussicht, irgendwann einfach in den Schlafsack zu kriechen,
statt noch direkt heimfahren zu müssen; das ist ein wichtiger Faktor: Nicht überlegen zu müssen, ob man
die Rückfahrt noch packt, wo dann die Gefahr des Sekundenschlafes lauern könnte. So hat mir das richtig
getaugt: Ein super Himmel, die Temperatur relativ mild, und ein großes Fernrohr zur Hand: Spechtlerherz
was willst du mehr ... :)
Ich hatte einige mittelhelle Galaxien auf dem Schirm, meist so im Bereich 10 bis 11 mag Helligkeit. Bei
denen sah ich gute Chancen, im 20-Zöller einiges an Details erkennen zu können; im Frühling mit seiner
schier unbegrenzten Fülle an Galaxien laufen die eher unter "ferner liefen" - am Herbsthimmel wären sie
viel bekannter ! Ich war mehr auf Überblick und viele Galaxien als auf feinere Details aus, und so habe
ich das 13mm Ethos Okular meist gar nicht gewechselt - die folgenden Eindrücke gelten alle schon für 160x.
Einmal ging es in die nördliche Umgebung des Coma-Sternhaufens: Das enge Galaxienquartett "The Box"
um NGC 4169 war gut in seine Komponenten aufgelöst, und die nahe NGC 4274 deutete an, warum ihr
Aussehen mit dem Saturn verglichen wird. Sehr interessant dann NGC 4314, der markante Balken
mit dem auffallend großen und scharf abgegrenzten Kernbereich fiel sofort ins Auge - siehe dazu
auch Bertrand Laville's Zeichnung.
Weiters kam ich bei NGC 4414 vorbei, auch mit auffallend großem Kernbereich. Richtig ergiebig dann
NGC 4395: Insgesamt 10,5 mag hell, und im Fernrohr ein größerer Kernbereich plus einer Ansammlung
von Knoten, teils mit eigenen NGC-Nummern - diese sind bei Bertrand auf der verlinkten Seite unten samt
Zeichnung
veröffentlicht, die angegebenen NGC-Knoten konnte ich alle ausmachen. Interessante Details
waren bei NGC 4214 und NGC 4244 zu sehen - letztere ist eine extrem langgesteckte "Superthin"-Galaxie.
Nicht weit von den schon erwähnten "Fisch & Haken" liegen "die Mäuse" NGC 4676 A/B - das ist ein
wechselwirkendes Paar zweier nur gut 14 mag heller Galaxien; eine hat einen markanten Gezeitenschweif,
den ich unschwer erkennen konnte - hier eine Zeichnung von Uwe Glahn.
Im Osten steigt das Sommerdreieck ... |
2:46 MESZ: ... und im Süden leuchtet der Jupiter |
Im südlichen Bereich des Virgohaufens liegen die benachbarten Galaxien NGC 4526 und NGC 4535 -
erstere ist einfach zwischen zwei 7 mag hellen Sternen zu finden. Bei NGC 4535, der "Lost Galaxy", schien
mir das seitenrichtige "S" der Spiralstruktur blickweise immer wieder aufzutauchen, hauchzart innerhalb des
rundlichen Nebels; ich habe mir die genaue Ausrichtung des S eingeprägt, und konnte den Eindruck daheim
anhand von Fotos im Netz bestätigen - hier noch eine Zeichnung von Uwe. Ein Objekt subtiler Schönheit !
Nicht weit weg habe ich auch das Paar der "Siamesischen Zwillinge" NGC 4567/68 mitgenommen - großartig.
Zudem war ich im Kleinen Löwen unterwegs: Interessant sowohl die längliche Galaxie NGC 3432, als auch
das wechselwirkende Paar NGC 3395/3396 - auch hier waren einige Details zu erkennen. Und die Kugelhaufen:
Großartig wie immer M3, M5 und M13; im Vergleich geben sich M5 und M13 nicht viel, insgesamt sehe ich
M13 bisserl vorne. Auch reizvoll und schön aufgelöst M53, und der nahe NGC 5053; letzterer mit notorisch
geringer Flächenhelligkeit, ich konnte ihn aber sofort deutlich erkennen.
Gegen 3:30 habe ich dann selber Schluss gemacht. Schee wars - ein schönes und ergiebiges Spechtelerlebnis :)
Ich bin erst spät ins Bett gekommen ;-) (Bild: Ralph Muth) |
Morgenstimmung |