Zwei tolle Nächte auf der Emberger Alm

Donnerstag, den 21. September, bis Samstag, den 23. September 2017


Mein 30. ITT, und zum 22. Mal in Folge fand es nun auf der Emberger Alm statt - mei, wie die Zeit vergeht ...
Bei mir ists ja fast schon wie beim Haley - dem einzigen, dem bislang kein einziges der 33 Treffen ausgekommen
ist -, eigentlich "muss" ich ja kommen ;-)

Als ich am Donnerstag gegen halb vier Uhr auf der Alm ankam, hatten Haley, Gabi, Günter und Stefan (Allgäu) dort
bereits die vorangegangene Nacht mitgenommen. Und sie wussten zu berichten, dass bei wechselhaften Bedingungen
auch einige gute Phasen zum Spechteln mit dabei gewesen waren. Die meisten Wetterberichte hatten für Oberkärnten
schon seit Tagen recht vielversprechend ausgesehen, vor allem was die beiden kommenden Nächte betraf - oben auf
den Wiesen empfing mich auch sogleich überwiegend blauer Himmel. Und Haley mit dem PST-Sonnenteleskop,
wo ich mir den Sonnenball mit zwei kleinen Flecken, einem Filament und kleinen Protuberanzen reingezogen habe:
Damit es sicherheitshalber kein Null-TT wird ;-) Bei den guten Aussichten stand aber ganz und gar nicht zu
befürchten, dass dieser Sonnenanblick das letzte Astroobjekt für das heurige Treffen gewesen sein sollte :)

Bald nach mir trafen noch weitere Freunde aus der Münchner VSW ein: Manfred, Marine und Klaus, während Michael
nach einer Nachtfahrt erst gegen 2:00 morgens ankam; er hatte noch Dieter aus Österreich mit dabei, der in München
wohnt. Marine war mit Manfred gekommen - sie war zum ersten Mal überhaupt zum Beobachten in den Bergen, somit
auch erstmals am ITT. Und auf sie wartete gleich ein tolles Debüt: Die folgenden Nächte auf Freitag und auf Samstag
sollten beide durchgehend klar werden, und von insgesamt hervorragender Qualität sein ! Dieses Mal war unsere
kleine Hütte mit sieben Leuten recht gut belegt, während drei von uns entweder im Auto oder direkt in
Sattlegger's Alpenhof übernachteten.

Donnerstag, 17:42 MESZ: Die Münchner Gruppe auf den Westlichen Wiesen

v.l. Marine, Manfred, Klaus, Stefan, Günter, Ben, Gabi und Haley - vorne li. Manfred's 6-Zoll Bino, re. Günter's 16-Zöller


Ich hatte in letzter Zeit so einige gesundheitliche Probleme gehabt, und auch wenn es jetzt wieder besser ging,
wollte ich diesmal primär nur "Tourist" sein: So packte ich statt des 16-Zöllers nur das kleine 80mm Spektiv ein,
meine Ausrüstung war also bissl abgespeckt ;-) Dennoch blieb die Münchner Ecke auf den "Westlichen Wiesen"
auch heuer sehr gut bestückt: Mit dabei wieder die beiden 16-Zoll Dobsons von Günter und Haley, und Manfred
führte seinen tollen neuen Selbstbau 6-Zoll Bino-Refraktor zum ersten Mal auf die Alm aus.

Am ITT trafen wir auch einige alte Bekannte: So etwa Volker, der den legendären 24-Zöller von Stathis erworben
hat, oder Günter Jenner aus Wien, der uns traditionell beim Beobachten besucht. Und nicht weit von uns hatte sich
auch Uli, der langjährige Organisator des BTM, auf den Wiesen eingerichtet: Wegen der guten Wetterprognose gab
er diesmal der Emberger Alm den Vorzug vor anderen gleichzeitig stattfindenden Teleskoptreffen.

v.l. Gabi, Marine und Günter


Günter an meinem 80mm Spektiv, links Haley's 16-Zoll "Hodor"


Noch bei Helligkeit hatten wir, bei guter Horizontsicht, in Manfred's 6-Zoll Bino und meinem 80mm Spektiv einige
der Berggipfel eingestellt, auf die man besonders nach Südosten hin eine freie Sicht hat: Darunter den Dobratsch,
an dessen Ostflanke das ITT von 1991 bis 1995 fünfmal Station gemacht hatte. Marine hat sich dabei gleich mit
diesen Fernrohren vertraut gemacht: Um nach dem Abendessen - das wie gewohnt in größerer Runde in der
gemütlichen Gaststube bei der Angelika zelebriert wurde - ...

Erste Nacht Donnerstag / Freitag

... ein paar astronomische Highlights einzustellen, wie etwa die Andromedagalaxie M31 oder den Doppelhaufen
h+Chi im Perseus. Sehr schön, ganz besonders natürlich im Bino ! Einen interessanten Vergleich zwischen den zwei
Fernrohren bot auch das Sternhaufen-Paar NGC 663 / NGC 654 in der Cassiopeia: Da hat auch das kleinere Spektiv
schon Details gezeigt, bei NGC 654 blitzten mit indirektem Sehen bereits einige Einzelsterne auf; nett im gleichen
Gerät auch NGC 457, der "Eulenhaufen", oder NGC 6866, der "Kite-Cluster" - bei letzterem Haufen konnte man
im Spektiv bereits die zentrale Sternfigur erkennen, die tatsächlich an den Windschirm der Kitesurfer erinnert.
Und zwei Doppelsterne: Sehr gut war der gelb-blaue Farbkontrast des Doppelsterns Alamak zu sehen; bei 95
Herculis erschien der Farbunterschied weniger deutlich, dafür sind die beiden Komponenten nahezu gleich hell.
Am Spektiv verwende ich meist das Hyperion-Zoom-Okular (8-24mm), was sich bei 20-60 facher Vergrößerung
mit brauchbarem scheinbaren Gesichtsfeld recht gut macht.

Haley hat zu den Nächten wieder sehr detaillierte und lebendige Aufzeichnungen erstellt. Zu den Eindrücken in
Manfred's Bino weiß er zu berichten:

"Extrem superpervers ist M31 in Manfreds 6er Bino. Absolut plastisch mit M32 und 205 in einem Feld, dazu der
kompakte Kern und die Spiralstruktur mit den Dunnkelbändern. Anblick ist wie auf einem Photo, bester Anblick seit
dem legendären Fujinon 25x150, das der Martin Birkmaier immer dabei gehabt hat ... Manfred [hat] den Puderzucker-
Haufen 7789 drin, ganz beeindruckend. Das Sternenmeer wirkt so richtig 3d mäßig. Volle Sahne! ... Im Doppel 6er
prangt 891, schwebt als zarte Nadel im tiefen Weltraum und es gibt einen Hauch von Staubband."

Am 6-Zoll Bino: v.l. Ben, Haley und Marine (Bild: Manfred Mauz)


Das war zum Teil bereits ein Vorgriff auf die spätere Nacht. Da das ITT seit geraumer Zeit auf den Zeitraum zweite
Septemberhälfte bis in den frühen Oktober hinein fällt - wie der Mond halt gerade liegt, der sollte möglichst wenig
stören - werden zu Beginn der Nacht gerne Objekte der südlichen Milchstraße eingestellt: Die gehen zu dieser
Jahreszeit schon bald unter, also erstmal auf in den Schützen ! Ein Fall für Haley's 16-Zöller, dazu gebe ich
dessen Besitzer wieder das Wort:

"[M8 und M20] sind beide toll ohne Filter, im 20er mit UHC grenzgeschmeidig, wieder richtig supertodesfeist. Das
gefällt vor allem Gabi und auch Marine. Im 13er Ethos ohne Filter ist der Anblick immer noch berauschend. Ich gehe
damit zu M22. Heute ein rhododendronfeister Glitzerball, voll aufgelöst, nur noch feist. Ich nehme mal M28 mit, auch
gut aufgelöst, aber nur ein Drittel so groß, wie der bombastische M22, aber immer noch knallehell. Der Wollball
6638 ist eine gute Ergänzung gleich in der Nähe. Abgerundet wird diese Aktion mit M55, der ja ähnlich groß
wie M22 ist, aber viel zarter und dennoch tief aufgelöst."
Und ein kurzer Schwenk: "Währenddessen präsentiert Gabi M33 und kurz darauf einen äußerst schnuckeligen und
kontraststarken M51".

Am 16-Zoll "Hodor": Marine u. Haley, hinten Kärntner Ecke ...

... u. hier stehend v.l. Gabi, Haley u. Günter Jenner (23:18 MESZ)

Das war eine sehr gute Nacht, genauso wie die folgende Nacht auf Samstag; von der Himmelsqualität her wohl das
beste ITT seit 2011. Haley dazu:" Übrigens ist es wieder gut klar, der Gegenschein zeichnet satt, ja fast obszön und
ich erahne Teile des Zodiakalbandes, dazu noch M33 blickweise mit bloßem Auge". Das bestätigen auch seine
weiteren Eindrücke aus der Nacht:

"Der Helixnebel, der steht fast optimal, also her damit. Im 20er UHC ist er sehr beeindruckend, das Auge des Ra,
mit Feldsternen garniert. Das absolute Todeshighlight wird der Cirrus im Hodor: Pickerings Triangle im 20er mit
UHC und dann noch im 13er mit OIII Filter. Krakehl!! Abschnallinger!! Ganz zu schweigen von der Kralle und
der DNS, die absolut top dastehen. Nur noch feist!! Und es hat jetzt auch wieder mehr feine Strukturen verteilt im
Cirrus Nebel. Mal wieder zum Ohrwaschl gehen, 6888 im 20er mit UHC ist bestechend gut und das Ohrwaschl
geht auch ganz rum, der Kontrast ist auch ziemlich bärig ... Beim Günter gibt’s wieder mal einen voll
diamantigen M15."

Ja, und beim Günter gabs in seinem 16-Zöller in beiden Nächten natürlich gleichermaßen schöne Eindrücke: Ein
ebenso spektakulärer Cirrusnebel wusste das Publikum zu begeistern; ganz toll das Staubband in NGC 891 oder
eine sehr detaillierte Galaxie M33 - mit ausgeprägten Spiralarmen und vielen erkennbaren Knoten. Marine war
natürlich auch sehr beeindruckt vom Kugelhaufen M13: Dieser funkelnde Sternenschwarm ist bei dunklem
Himmelshintergrund in den Bergen halt kein Vergleich zum blassen Eindruck in der Stadt.

Gegen 0:00 sind Gabi, Marine und ich zu unserer Hütte hinunter gegangen; die Nacht blieb weiter hervorragend,
meine Fitness war es aber noch nicht - für mich ging es schlafen. Haley hat weiter gespechtelt, um neben den
Highlights - und manch anderen Objekten - auch wieder den Fornax-Galaxienhaufen mitzunehmen: " Steht noch
voll im Dreeg von Udine, aber 1365 ist problemlos als Pflatschen sichtbar. Dann auch noch 1404 u. 1399, zudem
1389, 1387 und 1379. Gerade 1404 und 1399 sind recht deftig." Und mit folgendem Eindruck endete schließlich
auch seine Nacht: "Jetzt zum Morgen gleißt das komplette Zodiakallicht obszön und der Löwe kündigt sich
schon an. Der Orionnebel war dann auch Betthupferl."

Freitag, 0:09 MESZ: An unserer Hütte

Morgenhimmel: Haley mit Milchstraße und Zodiakallicht (Bild: Stefan(Allgäu))

Zweite Nacht Freitag / Samstag

Ich zitiere wieder aus Haley's Bericht, er beobachtet an seinem 16-Zöller:
"[M51:] Gut trotz Tiefstellung, vor allem im 13er. Die Spirale ist immer noch sauber definiert und gemottelt.
5907 im 13er, steht regelrecht bildfeldfüllend da!, Draco Triplett 5982, 5985 und 5981. Auch dieser Anblick ist
kameldornschrill, ebenfalls wieder im 13er. Gabi rührt mit der Berta rum und findet 6140. Ich suche 6824 mit
der SN 2017glx. Hat 14.4mag und blitzt immer wieder mal dicht neben dem Bulge der gut elongierten Galaxis
auf, die mit 13.1mag gut rüberkommt."

Die Supernova konnte ich auch blickweise aufblitzen sehen. Dann haben wir uns noch Thomas Klotzbücher's
"Astrotreff Objekt des Monats" angesehen, den planetarischen Nebel NGC 40. Ich konnte die beiden Schalen
an der Ost- bzw. Westseite des Nebels gut erkennen, und meine auch, dass der helle Rand an der Westseite
indirekt als zweigeteilt auszumachen war. Dazu schreibt Haley, bei 300x und 380x: "Heller Zentralstern, zwei
Shells mit gut definierter Trennung, 6er und 4,8er!. Die äußere Shell hat zwei ausgeprägte helle Bögen und
ist auf einer Seite etwas ausgefranst."

Und weiter gehts: "Dann IC 5146 im Doppel 6er! M11 und 6712. Etwas wabrig, Wollball toll. Fötusnebel 7008:
Todesfeist im 6er! Da Ben ins Bett will gibt es für ihn 891 als Betthupferl, ganz brüllfeist im 13er und 9er.
Den Begleiter sehe ich heute nicht."

Diese Nacht habe ich etwa gegen 1:00 Schluss gemacht. Gabi und Marine blieben heute länger am Platz, und
so konnten sie noch den Orionnebel bestaunen - dafür lohnt es sich wirklich, länger draußen zu bleiben ! Haley
hat im weiteren Verlauf dann noch weitere drei Supernovae eingestellt, ehe er und Michael sich als letzte
aus unserer Gruppe aufs Ohr gelegt haben.

Samstag, 1:09 MESZ: Aufgehender Winterhimmel im Osten ...


... und sinkendes Sommerdreieck im Nordwesten


Günter und Stefan waren in den Nächten sehr viel fotografisch unterwegs. Hier noch zwei schöne Fotos, die Günter
auf dem ITT gemacht hat:

M33 (Bild: Guenter Pfeffer)


Kokonnebel (IC 5146) - Bild: Guenter Pfeffer


Freitag: Übertagen auf der Emberger Alm

Ein ganz gemütlicher Tag, mit etwas Pendelei zwischen den doch recht weit auseinanderliegenden Standplätzen
am ITT; unten kam ich wieder nett mit Joe und Irmgard vom Oculum-Stand ins Gespräch. So viele Jahre war
Martin hier gegenüber in seiner Händlerecke gestanden - wir haben ihn richtig vermisst !

Manfred und Marine unternahmen eine Wanderung zu Nassfeldriegel und Hoher Grände, um dann gen Knoten
abzusteigen und auf klassischem Weg heimzukehren - eine kleine Version der großen Tour, die wir letztes Jahr
über die Hochtristen gemacht hatten. Zum Abendessen waren die Münchner dann wieder gut vertreten, unsere
Gruppe auf zwei Tische verteilt; alles sehr entspannt und launig von der Stimmung her.

v.l. Haley, Christian (Organisation), Gabi u. Volker- mit Volker's 24-Zöller


Am Fichtenheim


Nach der tollen zweiten Nacht sind Günter und ich tags drauf am Samstag wieder heim gefahren, die anderen
blieben noch eine weitere Nacht; diese hat dann teilweise noch einmal aufgeklart, es war aber schlechteres
Wetter im Anmarsch. Das war wieder ein schönes ITT, und mit dem diesmaligen etwas weniger an Aktivität
hat es sich auch ganz gut leben lassen - und sich mal dem Leistungsdruck des Einstellen-und-Herzeigen-
Müssens zu entziehen ;-) Mein Fazit ist wie gehabt: Hat mir echt gfoin, schee wars :)


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