April 2017: Zwei Beobachtungsnächte bei Königsdorf und im Allgäu
Das Wochenende um den 22./23. April hatte ich schon länger im Auge, was das Beobachten betrifft: Es lag nur noch
ein paar Tage vor Neumond, und der Mond würde - auch aufgrund seiner dieser Tage noch recht südlichen Position -
erst spät am Morgenhimmel auftauchen. Vom Wetter her kam es so, dass gerade die mittlere Nacht Samstag/Sonntag
bewölkt sein sollte, während es für die Nächte davor und danach gute Wetterprognosen gab. Diesmal ergab es sich,
dass ich mein Fernrohr gar nicht ins Auto packen musste: Freitag fuhr ich direkt von der Arbeit zur Isartalsternwarte,
und Sonntag auf einen Besuch bei Haley ins Allgäu - da standen jeweils 18- bzw. 16-Zoll Fernrohre zu Verfügung,
und genau das taugte mir jetzt: Mit einem größeren Fernrohr in netter Runde Frühlingsgalaxien spechteln :)
An der Isartalsternwarte bei Königsdorf
Nacht Freitag/Samstag, 21./22. April 2017
Schon ein paar Tage vorher hatte mir Martin (Brückner) auf meine Nachfrage hin erzählt, dass er Freitag abend auf
der Isartalsternwarte sein, und nach der Führung gerne noch weiter beobachten würde - also eine gute Gelegenheit,
dieser schönen Einrichtung nahe am Alpenrand wieder mal einen Besuch abzustatten.
Viel Spaß und schöne Objekte am 18-Zöller
Bei den guten Wetterbedingungen hatten wir beide damit gerechnet, dass mehr "normale" Besucher kommen würden, es
waren aber nur eine Handvoll. Und die wurden zumeist vom Kollegen in der Kuppel - am 24-Zöller - mit astronomischen
Spezereien verköstigt; ich habe dort auch Jupiter und den Eskimonebel NGC 2392 mitgenommen.
Ansonsten stand ich aber an Martin's 18-Zoll Dobson, wo wir von Anfang an viel Zeit für unsere privaten (Spechtel-)
Vergnügungen hatten. Wir, das waren ein weiterer Kollege von Martin, sowie Hans-Georg und Frank; letztere beiden kenne
ich ja schon über 30 Jahre von der VSW her: Und so wurden alte Erinnerungen ausgetauscht, mit diversen witzigen Stories,
und auch über aktuelle Themen geredet, wie etwa über den "Dicken", Franks 36-Zöller. Es war so richtig launig, und Martin
meinte danach, dass wir von den vielleicht drei Stunden, die wir gemeinsam draußen am Fernrohr standen, eine davon sicher
nur geratscht haben ;-)
20:36 MESZ: Die Sternwarte in der Dämmerung
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22:06 MESZ: v.l. Martin, Hans-Georg, Ben und Frank
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Ab halb zehn gaben wir uns vor allem klassische Galaxien des Frühlingshimmels, da ist die Auswahl ja schier grenzenlos:
Tolle Staubdetails in der "Zigarre" M82, Spiralstruktur bei M81 und M51, und Ansätze von Armen bei NGC 2903. Auch sehr
gut die "edge-on's" in Kantenlage: NGC 4565 mit Staubband, der "Fisch" NGC 4631 mit vielen Knoten - und benachbartem
"Haken" NGC 4656 - und NGC 4244. Frank stellte den Doppelquasar bei NGC 3079 ein - die Galaxie mit Details, und bei
dem Quasar war indirekt ein Fleckchen auszumachen.
Zwischendrin habe ich auch die Galaxie NGC 3718 eingestellt, das aktuelle "Astrotreff Objekt des Monats". Hier konnte ich
das zentrale Staubband schwach ausmachen, und bei der benachbarten Galaxiengruppe Hickson 56 drei Teile erkennen: Am
einfachsten das Objekt B, westlich davon C+D zusammen als ein Fleckchen, und indirekt blickweise auch die östliche
Komponente A - Details dazu kann man über den obigen Link finden, etwa bei dem Beitrag von Uwe Glahn.
Der Wintereinbruch im April machte sich schließlich auch von den Temperaturen her bemerkbar, und so haben sich Hans-Georg
und Frank mangels entsprechender Winterklamotten irgendwann verabschiedet. Martin und ich haben noch bis etwa dreiviertel
eins weiter beobachtet. Wir haben noch zwei helle Galaxien eingestellt, Martin den "Sombreronebel" M104, mit tollem Staubband,
und ich die längliche NGC 3521: Recht abseits im südlichen Löwen gelegen und eher weniger bekannt, aber 9 mag hell, und an
seiner Westseite war das Staubband zu erkennen. Als Betthupferl haben wir uns noch für einige Kugelhaufen entschieden: M13,
M53 und dessen Nachbar NGC 5053 - letzterer hat nur eine geringe Flächenhelligkeit, da musste man schon genau hinschauen,
um ihn überhaupt zu erkennen.
0:18 MESZ: Martin an seinem 18-Zöller
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Die 24-Zoll Kuppel unter dem fallenden Löwen
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Eine Nacht im Allgäu
Nacht Sonntag/Montag, 23./24. April 2017
Haley und ich hatten schon länger ins Auge gefasst, mal wieder zusammen bei ihm daheim zu spechteln; Freitag abend hatte
er noch nicht gekonnt, aber Sonntag nacht schon, und da sahen die Wetterberichte vielversprechend aus - zwar noch uneins,
wann es klar werden würde, aber die Tendenz war klar: Der Himmel würde von Nordwesten her aufmachen, ideal für Haley's
westlich gelegenen Standort im Allgäu. Was dann natürlich einen eher kurzen Schlaf mit morgendlicher Rückkehr direkt in die
Arbeit bedeutete, aber das war machbar - zumal diesen Montag in der Arbeit ohnehin eher Routine angesagt war.
Bei schönstem Wetter bin ich Sonntag gegen vier Uhr bei Gabi und Haley angekommen, an ihrem griabigen ländlichen Domizil
auf gut 800 Metern Höhe. Ich konnte den beiden gleich beim Aufbau ihres neuen Gewächshauses assistieren, und den Tieren
zuschauen - ob es nun die eigenen Hasen und Katzen waren, oder die Spatzen, Meisen und Stare am Futterkasten. Später sind
wir noch in einer netten Wirtschaft essen gegangen, und beim Spaziergang zurück sahen wir auf dem Feldweg - Teil der
"Katzenrunde" (Haley) mit weitem Blick ins Land - schon Jupiter und die ersten Sterne herauskommen.
21:51 MESZ: Gabi vor sinkendem Winterhimmel
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23:42 MESZ: Haley an seinem 16-Zoll "Hodor"
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Es war eine durchgehend klare Nacht, in der ich von etwa 21:30 bis 2:45 meist draußen an Haley's tollem Fernrohr war:
Anfangs auch mit Gabi, und die größere Zeit zusammen mit Haley, und zum Teil auch allein, wenn Haley sich drinnen
aufgewärmt und Aufzeichnungen gemacht hat. Meist hatten wir das 13er Ethos bzw. 9er Nagler-Okular eingesteckt, was
etwa den Vergrößerungen 140x bzw. 200x entspricht. Haley's Aufzeichnungen besagen: 'Seeing 1,5" ... Pünktlich zum
Abend Aufklaren, dann klar mit guter Durchsicht, aber Horizontdunst ... Temp.: 23:00; 1.1°, 02:00: 1.6° '
Seit jeher ist die Grenzregion der Sternbilder Jagdhunde / Großer Bär für mich eine sehr interessante Gegend, was Galaxien
betrifft: Richtig tolle Details zeigte der 16-Zoll Dobson da bei M106 (Spiralstrutur) und NGC 4449 (etliche Knoten), sowie
NGC 4618 (mit dickem einzelnen Spiralarm) und NGC 4485/90 - Haley:" 4490, die Cocoon Galaxis und ihr Partner 4485
sind nur noch feist, im 16er schon ein tolles Paar, 4490 kommt auch schon gemottelt rüber." Und,schon im Wagenkasten,
zeigte M108 einige Knoten, und der nahe Planetarische Nebel M97 ("Eulennebel") ganz deutlich seine beiden "Augen".
Und wie schon zwei Tage zuvor stellte ich auch NGC 3718 noch einmal ein - Haley's Aufzeichnungen dazu: "Es gibt ein
querverlaufendes Staubband, auf Photos sieht das Ding der 660 nicht unähnlich. Das Staubband deutet sich indirekt vage
an, man erkennt einen Sprung im Helligkeitsverlauf des Kernbereiches, genau in der Orientierung des Staubbandes. Die
Hicksongruppe wimmelt schon im 13er, da ist der Anblick eigentlich am ästhetischsten. Die B und C Komponente sind
recht gut zu erkennen, die elongierte A-Komponente allerdings nicht."
Und weitere Galaxien: Die schöne helle M63 (auch mein Startpunkt zum "Starhop" für die später noch beschriebene
schmale NGC 5023), sowie die "face-on" NGC 3184 und nochmal die "Nadel" NGC 4565 - immer spektakulär, und Haley
erinnerte daran, wie leicht die Hintergrundgalaxie NGC 4562 zu erkennen war. Bei M64 fiel die "Black-eye"-Staubstruktur
markant ins Auge, und bei dem engen Viereck "The Box" um NGC 4169 konnte ich alle vier Komponenten ausmachen.
Als Einstieg in den Virgo-Galaxienhaufen kamen wir bei M99, M100 (jeweils Spiraldetails), M98 und NGC 4298/4302
vorbei, und dann in den Innenbereich des Virgohaufens, ich gebe wieder Haley das Wort:
"Bildfüllend das Zentrum, neben M84 und M86 mit The Eyes 4435 und 4438, 4388, schön elongiert, 4413, 4402, auch
wieder deutlich elongiert, 4425 und 4387 gehören auch zu dem Zentralbereich. Der Blick schweift dann auch zu 4458
und 4461, auch ein schönes, interagierendes Pärchen, um die 12mag hell. Sehr knusprig. Ich mache mich mal auf den
Weg zu den Siamese Twins, natürlich über die gleißende M87 mit 4476 und 4478, es werden die Knaller M89 und M58
mitgenommen. 4467 und 4468 sind natürlich wieder grenzgeschmeidig, schön groß im 13er und auch weich in der Kontur.
Die 4564, gleich daneben ist auch immer sehenswert."
Diese Nacht habe ich auch speziell nach extra schmalen Galaxien gesucht, den "Superthins", darunter auch lichtschwächere:
Etwa NGC 3044 (im Sternbild Sextans), NGC 4183 und NGC 5023 (beide Jagdhunde); alle gut als sehr dünn zu erkennen,
besonders reizvoll fand ich NGC 5023 - dazu Haley: " ... eine Superthin, die wie eine etwas kleinere und schwächere Kopie
von 5907 wirkt, kommt schon feist im 9er, dort dann fast bildfüllend." Und weiter: "Ich gehe mal zu 4111, dem Mondaufgang
über dem Meer, wie Frank diese Edge on Galaxis nennt. Ist schon sehr ästhetisch, auch in Verbindung mit der 13.06mag
schwachen 4117, die aber im Hodor trotzdem auffällig ist." Viel heller ist dagegen NGC 4244, die vom Achsverhältnis
her auch zu den Superthins gehört - hier sah ich auch Knotendetails.
Schließlich gab es gerade zwei aktuelle Kometen im Sternbild Herkules, zu dem etwa 8 mag hellen Johnson schreibt Haley:
"Nach kleiner Aufwärm- und Schreibpause kommt der Komet C/2015 V2 Johnson zum Zug, ist nämlich gerade über der
Hauskante erschienen und erscheint sogleich prachtvoll mit zartem Schweifansatz im 13er Ethos. Absolut wunderbar."
Und zum anderen Kometen: "[41P/Tuttle-Giacobini-Kresak] ist auch fulminant, ähnlich hell wie der Johnson vorhin,
aber größer, mit markantem Kern, der gerade dicht neben einem Feldstern steht."
Kurz vor drei habe ich dann Schluß gemacht - Haley:" Schließlich noch M3, im 13er und dann 9er ist natürlich ein
Glitzerball par excellance. Bens Betthupferl ist der Jupiter, der zwar immer noch nicht optimal ist, aber besser als am
Abend. Die Monde sind einfach keine sauberen Scheibchen, aber auf dem Planeten gibt es in den Bändern etliche
braune Ovale und auch ein WOS zeichnet." Haley hat dann noch eine gute Stunde weiter gespechtelt.
Arktur (oben) und Jupiter in Richtung Südosten
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1:30 MESZ: Schwan und Leier steigen übers Dach
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Nach rund vier Stunden Schlaf saß ich morgens noch mit Gabi in der gemütlichen Stube beim Frühstück, und kurz vor meinem
Aufbruch kam auch Haley noch zum Abschied dazu: Schee wars gwesn bei alten Freunden da draußen auf dem Land, und auf der
Rückfahrt auf teils kleinen Landstraßen leuchteten die jetzt wieder ganz schneebedeckten Alpen über den weiten grünen Wiesen
des Ostallgäus - bei strahlend blauem Himmel :)
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