Das 32. ITT : Zwei Beobachtungsnächte auf der Emberger Alm

Donnerstag, den 29. September, bis Sonntag, den 2. Oktober 2016

Aus unserem VSW-Spechtelumfeld waren Günter, Klaus, Manfred und Stefan (Allgäu) zumindest schon seit Mittwoch
da, und hatten die wechselhafte, teils klare letzte Nacht miterlebt. Ich konnte erst am Donnerstag kommen, und die meisten
Wetterseiten prognostizierten gleich für die erste Nacht auf Freitag die besten Chancen auf klaren Himmel - mit zunehmend
schlechter werdenden Aussichten für die Nächte danach; irgendwann am späteren Samstag sollte dann ja auch die Kaltfront
aus Norden eintreffen. Für die deutschen Teilnehmer gab es noch die Option einer möglichen Verlängerung, da der Montag
auf den Nationalfeiertag am 3. Oktober fiel. Auch Haley und Gabi trafen noch am Donnerstag ein, und Michael nach einer
Nachtfahrt in der zweiten Nachthälfte auf Freitag. Komplettiert wurde die VSW-Delegation dann am Freitag: Durch ITT-
Novizin Elena, von Michael unten am Bahnhof abgeholt, sowie Carola und Martin mit ihren Kindern Leo, Basti und Flori.
Schließlich waren wir für zwei Nächte wieder zu neunt in unserer üblichen "Ferienwohnung", einer sehr gemütlichen Hütte.

Insgesamt war es auf der Alm recht ruhig, Jürgen sagte etwas von vielleicht 100 ITT-Teilnehmern; es gibt mittlerweile halt
die Konkurrenz von mehreren gleichzeitig stattfindenden Teleskoptreffen in ganz Deutschland, und das ITT liegt für viele
schon recht abgelegen. Sei's drum, uns hat es richtig getaugt, gute Stimmung und alles sehr entspannt :) Und für die VSW
gab es eine Premiere: Wir konnten diesmal gleich drei 16-Zoll Dobsons auf den "Westlichen Wiesen" präsentieren: Die
Fernrohre von Günter, Haley und mir - im folgenden Bild im Vordergrund von rechts nach links zu sehen.

Freitag, Westliche Wiesen: Das VSW-Camp mit drei 16-Zöllern, hi. ein 20-Zöller


Günter an seinem Dobson


Blick zum unteren Platz


Abendstimmung (Bild: Stefan)


Zwei Nächte mit viel klarem Himmel ...

... die über weite Strecken aber auch recht feucht waren, und bisweilen wurden wir richtig in Nebel eingetaucht: In der ersten
Nacht auf Freitag entfaltete das berüchtigte "Nassfeldriegel-Wölkchen" vor allem nach Mitternacht eine rege Aktivität, es kam
zu einem steten Wechsel zwischen dichter Suppe und klarem Himmel - und der hatte teils ausgezeichnete Durchsicht, wo dann der
der Gegenschein gut, und das Zodiakalband zart - über mehrere Herbststernbilder - ausgemacht werden konnte. Den alten Hasen am
ITT sind diese Bedingungen durchaus nicht fremd ;-) - und so wurde mal mehr gespechtelt, und mal mehr geratscht. Immer wieder gab
es auch Besuch von außerhalb, seien es alte Spechtelfreunde wie Günter Jenner aus Wien, oder wanderfreudiges Publikum auf der Suche
nach Fernrohren zum Durchschauen: Und die mussten ja mit astronomischen Leckerlies versorgt werden, also habe ich in beiden Nächten
wieder viele klassische Highlights verfüttert, natürlich auch an unsere eigenen Leute - von denen kommen einige auch nicht so oft zum
Spechteln: Sehr gut gefallen meist der Kugelhaufen M13, der Cirrusnebel mit OIII-Filter oder die Andromedagalaxie, aber auch die
die Sternhaufen M11, M37 und h+Chi, der bunte Doppelstern Albireo sowie die Nebel M17, M27 und M57 haben nicht enttäuscht.

Erste Nacht auf Freitag: Gruppenbild mit Dobsons ...

v.l Haley, Ben, Gabi, Stefan und Günter


... Haley an seinem Fernrohr "Hodor" ...

Mit dem untergehenden Sommerdreieck


Aus Haley's Aufzeichnungen

Dieses Mal mache ich es mir einfach, und überlasse Haley das Wort - man ist da immer schön "live" dabei. Hier einige Auszüge
aus der Nacht auf Freitag:

"M22 ist schon das erste Highlight, voll grandios, im 13er Ethos superb, übrigens auch beim Ben... Dann treibe ich mich wieder
in der M11 Region herum. Ersterer ist wieder megagrell und knallig. 6712 eine wunderbare Wollmaus, besonders im 13er, da kommt
auch der IC 1295 gleich daneben gut heraus. Dieser nette PN wird unterbewertet, wirkt aber vor allem im 13er mit OIII Filter recht
imposant, es kommt auch schon die Donut Form heraus ... Beim Ben gibt es Albireo und beim Brezen [= Günter] werden das 21er Ethos
und das 21er Lunt Okular verglichen ... Beim Brezen kann man einen ganz knusprigen M33 mit gut kontrastierter 604 bestaunen. Nun
der Cirrus. Erstmal im 20er mit UHC. Alle Nebelteile sind sehr üppig, auch Pickerings Triangle und weitere Feinstrukturen. Beim Ben
gibt’s das Ganze im 13er Ethos und OIII, das ist praktisch wie ein Objektivrevolver. Schon ziemlich dekadent. Ben präsentiert auch den
kleinen Ringnebel 6894, mit 12.3mag ein schönes, 44“ großes Objekt. Es wird nun etwas feuchter, das 20er neigt zum zusiffen und auch
der Fangspiegel ist schon teilweise angehaucht ... Es wird 7008 angesteuert, das ist ein echtes Highlight. Im 13er und 9er schon toll, die
wahre Pracht entfaltet sich mit Bens 6er Ethos, da ist die Embryoform richtig gut zu sehen, ganz toller Kontrast. 253 kommt schön deftig
daher, im 13er kameldornschrill mit schöner Plattenstruktur .... Dann bildet sich erstmal richtiger Nebel. Da wird halt weitergeratscht.
Als sich der nochmal lichtet, geht beim Ben und mir ein teilweise richtig ansehnlicher Orionnebel her. Kurzzeitig wird es nochmal
trockener und nochmal extrem klar, so daß die Pracht des Zodiakallichtes erstrahlt und M33 leicht freisichtig zeichnet."

Und Auszüge aus der Nacht auf Samstag: " ... Zeitgleich wird M71 beim Ben an unsere Leute und vorbeikommende Gäste verfüttert ...
1023 ist auch so ein Ölspurobjekt, im 13er ist YS Galaxis sehr schön, aber auch im 20er und beim Ben mit dem 21er Ethos. Ich will mich
am M76 versuchen, aber es schwadet jetzt wieder stärker, darum lieber die Gelegenheit für eine Aufwärmpause in der Hütte nutzen, was
auch umgesetzt wird ... Wieder oben auf der Wiese ist es doch deutlich klarer, als am Anfang der Nacht. Somit lohnt sich doch der Blick
zu 891. Diese wird in allen Okularen bis zum 4.8er durchgekaut, immer rhododendronfeist, im 13er natürlich besonders exquisit.
Weil es gerade so klar ist, daß nicht nur das Zodiakallicht recht deftig zeichnet, sondern auch M33 recht unschwer freisichtig zu sehen ist,
probieren Ben und ich die J022229.6+422059.0, die hellste Begleitgalaxis von 891 ***. Im 9er und 4.8er blitzt sie zwei- dreimal indirekt
auf. Auch Ben kann das nachvollziehen, am 27.08.16 daheim fand ich die Sichtung fast noch eindeutiger ... Schlußhighlight ist 3077, ganz
todesfeist im 13er und M81 und M82. Beide superextrem kompaktschrill, besonders M82, im 13er schon, da M81 auch mit satt Spirale,
M82, die Zigarre, im 9er wieder extrem strukturiert und viele Details des chaotischen Inneren. Extrem toll!"

*** 2014 hatte ich diese Hintergrundgalaxie bereits schön in Jörg Peters' 25-Zöller gesehen, auf der Edelweißspitze

... Haley u. Günter (an meinem Fernrohr)

Hinten oben die Kärntner Ecke


Nacht auf Samstag: VSW'ler und Kärntner (Bild: Stefan)

vorne v.l. Günter, Gabi, Haley (am Fernrohr), Carola, Elena, Michael u. Ben (am Fernrohr)


Dazwischen habe ich noch ein paar Schwenks zu "alten Freunden" gemacht, den Galaxienhaufen um NGC 383, NGC 507 und NGC 1275 im Perseus
- mit 16-Zoll Öffnung ist das immer wieder lohnend. Und mich nochmal in einigen dichteren Arealen der Milchstraße herumgetrieben, in Cassiopeia
und Schwan, relativ weitwinklig mit dem 21er Ethos Okular bei 86-facher Vergrößerung - da hatte ich einige Pfade noch gut im Kopf, die ich neulich
mit dem 5-Zoll Refraktor intensiv durchwandert hatte.

Zwei Deep-Sky Objekte des Monats im Astrotreff

Einmal die enge Galaxiengruppe um NGC 70 im Sternbild Andromeda, da konnte ich im 16-Zöller bei 200-facher Vergrößerung (9er Nagler-Okular)
die Galaxien NGC 68, NGC 69, NGC 70, NGC 71, NGC 72, NGC 72a und NGC 74 ausmachen; eingestreut im gleichen Feld sind etliche schwache
Sternchen. Im Astrotreff wurden zu dem Objekt einige hervorragende Zeichnungen gepostet.
Zum anderen die "verbogene" Galaxie NGC 2146 im Sternbild Giraffe, in meinem 16-Zoll Dobson war da - ebenfalls bei 200x - mit indirektem
Sehen ein kurzes Staubband zu erkennen, und weitere Details sahen für mich in etwa so aus, wie sie in der Zeichnung von Mathias - mit einem
14-Zoll Fernrohr - dargestellt sind.

Noch ein Stimmungsbild ... (Bild: Manfred Mauz)



Samstag: Bergwanderung auf die Hochtristen (2536 m), mit Rückweg über Einsee


Haley und ich hatten uns fest vorgenommen, dieses Jahr auf die Hochtristen zu steigen, also wieder mal "den Tristen niedaspringa".
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sollte es meine siebte Besteigung dieses ITT-Hausberges werden, die letzte lag aber auch
schon sieben Jahre zurück; und wie Haley meinte - wer weiß, wie viele noch kommen, man wird ja nicht jünger. Startpunkt war
unser Spechtelplatz auf etwa 1770 m Höhe.

Zu den Bildern übernehme ich wieder Haley's Bericht - diesmal ungekürzt:

"Der heutige Tag stand komplett im Zeichen der großen Hochtristenwanderung. Ich habe es geschafft ganz früh aufzustehen und wir
sind um 10:30 Uhr von den westlichen Wiesen gestartet. Mit dabei sind Ben, Martin und Nico, einer der beiden Wiener Burschen, die
auch immer hier am ITT zugange sind. Der Naßfeldriegel ist relativ schnell erklommen, mit 2238m ja nicht so hoch und wir genießen
schon mal das erste Gipfelerlebnis des Tages. Es ist etwas kühl, meist dicht bewölkt, aber gut trocken."

Am Anstieg: Alpen-Anemone

im Hintergrund der Knoten

Eine Rast am Nassfeldriegel (2238 m)

v.l. Haley, Martin, Nico und Ben


"Die Hohe Grände ist der zweite Gipfel, den wir uns antun, nun schon auf dem Weg zum Hochtristen. Martin verläßt uns hier, zu dritt marschieren
wir weiter. Ganz ohne ist die Tour auf den Hochtristen nicht, schöne ausgesetzte Stellen und der Endanstieg ist wunderbar giftig."

Dunkle Schatten liegen über unserem Gipfelziel

Das letzte Stück ist recht steil


"Nach 3 Stunden stehen wir auf dem 2536m hohen Hochtristen, der jetzt auch nicht in Wolken ist, das ist schon praktisch. Es scheint jetzt eher
besser zu werden. Die dickeren Cumulanten werden weniger. Der Abstieg zum Einsee zieht sich schon ein bisserl, übrigens hat uns Nico am Gipfel
verlassen, auch, weil er seinen Autoschlüssel vermißt, der aber tatsächlich nie weg war, wie wir später erfahren."

Gipfelfoto auf der Hochtristen (2536 m)

v.l. Haley, Ben und Nico

Am Abstieg zum Einsee ...

... schon wieder einiges unter der Hochtristen (rechts)


"Am Einsee auf 2150m ist es sehr schön, da war ich schon sehr lange nicht, vor über 15 Jahren mal, die Gabi war da damals auch mit dabei.
Ben und ich rasten an diesem schönen kleinen See, da kommen Manfred und Michi, die vom Ochsentörl her kommen. Wir bleiben also noch länger ... "

Pause am Einsee (Bild: Michael Holzner)

v.l. Michael, Manfred, Ben und Haley

Der Einsee mit der Grafischen Tristen

Blick zurück schon beim Weitergehen


" ... und dann beginnt der sich doch lang hinziehende Rückweg zur Alm. Weil es recht trocken ist, kommt die Querung der 15 sumpfigen Bäche
gegen Ende des Abstiegs nicht ganz so nervig rüber, vor zwei Jahren war das ekelhafter. Um 18:20 landen wir wieder im Camp an. Das angenehmste
nach so einer Monstertour mit sicherlich über 1000 Höhenmetern ist die Dusche, dann ganz genüßlich Abendessen."

Rückblick zur Hochtristen (Bild: Michael)

Tintling, hinten der Knoten (2216 m)

Nach dem ausgiebigen Abendessen bei der Angelika in "Sattlegger's Alpenhof" blitzen zwischen dem Wischi-Waschi-Himmel ein paar Sterne durch.
Ich hatte mein Fernrohr aber gleich nach der Wanderung im Auto verstaut, es war ja Regen angesagt. Und so habe ich die Nacht auf Sonntag nicht
mehr beobachtet, Haley hat sich noch ein paar Objekte reingezogen. Ich bin ob der wettertechnisch eher trüben Aussichten dann Sonntag vormittag
noch heimgefahren, einige von uns blieben noch eine Nacht länger auf der Alm.

Fazit: War wieder sehr schön - richtig griabig :)


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