23:46 MESZ: Meist klarer Himmel im Süden, ... |
... mitunter aber auch mit Wolken. |
Die Nacht war meist klar, hatte aber auch Tau. Der Fangspiegel blieb zwar verschont, dafür mussten die Okulare bisweilen etwas
aufgewärmt werden. Und gegen Morgen hin zogen immer wieder ein paar Wolken durch. Ich war längere Zeit im Schwan unterwegs,
in der großen Milchstraßenwolke zwischen Albireo und Sadr: Es ging u.a. zu dem Begleitstern des Schwarzen Loches Cygnus X-1;
das sieht man natürlich nicht, aber man kann sagen: Da ist es ;-). Und danach zum Tulpennebel (mit OIII-Filter), zum engen Haufen
Teutsch 8 (bessere Auflösung ab 190x) und schließlich über die dichten Regionen um P Cygni weiter in das markante Staubband des
"Great Rift". Dort liegen die beiden Sternhaufen Bica 1 und Bica 2, interessant weniger wegen ihres Eindrucks im 10-Zöller, sondern
vielmehr wegen ihrer tatsächlichen Natur: Sie enthalten viele junge Überriesen, und wären am Himmel schon mit bloßen Augen sehr
auffällig, wenn sie nicht durch den dichten Staub so drastisch heruntergedimmt würden.
Ansonsten hatte ich auch ein paar kleine Nebel drin (Campbell's Hydrogen Star, Eggnebel), sowie Objekte aus den "Deep Sky Objekt
des Monats"-Rubriken des "Astrotreff"-Forums; die werden wie gesagt im Jaufenpass-Bericht beschrieben.
Am ersten Abend war es meist bewölkt, ... |
... vor der zweiten Nacht dann aber perfekt klar. |
Bezüglich der ersten Nacht waren sich die Wetterberichte für diese Gegend nicht einig gewesen, und die "Pessimisten" unter ihnen behielten
recht: Es schwappten von Norden her fast durchgehend dichte Wolken herein, mit nur einigen "Locklöchern", und so habe ich mich ins Auto
verzogen und abgewartet - mal eingeschlafen, mal wach. Als es schließlich gegen 3:00 richtig aufgemacht hat, habe ich den 16-Zöller dann
aber nicht mehr aufgebaut, sondern nur noch ein wenig mit dem Feldstecher in der Milchstraße herumgeschaut.
Es kündigte sich schon an, dass diese Nacht gut werden würde: Stahlblauer Himmel am Abend, ohne jede Wolke. Und es blieb durchgehend
trocken, bei mitunter etwas auflebendem Wind; das Seeing war dennoch recht brauchbar, man erhielt auch bei 300-facher Vergrößerung noch
scharfe Bilder im Okular. Nur war der Horizont nach Süden hin, in Richtung Meran, spürbar aufgehellter als es bei meinem ersten Besuch hier
in 2014 der Fall gewesen war - ansonsten war das aber eine gute hochalpine Nacht !
Bis etwa 0:00 war fast durchgehend Objekte zeigen angesagt, denn es galt, meine Parkplatz-Nachbarn mit astronomischen Leckerlies zu versorgen -
ein neugieriges und zunehmend begeistertes Publikum: Darunter drei Einheimische aus den Nachbarorten St.Leonhard und Walten - einer hatte noch
einen Freund nachgeholt, der selbst Besitzer eines 10-Zöllers ist. Dazu noch drei Paare, jeweils aus Bad Tölz, aus der Würzburger Gegend und aus
Frankreich (Dijon); die Franzosen waren auf einer längeren Rundreise durch die Alpen, und wählten ihre nächsten Ziele jeden Tag ziemlich spontan
neu aus. Auch hier bestätigte sich wieder: Nirgendwo gibt es so begeistertes Feedback wie bei einer Führung im Hochgebirge, besonders mit größeren
Fernrohren - so ein funkelnder, brillanter Kugelhaufen M13 bei dunklem Alpenhimmel ist in Stadtnähe so halt auch nie nur entfernt zu bekommen !
Großes Staunen löste auch der Cirrusnebel (mit OIII-Filter) aus, und auch der farbige Doppelstern Albireo, der Ringnebel M57, der Hantelnebel M27,
die Sternhaufen M11 und h+chi Persei oder die Galaxien M51 (schöne Spirale), M81/M82 (toll "zerfetzt") und M31 (Andromedanebel) kamen gut an.
Und natürlich auch der Mond - trotz waberndem Bild in tiefer Position - sowie Mars und besonders Saturn ("Ja Waaahnsinn ...").
23:07 MESZ: Vier der Beobachter - vor Arktur und Großem Wagen |
Blick nach Südosten, rechts Fomalhaut |
Ich hatte einige dieser kleinen Nebel schon neulich im 10-Zöller drin gehabt, und jetzt folgte der Vergleich mit 16-Zoll. Einmal ging es
in die sternreiche Milchstraßenregion rund zwei Grad nordöstlich von Albireo (Sternbild Schwan):
"Campbell's Hydrogen Star" ist ein sehr ungewöhnlicher kleiner planetarischer Nebel: Nicht wie so oft mit türkiser Farbe (und empfänglich
für den OIII-Filter), sondern in einer Art mattem rot-orange leuchtend. Das Objekt war mir schon neulich im 10-Zöller sofort an seiner ganz
eigenen Farbe aufgefallen, die sich auch von der Farbe klassischer roter (Über-)Riesensterne wie Beteigeuze oder Aldebaran unterscheidet.
Bei 235-facher Vergrößerung (4.8er Nagler) - und höher mittels Barlow-Linse - erschien das Objekt klar flächig, und ich konnte blickweise
um den 10 mag hellen Zentralstern einen schmalen rötlichen Saum ausmachen; der stammt von 11,3 mag hellen eigentlichen Nebel. Das war
ganz deutlich zu erkennen - ein tolles Objekt ! Im 16-Zöller sah ich am Jaufenpass keine neuen Details, nur war alles bei 300x und 380x
noch heller und einfacher zu sehen.
Schwieriger war es dagegen, im 16-Zöller beim nur 8" kleinen proto-planetarischen Nebel "Minkowski's Fußabdruck" Details zu erkennen;
bei 380x habe ich die Zweiteilung wahrscheinlich erahnt, bin aber nicht sicher. Mit der gleichen Öffnung konnte ich aber unschwer einen
Teil des Bogens des nahen Supernova-Überrests Sh 2-91 erkennen - sehr schön mit OIII-Filter bei 86x im 21er Ethos.
Dann zum "Flügelstern" Gienah (Epsilon) im Schwan, und von dort etwa vier Grad nach Nordosten starhoppen: Hier liegt der "Eggnebel",
ein etwa 12 mag heller proto-planetarischer Nebel - klein und länglich - den ich neulich schon im 10-Zöller bei 235-facher Vergrößerung
als zweigeteilt erkennen konnte: Die eine Hälfte heller, und klar durch ein dunkles Band von der anderen getrennt. Im 16-Zöller war das
dann bei 300x und 380x noch deutlicher zu erkennen - auch ein sehr interessantes Objekt !
Ein weiterer Exot ist der 14 mag helle, praktisch stellare planetarische Nebel Kohoutek 4-8 im Sternbild Schild. Das Foto unten in diesem
italienischen Astroforum zeigt die Position an: Der winzige Nebel liegt in einer gebogenen Sternkette, deren hellster Stern am Ostrand liegt.
Der PN war auch im 16-Zöller nur schwer auszumachen, aber es gibt Hilfsmittel - den OIII-Filter ! Denn so winzig sternförmig Kohoutek 4-8
auch ist, er ist nun mal ein planetarischer Nebel, und emittiert damit typischerweise reichlich "verbotene" Sauerstofflinien.Und siehe da:
Mit dem OIII-Filter verblasste der Stern am Ostrand, und unser PN war mit einem Mal der deutlich hellste "Stern" der Kette. Am besten ist
so etwas mit einem Filterrad zu sehen, wenn man schnell hin und her switchen kann - das fehlt mir am 16-Zöller.
2:08 MESZ: Die Plejaden sind da ! |
Milchstraße über dem erhellten Vinschgau mit Meran |
Einmal war das die irreguläre Zwerggalaxie NGC 6822 aus unserer "Lokalen Gruppe": Sie hat nur eine relativ geringe Flächenhelligkeit, und die
in Mitteleuropa recht tiefe Position am Himmel tut ein übriges, dass sich der eigentliche Galaxienkörper nur mühsam vom Himmelshintergrund
abhebt. In meinen beiden Gebirgsnächten war dieses Sternsystem aber unschwer zu erkennen; die Herausforderung sind hier gesonderte Details
innerhalb der Galaxie: Im 16-Zöller konnte ich die HII-Regionen Hubble V und Hubble X bei 200x und 300x mühelos erkennen, nahezu direkt;
während der Komplex Hubble I+III nur mit indirektem Sehen blickweise als diffuser Fleck auftauchte, das aber eindeutig - siehe dazu auch die
Zeichnung von Uwe Glahn. Am Limit war für mich der zentrale Kugelhaufen H VII: Da schien indirekt bisweilen etwas an der richtigen Stelle
aufzublitzen, sicher bin ich mir aber nicht. Im 10-Zöller hatte ich mich auch schon an Details versucht, und ich meine, dass Hubble V und X
indirekt blickweise zu erkennen waren.
Bei dem benachbarten, 9,3 mag hellen planetarischen Nebel NGC 6818 konnte ich im 10-Zöller bei 235x klar erkennen, dass der Nebel in der
Mitte dunkler ist. Und im 16-Zöller, bei 300x und 380x, erschien er länglich, und entlang der längeren Seiten mit zwei helleren Schalen am Rand.
Zum anderen der Haufen M11 und die nahe Sternfigur "Leiter 15" im Sternbild Schild, Rene Merting zeigt im Astrotreff dazu ein Foto. M11 ist
einer der eindrucksvollsten offenen Sternhaufen des ganzen Himmels, und schon im kleinen Fernrohr in zahlreiche Sterne aufgelöst. Mich erinnert
er an den viereckigen Kopf eines Roboters, mit der eckigen Einbuchtung als eine Art Mund, und der einzelne helle Stern als das Auge. Leiter 15 ist
dagegen im 10-Zoll Fernrohr eine gewisse Herausforderung: Die Figur erinnert an einen "Kleinen Wagen", aber bei kleiner Vergrößerung konnte ich
die schwächeren "Deichselsterne" nur als diffuse Linie ausmachen. 190x genügte dann aber, um alles zu erkennen: Neben den drei helleren Sternen
aus dem "Kasten" auch den schwächeren vierten (eine Art "Megrez", der schwächere innere Kastenstern im Großen Wagen ), sowie die Kette der
restlichen fünf Deichselsterne. Wirklich nett - eine reizvolle Sternfigur !
"Morning after": Hinten d. Ötztaler Hauptkamm, darin links Hochwilde (3480 m) |
Arnika |
... gespielt von sehr guten einheimischen Musikern |
Abstieg zur Mittelstation, links unten Meran |