Ein Abend in Geigersau

Freitag abend, den 5. Februar 2016

Mit meinem alten 10-Zöller im Gepäck, den ich bereits am Abend zuvor ins Auto geladen hatte, kam ich gegen 18:00 auf dem
breiten Höhenrücken am Alpenrand an. Von dem neulich gefallenen Schnee war hier oben auf 930 Metern Höhe infolge des erneuten
Wärmeeinbruchs ein großer Teil schon wieder weggeschmolzen. Wie von verschiedenen Wetterprognosen angekündigt, waren die letzten
Wolken gerade am Abziehen - allerdings sollte von Westen allmählich hohe Bewölkung hereinkommen, und diese Zirren ließen dann
auch nicht allzu lange auf sich warten.

18:50 MEZ: Der Orion im Visier des 10-Zöllers


Ich hatte einige sternreiche Offene Haufen des Winterhimmels auf dem Speisezettel, und zwar speziell solche der "zweiten Garnitur".
Da gibt es am Winterhimmel einige Exemplare so um etwa 8 mag Gesamthelligkeit herum, die im 10-Zöller bereits in eine Vielzahl von
kleinen Sternchen aufgelöst werden können - als Vergrößerung habe ich meist 87x gewählt (13 mm Ethos Okular): Einmal in den Zwillingen
NGC 2420, nicht weit weg vom "Eskimonebel" NGC 2392 gelegen, und NGC 2266; letzterer Haufen ist sehr lohnend, ein kleines kompaktes
Dreieck mit hellerer Sternkette am Rand, und war auch schon mal "Astronomy Picture of the Day". Und noch - direkt neben M35 - den vor
allem von Astrofotos her bekannten, sehr dichten Haufen NGC 2158: Im 10-Zöller schon viele feinste Sternchen bei 125x und 190x,
besonders mit indirektem Sehen; braucht aber noch mehr Öffnung, um wie im 16-Zöller richtig spektakulär herauszukommen.
Und im nördlichen Orion sah ich viele zarte Sternchen in NGC 2194, und habe bei der Gelegenheit nebenan den ganz unverwechselbaren
6 mag hellen Sternhaufen NGC 2169 mitgenommen, dessen zwei Teile zusammen an eine "37" erinnern - eine tolle Sternfigur ! Andere
dichte Haufen waren NGC 1245 im Perseus und Mel 71 in Puppis - mit einem Abstecher zum lohnenden hellen sternreichen Haufen M46
mit dem vorgelagerten Planetarischen Nebel NGC 2438.

Nur 50" von dem 4 mag Stern My im Orion entfernt steht der planetarische Nebel Abell 12, der gut auf einen OIII-Filter anspricht. Um ihn
aus dem Lichthof des hellen Sternes herauszuholen, muss man aber höher vergrößern: Bei 190x und OIII konnte ich ihn eindeutig ausmachen,
besonders mit indirektem Sehen. Auch schön zu erkennen war Abell 21, der "Medusa-Nebel", mit OIII-Filter bei 87x. Wieder mit 190x konnte
ich mit indirektem Sehen auch den Dunkelnebel im kleinen Reflexionsnebel NGC 1999 blickweise ausmachen, direkt neben dem zentralen
Stern - das geht mit höherer Vergrößerung natürlich viel einfacher, sofern das Seeing gut genug ist.

Vor dem Großen Wagen und der aufgehenden "Sichel" des Löwen


21:14 MEZ: Polregion mit Komet Catalina.


Der Komet Catalina ist mittlerweile über den Nordpol hinaus in die Giraffe gewandert, auf dem Weg in Richtung Perseus. Ich habe die
Position im Feldstecher ausgemacht, und konnte im 10-Zöller einen Teil des breiten Staubschweifs erkennen, mit deutlich abgegrenzten
Rändern - zur Zeit meiner Beobachtung waren aber einige Zirren in der Region unterwegs, sodass ich nicht genauer nach Details wie der
Schweiflänge gesucht habe. Im Astrotreff hat Robin eine Aufnahme von Ende Januar eingestellt, mit intereressanten zusätzlichen Infos.

Es gibt es ein paar enge Doppelsterne im "Struve-Katalog", die ich gerne mal einstelle, und mit denen man auch die Luftruhe überprüfen kann.
Das Seeing schien mir im Lauf der Nacht besser zu werden, und gegen 22:00 war "Struve 644" im Fuhrmann bei 190x schön scharf getrennt
- mit erkennbarem Farbkontrast, den man allerdings bei höherer Vergrößerung noch schöner sehen kann. Hier stehen zwei 7 mag Sterne nur
1,6" auseinander, die Spektralklassen sind B2 und K3: Also ähnlich wie bei Albireo, nur sind die Sterne von Struve 644 fast gleich hell;
die hatte ich auch schon im 10-Zöller der VSW bei 285x und 500x drin - schon in der Stadt sehr lohnend !

Zwischendrin habe ich auch Highlights wie Jupiter, M42, h+Chi, M37 oder den Rosettennebel (sehr schön mit OIII-Filter) mitgenommen.
Insgesamt wurden die Zirren aber dichter, und so fiel die Entscheidung schließlich gegen das Übernachten im Schlafsack, und ich bin
gegen 23:15 wieder zurück gefahren. Hat sich aber voll gelohnt, auch vom Naturerlebnis her: Über Stunden war immer wieder das
„Huh-Huhuhu-Huuuh“ des Waldkauzes zu hören, aus zwei verschiedenen Richtungen.


Schon der aufgehende Jupiter hat es mit den Zirren zu tun ...


... und später von Westen her auch die Wintersternbilder



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