Das hatte Uwe noch hinzugefügt, nachdem er mir mal ein paar mögliche Plätze für dieses Mittelgebirge genannt hatte. Die Wettervorhersagen waren
sich für diese Nacht nicht einig: Die einen sagten durchgehend gute Bedingungen voraus, andere meinten dagegen, dass es erst in den Morgenstunden
aufmachen würde. Bei Dunkelwerden war es jedenfalls bewölkt, und ich versuchte, im Auto erstmal etwas zu schlafen; das gelang, und zwischendrin
bin ich sinnvollerweise auch immer wieder aufgewacht: Gegen elf und auch gegen ein Uhr war es noch bewölkt, aber gegen 2:00 war es völlig klar:
Die Grenzgröße im Zenit dürfte so um die 6.8 bis 6.9 mag gelegen haben, und die Galaxie M33 war indirekt ohne Probleme auszumachen. So hatte
es Uwe richtig vorhergesagt: Ich war begeistert - für einen nicht-alpinen Standort mitten in Deutschland war das ein richtig toller Himmel :)
2:58 MESZ: Freie Sicht nach Süden und Südwesten
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Blick nach Westen
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Im 10-Zöller machte ich eine Rundreise im Grenzgebiet der Sternbilder Andromeda, Perseus und Dreieck: Vom tollen Farbkontrast-Doppelstern
Alamak über NGC 891 (Staubband durchgehend auszumachen, in der Mitte deutlicher), den Galaxienhaufen Abell 347 um NGC 910 (vier der Galaxien
deutlich), die flächenhelle Galaxie NGC 1023, den offenen Sternhaufen M34, den Perseus-Galaxienhaufen um NGC 1275 (etliche Fleckchen sichtbar),
den Farbkontrast-Doppelstern 15 Tri, die Galaxie NGC 925, den lockeren offenen Haufen NGC 752 zu dem engen Galaxienpaar NGC 750/51. Und dazu
noch weitere Galaxienhaufen wie etwa die Gruppen um NGC 7619/7626, NGC 83 und NGC 691 - die letztere Anhäufung ist locker um den relativ engen
Farbkontrast-Doppelstern 1 Arietis gruppiert, mit vier Galaxien so um die 12 mag Helligkeit herum. Und ein Ausflug in die Milchstraße in Cassiopeia und
Perseus, und dabei nochmal speziell auf die roten Überriesen in den Sternhaufen NGC 457, M103 und h+Chi im Perseus (hier gleich fünf dieser Sterne)
geachtet - die sind im Perseusarm unserer Milchstraße so grob 8000 Lichtjahre entfernt, und vom Beteigeuze-Typ, und somit alle Kandidaten für eine
Supernova-Explosion. Und sehr gut kamen auch die klassischen Galaxien M31 und M33; in M33 war die Spiralstruktur sehr deutlich, mit ein paar
eingestreuten Knoten.
So gegen halb fünf habe ich den Zehnzöller wieder im Auto verstaut, und bin - nur mit Feldstecher und Kamera - zur alten innerdeutschen Grenze
gelaufen, das ist zu Fuß nicht mal einen Kilometer weg. Ich brauchte für die Planeten eine freie Horizontsicht, und das war hier sogar nach allen Seiten
hin gegeben - ein freier Blick über weite Hochflächen. Als historisches Denkmal stehen hier noch ein Wachturm und ein paar Segmente des ehemaligen
Stacheldrahtzaunes, was vor dem nächtlichen Sternenhimmel eine irgendwie bizarre Kulisse abgab. Die nächsten anderthalb Stunden habe ich hier in
Ruhe verfolgt, wie Venus, Mars und Jupiter zusammen mit dem Sternbild Löwe immer höher stiegen, bis schließlich die schmale Mondsichel, und
ganz zum Schluß - schon in der aufgehellten Dämmerung - auch noch Merkur auf der Bühne erschien. Ein sehr schönes Erlebnis !
4:59 MESZ : Auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzerv.l. Großer Wagen und der aufgehende Löwe; und rechts aufsteigend Jupiter, Mars und Venus
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6:26 MESZ: Löwe & Planeten in der Dämmerungv.r. absteigend Venus, Mars, Jupiter, Mondsichel und auch Merkur
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Nächtliche Eindrücke mit einzelnen Überbleibseln ...
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... der ehemaligen Grenzsperranlagen
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Kraniche auf dem Weg nach SüdenFriedhelm hatte sie zuerst an ihren trompetenartigen Rufen erkannt
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Weite Landschaft auf dem HochplateauNicht weit von der ehemaligen Grenze entfernt
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Der Kolonnenweg markiert heute das "Grüne Band"
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Am ehemaligen Grenzzaun: v.l Horia, Friedhelm und Ben
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Unterwegs ...
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... zum Schwarzen Moor
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Wie allgemein vorhergesagt war die zweite Nacht von Anfang an klar. Insgesamt erschien mir der Himmel ein wenig aufgehellter als in der Vornacht, aber es war auch
noch früher am Abend. Dennoch war auch das ein sehr guter Himmel, was man auch daran sah, dass wir den Gegenschein in den Fischen ausmachen konnten.
Friedhelm am 10-Zöller ...
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... und Horia an seinem 18-Zöller
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Friedhelm stellte gleich mal das Paar NGC 6712 (Kugelhaufen) und IC 1295 (Planetarischer Nebel) im Sternbild Schild ein, zuerst in meinem 10-Zöller,
und danach auch in Horia's 18-Zöller - ein interessanter Vergleich, ohne Filter konnte das Loch im Nebel aber nur vermutet werden. Und im großen Dobson
war Galaxienzeit angesagt: Bei den Haufen um NGC 1275 ("Perseushaufen"), NGC 383 und NGC 507 konnte jeweils eine ganze Reihe von Einzelgalaxien
gut gesehen werden; desgleichen vier Galaxien in der direkten Umgebung von NGC 7331, und auch bequem die fünf Mitglieder von Stephan's Quintett. Dazu
hatten wir die interessante Gruppe um NGC 470/474 im Okular, und auch NGC 770 oder NGC 7479 mit dem einzelnen Spiralarm. Und wieder mal wurden
auch Highlights wie die Staubband-Galaxie NGC 891, der "Fötusnebel" NGC 7008 - Horia war schwer beeindruckt - oder der "Crescentnebel" NGC 6888
gereicht - alle großartig im 18-Zoll Fernrohr bei diesem guten Himmel ! Das hat richtig Spaß gemacht: Eine gleichermaßen konzentrierte wie entspannte
Spechtelnacht in freundschaftlicher Atmosphäre, und bei gutem Himmel - die Österreicher würden dazu sagen: Das hat uns richtig getaugt :)
Mittig oben sind auch die Sternhaufen M34 und NGC 752 sowie die Galaxie M33 zu erkennen.

22:30 MESZ
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1:26 MESZ
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Auf gehts nach Hause: Bunter Herbstwald am Weg ...
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... ins Tal in Richtung Fladungen
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