Zwei Supernächte in den Nockbergen
- am Parkplatz Eisentalhöhe (2040 m)

Von Montag, den 10., bis Mittwoch, den 12. August 2015:

Ich hatte mir diese Neumondwoche frei genommen, und der Wetterbericht war gerade für Zentral- und Südösterreich sehr vielversprechend.
Und so wählte ich eine Gegend, die ich bisher nur vom Wandern her kannte: Mein erster Spechteltrip in den österreichischen Nationalpark
Nockberge, am Parkplatz Eisentalhöhe (2040 m); ich war allein mit meinem 16-Zöller unterwegs. Von München sind es rund 270 Kilometer,
fast die gesamte Strecke auf der Autobahn, über Salzburg in Richtung Villach. Kurz nach dem Katschbergtunnel ging es über eine Mautstraße
hoch in die Berge, mit einer Einkehr in der schon hochgelegenen Pfandlhütte.

Im Jahr 2000 hatten wir in den Nockbergen eine mehrtätige Hüttenwanderung gemacht: Weiträumige Landschaften, meist sanft geschwungene
Grasberge auf Urgestein, erinnert mich etwas an Schottland; und weiter unten große Lärchen- und Zirbenwälder. Ist was zum Entspannen in
sehr schöner Umgebung, und mit guten Chancen, Murmeltiere nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen :) Und das Wöllaner Nock - am
Südrand der Gruppe gelegen - war von 1987 bis 1990 Standort des ITT's, und an drei dieser Treffs hatte ich auch schon teilgenommen -
lang ists her. Das war oft ein toller Himmel, insgesamt dürfte die Eisentalhöhe aber noch etwas besser sein, weil weiter von den hellen
Kärntner Zentren entfernt.

Von Westen her hinauf in die Nockberge ...

... bis zum Parkplatz Eisentalhöhe auf 2040 m

Warten auf die erste Nacht


Die Wirtin sperrte die Jausenstation an der Eisentalhöhe abends ab, und fuhr heim ins Tal ("Würde sonst gern mal durchs Fernohr schauen"),
und kam erst am nächsten Morgen zurück; oben brennt nachts kein Licht, es war richtig dunkel. Es kamen auch fast keine Autos vorbei,
allerdings war ich unter der Woche oben - wie es am Wochenende mit dem nächtlichen Verkehr ist, weiß ich nicht. Ich war in beiden
Nächten aber nicht ganz allein: Es übernachtete jeweils ein Paar im Wohnmobil, einmal aus Unna (Westfalen), einmal aus Passau. Beide
hatten noch nie richtig durch ein Fernrohr geschaut, geschweige denn im Hochgebirge mit 16-Zoll, und ich bekam ein richtig begeistertes
Feedback: Etwa bei Albireo, h+Chi, M11, M27, M57, M17, Cirrusnebel mit OIII-Filter, M31 und - ganz besonders - bei M13 und Saturn.
Kommentar aus Passau: "Ja Wahnsinn ! Ja bist du deppert ! Des muast seng, kumm her !" So macht Führung am Fernrohr Spaß :)

Das waren zwei Nächte mit hervorragender Durchsicht, völlig trocken, und bis auf einen Saum am Horizont ausgesprochen dunkel; die
Milchstraße kam ganz toll heraus. Die erste Nacht war wie vorhergesagt durchgehend klar, in der zweiten Nacht hatte es anfangs und gegen
Morgen hin ein paar Zirren - insgesamt war die aber auch sehr gut. Der Himmel erinnerte mich an das Wochenende auf der Bielerhöhe 2012,
bei dem ich die Grenzgröße auf fst=7.2 geschätzt hatte; diesmal hab ich es nicht genau gecheckt, ich hatte meine Grenzgrößenkarten nicht dabei.
Das Seeing war zum Teil auch recht gut, bei 300x war die Abbildung mitunter ziemlich scharf, bei 400x allerdings schon mit deutlichen
Abstrichen.


Am 16-Zöller

Blick nach Nordwesten

Ich habe dieses Mal einige planetarische Nebel genauer unter die Lupe genommen: Bei 300x und 400x waren etliche Details bei NGC 40 im
Cepheus, NGC 6905 im Delfin und NGC 6804 im Adler zu sehen; interessant auch der Vergleich zu den sehr detaillierten Zeichnungen auf der
tollen Homepage von Uwe Glahn - Kapitel "Planetarische Nebel - die Uwe in diesen Fällen auch mit 16-Zoll erstellt hat. Bei NGC 40 im Cepheus
dürfte es an Vergrößerung gefehlt haben, während ich bei letzteren Objekten einige von Uwe's Details erahnen konnte: Bei NGC 6905 einige Strukturen,
und nicht zuletzt den Zentralstern, und bei NGC 6804 vor allem die innere Schale mit angedeuteten Aufhellungen. Und gleich nebenan zu NGC 6804
noch der sehr kleine, helle NGC 6803 und - geisterhaft aber klar mit OIII-Filter auszumachen - Abell 62. Und NGC 6781 zeigte bei 140x sehr schön
das nach Norden geöffnete Hufeisen.

Interessant auch die planetarischen Nebel NGC 7048, NGC 6894 - schön als Ringnebel erkennbar - und NGC 7008 im Schwan; NGC 7008 zeigte
bei 300x und 400x sehr eindrucksvolle Details und machte dem Namen "Fötusnebel" alle Ehre - diese drei Objekte sind übrigens bereits gut für
den Zehnzöller geeignet. Und bei NGC 7026 konnte ich bei 300-facher Vergrößerung schon gut die beiden Schalen erkennen.

Außerdem habe ich meinen neuen 2-Zoll UHC-Filter am 21er Ethos Okular ausprobiert (bei etwa 86x), in der Region um den Nordamerikanebel
NGC 7000 und die Nebelregion um Gamma Cygni - mit zahlreichen Details. Und zwischendrin immer auch lockeres "Genuss-Spechteln", und
da ist bei mir wenn möglich auch NGC 891 dabei, dazu etliche andere Galaxien des Herbsthimmels oder reiche Sternhaufen wie NGC 7789.

Zweimal Milchstraße: In der ersten ...

... und in der zweiten Nacht

Am Morgen nach der zweiten Nacht

Der Wetterbericht war für die beiden kommenden Nächte auch noch gut, aber Mittwoch abend wartete ein klassischer
"social event" der VSW, die Perseiden am Sudelfeld - auch bei ausgezeichneter Wetterprognose. Also ging es Mittwoch
morgen wieder heim, um am Nachmittag zu Hause noch bissl vorzuschlafen. Fazit: Wenig Schlaf, zwei richtig gute Nächte,
eindrucksvolle Landschaft, und auch wirklich nette Leute da oben getroffen - wir haben über alles Mögliche geratscht; das hat
mir alles sehr gut gefallen !

Unterwegs am Dienstag

Am "Übertage-Tag" Dienstag habe ich mir vormittags ein ruhiges Plätzchen in einem schattigen Tal ausgesucht, um etwas Schlaf
nachzuholen, und dann noch den nächsten Pass erkundet, mit Mittagessen an der Glockenhütte; auch da wären einige mögliche
Spechtelplätze in der Umgebung.

Die Glockenhütte am zweiten Pass (2027 m)

Am Windebensee


Kleine Wanderung in weiter Landschaft: Auf der Eisentalhöhe (2180 m)

Arnika, Kranzenzian (links) u. Glockenblume (blau)


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